Text und Fotos Friedrich Klawiter
"Melenzias"
Brüssel, 26. Oktober 2013




Peter Schmidt - vom Circusfreund zum Profi-Artisten. So lässt sich kurz und bündig der Werdegang des Berliners Peter Schmidt hin zum Manegenprofi und excellenten Tierlehrer "Melenzias" beschreiben.
Geboren 1964 im damaligen West Berlin, in einer bürgerlichen Familie, verbrachte der junge Peter Schmidt eine  normale Kindheit. Sein Vater und Großvater besuchen sehr gerne und regelmäßig Circusvorstellungen uns so kam er als Kind früh mit der Reise in Kontakt. Er erlebte viele glanzvolle Gastpiele großer Circusunternehmen, deren Name heute längst Geschichte und oftmals beinahe vergessen ist. Doch es waren nicht nur die großen Namen, die den jungen Circusfreund faszinierten, auch die regelmäßigen Besuche bei den ausschließlich im Westteil der geteilten Stadt reisenden Familiencircussen begeisterten den Jugendlichen. Zunehmend mehr Zeit wurde im Circus verbracht, in den Ferien und in Urlaub gab es für ihn nur noch den Circus. Natürlich wurde der Wunsch geäußert nach der Schule „zum Circus“ zu gehen und das Hobby zum Beruf zu machen. Doch wie nicht anders zu erwarten, die Eltern von diesem Gedanken wenig begeistert und so musste der Jugendliche einen „ordentlichen Beruf“ ergreifen, ging in die Lehre und wurde Glaser.

1978 wurde er Mitglied in der „Gesellschaft der Circusfeunde“ und war in der Sektion Berlin aktiv. Schließlich wurde Peter Schmidt 1987 zum Sektionsleiter gewählt. Den größten Teil seiner Freizeit verbrachte der junge Mann inzwischen im Circus Aramannt, arbeitete mit auf der Tournee durch die Berliner Stadtbezirke.
Dann war es soweit - im Alter von fünfundzwanzig Jahren wagte Peter Schmidt den Schritt, gab sein bisheriges bürgerliches Leben auf und ging erstmals mit einem Circus auf Tournee. Als Kutscher von Klaus Kaulis, den er schon seit Jahren kannte, reiste er mit dem Circus Original Renz, der später als „Circus Universal Renz“ firmierte. Insgesamt vier Jahre war er bei diesem Geschäft, davon zwei Saisons bei Kaulis.
Eine eigene Darbietung entstand, „um Akrobat zu werden war ich inzwischen ja zu alt, so blieb nur die Möglichkeit mit Tieren zu arbeiten“. Er entwickelte eine Reptilien und Fakirshow und ein Künstlername war auch bald gefunden. „Fakir Melenzias“ nannte sich Peter Schmidt als Hommage an die gleichfalls aus Berlin stammende Artistentruppe „Melencias“, deren Requisiten sich in seinem Besitz befinden. Das Renz Programmheft vermerkt zu dieser Darbietung: „Melenzias präsentiert Riesenschlangen und verschiedene Gattungen von Krokodilen. Feuer, Musik und Nebel erwärmen die Zuschauer für diese kaltblütingen...Tiere. Orientalische Fakirkünste geben der exotischen Reptilienshow ihre geheimnisvolle Ausstrahlung: Barfüßig über Glasscherben oder konzentriert zwischen Nagelbrett und Krokodil - Melenzias kennt keinen Schmerz“.

Während des Engagements beim Circus Renz lernte der junge Artist seine Frau Danuta kennen, die als Mitglied der Truppe Karat in einer Hand-auf-Hand Darbietung mitarbeitete.
In der Folge arbeitet das Paar in den verschiedensten Unternehmen mit seinen Darbietungen. Im Laufe der Zeit kommt zu der Reptilienshow noch eine Hundenummer hinzu. Frau Danuta arbeitet, mit verschiedenen Partnern, weiterhin akrobatische Darbietungen. Drei Jahre lang reisen sie mit Circussen in Polen, mehrere Saisons geht es mit Karin Ranges „Great Belgium Circus“ in den Benelux-Staaten auf Tournee. Fakir, Drahtseil, Perche, Schlangen- & Krokodilshow und Hunderevue sind die Genres mit denen sie vor ihr Publikum treten. Man arbeitet bei Berolina, im Circus in Warschau, bei Bonanza und Romanza, arbeitet im kurzzeitig existieren Circusfreizeitpark von Karin Range und Arnold Verbruggen in Neufchateau, reist im Jahre 2001 mit Monelly durch Belgien. Die Reihe der Circusnamen, die uns Peter Schmidt als Stationen seiner Karriere nennt, will nicht enden.
Im vergangenen Jahr war das "Duo Melenzias" mit seinen beiden Darbietungen, der „auf komisch“ verkauften Hunderevue und der Reptilienshow, im Circus Gebrüder Pauwels engagiert. In diesem Jahr waren sie, wie auch in der kommenden Saison, im belgischen Aviflora Park zu erleben. Das aktuelle mehrmonatige Winterengagement führte die beiden sympathischen Tierlehrer und Artisten in die belgische Metropole Brüssel. Beim Circus Samuel Pauwels präsentieren sie ihre ideenreiche und temperamentvolle Hundenummer, in der auch ein Huhn seinen großen Soloauftritt hat.
Auch nach den vielen Jahren auf der Reise und den damit verbundenen Mühen, Anstrengungen und der vielen und harten Arbeit hat sich Peter Schmidt die Freude an seinem Beruf bewahrt und würde die Entscheidung über seinen Lebensweg wieder genauso treffen.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Peter Schmidt, der sich zwischen den beiden Vorstellungen des Tages noch die Zeit für das ausführliche Gespräch nahm und uns interessante Einblicke in sein Leben gewährte.



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