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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS ROYAL
Lyss, 04. Mai 2018

www.circusroyal.ch
55 Jahre Circus Royal – dieses ungewöhnliche Jubiläum feiern Peter Gasser und Oliver Skreinig in diesem Jahr. Seit jeher zu den führenden Unternehmen der Schweiz gehörend, präsentiert man aktuell unter dem Motto „Emotionen“ ein höchst unterhaltsames, sehenswertes Programm. Man versteht es ausgezeichnet, traditionelle Circuskunst in zeitgemäßer Art zu interpretieren.
Auf einem an das örtliche Freibad angrenzendes Rasengelände finden in Lyss die Circus-Gastspiele statt.
Die große goldene Krone auf der hohen Kuppel des cremefarbenen Zeltes, das ein dezentes blau-weinrotes Streifendekor ziert, leuchtet weithin. Das in gleicher Optik gehaltene Vorzelt ist mittels eines Tunnels mit dem Chapiteau verbunden.
Ein dreiteiliges Portal mit dem beleuchteten Namenszug und zahlreiche Lichterketten an Zierzaun und Zelten stimmen mit nostalgischem Flair auf den Circusbesuch ein.
Dem Eingang gegenüber hat der top gepflegte große Holzschindelwagen, der die Circuskasse beheimatet, Platz gefunden. Der umfangreiche Fuhrpark des Circus, komplett cremefarben mit blauen Absetzungen lackiert und mit weinroten Lettern beschriftet, und die Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter sind in langen Reihen abgestellt.
Breiten Raum nimmt die umfangreiche Menagerie ein. Pferden, Kamelen und Rindern sowie den Hunden und Ziegen der Familie Igen stehen auf dem Grasboden weitläufige Paddocks und Stallanlagen zur Verfügung.
Mit dem Verkaufswagen der Restauration und dem Caféwagen sind im Vorzelt zwei weitere gepflegte Tonnendachwagen zu bewundern. Einige Verkaufsstände und ein Biergarten komplettieren die Einrichtung.
Das neunreihige, steil ansteigende Gradin ist komplett mit Stühlen ausgestattet und bietet beste Sichtverhältnisse. Der dreiteilige Artisteneingang aus rotem Samt nimmt den hinteren Zeltteil ein.

Im Prolog erzählt Direktor Oliver Skreinig wie sich ein Circuskind namens Helene stets einen eigenen Circus zu besitzen wünschte. Vor fünfundfünfzig Jahren erfüllte sich der Wunsch der Helene Gasser und erstmals erwachte die Manege ihres Circus Royal zum Leben. Im weiteren Verlauf der Show erleben wir Oliver Skreinig als eloquenten Manegensprecher, der allerlei Informationen für sein Publikum bereit hält und seine Artisten stets ins rechte Licht rückt.
Die drei Paare der „Circus Royal Dance Company“ und die aus Tansania stammende Sängerin Digna Mbepera gestalten das Eröffnungsbild. Mit verschiedenen Auftritten schaffen Ballett und Sängerin den optimalen Rahmen und geben der Show Zusammenhalt und Struktur.
Robert Stipka jr. präsentiert zu Beginn der Nummernfolge zwei Kamele im Zusammenspiel mit zwei Haflinger-Pferden. Souverän lässt der versierte Dresseur die vielfältigen Abläufe ausführen. Abschließend überspringt ein Lama die abliegenden Kamele.
Im zweiten Programmteil sehen wir Robert Stipka jr. mit einer Kamel-Freiheit. Sechs Steppenkamele laufen unter seiner gekonnten Peitschenführung in hohem Tempo ihre abwechslungsreichen Figuren ab.
Die beiden weiteren Darbietungen mit Tieren werden von der Familie Igen gearbeitet.
Zunächst waren neun quirlige Tibet-Terriern zu erleben. Aufmerksam befolgen die Hunde die Anweisungen ihrer Vorführer und voller Spielfreude werden die Sprünge und anderen Aktionen ausgeführt. In flottem Ablauf folgen die zahlreichen Tricks in erstklassiger Ausführung aufeinander. Zu Beginn des zweiten Teils der Show folgt die Ziegenrevue im alpenländischen Stil. Die bestens bekannte Nummer besticht gleichermaßen durch viele vorzüglich gearbeitete Tricks, als auch durch erstklassige Kostüme der VorführerIn und gekonnte Präsentation, gepflegte Requisiten und schwungvolle Begleitmusik. Die Ziegen arbeiten willig und souverän und ein Hirtenhund ist die ideale Ergänzung der Truppe.


Clown Alain Rossi ist mit verschiedenen Reprisen in der Show vertreten. Er versucht sich als Kunst-Golfer, versucht einen von Zuschauern geworfenen Hut auf dem Kopf zu fangen, balanciert eine Pfauenfeder auf der Stirn und möchte mit den Zuschauern mit einem Luftballon spielen – was eine strenge Stallmeisterin unterbindet. Wenig später kämpft er mit einem Fahrrad, das sich allmählich in seine Einzelteile zerlegt. Schließlich beweist Rossi magische Kräfte, indem er ein Stück Seil zum stehen bringt. Doch schon bald führt der Seiltrick zu größeren Verwicklungen.
In einem weiteren Comedy-Act hat Carole Pinder, als Putzfrau kostümiert die Manege reinigend, ihre liebe Mühe mit einem kleinen Terrier. Rasant und scheinbar völlig selbständig agierend mischt der Vierbeiner die Manege auf. Immer wieder wirft er eine Papiertonne um, springt die „Putzfrau“ von hinten an, verbeißt sich in ein Tuch und fliegt an diesem hängend durch die Lüfte. In hohen und weiten Sprüngen setzt er über einen drohend geschwungenen Besen hingweg, ehe das turbulente Treiben mit einem gewaltigen Satz in die Arme der Vorführerin ein Ende findet.

Jongleur Brandon Popov arbeitet zu Beginn seines Auftritts mit Keulen, wobei er sich auch im besonders schnellen drehen der Requisiten versucht. Die anschließenden Routinen werden mit Tennisbällen ausgeführt. Bis zu sieben werden in variantenreichen Mustern beherrscht. Schließlich erfolgen die letzten Touren als Bodenjonglage auf eine schmale, leicht schräg stehende Planke. Auch diese umfangreichen Routinen erfolgen mit drei, fünf und sieben Bällen.
José Munoz, hierzulande von einem diversen Engagements bestens bekannt, arbeitet seine fulminante Nummer nun gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Daniel auf zwei V-förmig gespannten Seilen. Rückwärtssalto und ein Salto durch einen vom Artisten selbst gehalten, mit Papier bespannten Reifen, bilden die Höhepunkte des Auftritts.
Zwei Luftnummern füllen in der aktuellen Show die hohe Kuppel des Chapiteau.
Zunächst arbeitet Thais Ferreira gekonnt am Luftring. Anmutig präsentiert die junge Frau ihre poetisch inspirierte Trickfolge.
Rachel Bauer, Enkelin von Gerd Siemoneit-Barum, arbeitet ihre stimmungsvoll in Szene gesetzte Kür an einem großen, glockenartigen metallenen Requisit. Die sympathische junge Artistin bestreitet ihre erste Saison als Luftartistin und präsentiert in eleganter Weise ihr umfangreiches Repertoire.

Armando Liazeed begeistert mit seiner erstklassigen Handstand-Equilibristik. Gekonnt und in erstklassiger Ausführung werden die vielseitigen und anspruchsvollen Figuren in einer eleganten Choreographie dargeboten. Sprünge im Kopfstand über eine schmale Planke und ein risikoreicher Klötzchensturz sind die Höhepunkte des Auftritts, die das Publikum in ihren Bann ziehen.
Die marokkanischen Pyramidenbauer und Springer der dreizehnköpfigen Truppe Bilal El Moqadem entfachen einen furiosen Wirbel zum Abschluss der Show. In vielen verschiedenen Formationen führen die menschlichen Pyramiden bis zum Drei-Mann-Hoch. Rasant geht es im zweiten Teil des Auftritts zu. Schrauben-, Vorwärts- und Arabersaltos, Flickflacks und Schraubensprünge erfolgen in immer wieder neuen Kombinationen und in hohem Tempo. Abschließend trägt der Untermann der Truppe das Gewicht von acht seiner Kollegen auf seinen Schultern.
Das große Finale bietet dem Ballett und Sängerin Digna Mbepera noch einmal einen glanzvollen Auftritt. Das gesamte Ensemble nimmt in der Manege Aufstellung und wird vom restlos begeisterten Publikum mit frenetischem Beifall gefeiert.