Text und Fotos Friedrich Klawiter
Markus Wietkamp
Trier, 26. Juli 2013

Markus Wietkamp ist der "Herr des Lichts" im Circus Roncalli. Er kommt aus Emsdetten im Münsterland und hatte  im Kindesalter die üblichen ersten Berührungen mit der bunten Circuswelt. Der sechsjährige Markus besuchte mit den Eltern erstmals Roncalli und war gleich so begeistert, dass er spontan sagte: „Hier will ich später auch einmal arbeiten“. Doch bis dahin sollte es noch dauern.
Zunächst einmal standen Schule und Ausbildung auf dem Programm und natürlich wurden auch die verschiedenen Circusse, die in der Heimat gastierten besucht.
Der Kinderwunsch, zum Circus gehen zu wollen, geriet in Vergessenheit und eine bürgerliche Existenz wurde aufgebaut. Die Gastronomiebranche war es schließlich, in der Markus Wietkamp in Münster den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Als das Vorhandensein eines Veranstaltungs-Beleuchtungstechnikers nachgewiesen werden musste, absolvierte er zusammen mit seinem Bruder - dieser schloss mit dem Meisterbrief ab - die entsprechende Ausbildung. In der Folge beschränkte man sich nicht auf das führen des eigenen Betriebes; die Brüder Wietkamp gingen darüber hinaus mit vielen bekannten Künstlern auf Tournee und waren für das jeweilige Lichtdesign verantwortlich. So z. B. 1993 bei der Tour von Udo Jürgens. Auch die Flippers und die Kastelruther Spatzen griffen auf das Können und die Erfahrung der Brüder zurück. 

Im Jahr 2003 gastierte der Circus Roncalli in Münster, Markus Wietkamp besuchte natürlich den Circus der ihn schon als Kind faszinierte, kam in Kontakt mit Patrick Philapdelphia und erfuhr, dass Roncalli einen Licht-Operator suchte. Das Interesse an der Fortsetzung der gastronomischen Kariere war erlahmt, so war der Entschluss bald gefasst und die künftigen Partner sich einig. In der folgenden Saison ging Markus Wietkamp dann erstmals mit den Circus Roncalli auf Tournee. Nach einem Jahr Pause kehrte er 2006 zum Circus zurück, wo er den Platz an der Lichtregie bis heute inne hat.
Seinen Traumjob habe er gefunden erklärt uns Markus Wietkamp auf Nachfrage. Das gesamte Paket müsse passen und dies sei für ihn im Circus Roncalli gegeben. Sicherlich gäbe es auch andere schöne und große Circusse, aber dort müsse er für sich zu viele Kompromisse eingehen. Bei FlicFlac z. B. ist es das Konzept der Show, die Düsternis die stört, bei anderen Circussen sind es die häufigen Platzwechsel und das schnelle reisen das ihm nicht entgegen kommt. „Roncalli steht immer ziemlich lange in einer Stadt und noch dazu in solchen, die Einiges zu bieten haben. Da macht es auch Spaß sich außerhalb des Circuszaunes zu bewegen, da gibt es immer etwas zu entdecken und zu erleben“. Auch das, im Vergleich mit den allermeisten Circusunternehmen gemächlichere Tempo bei Auf- und Abbau und der damit einhergehende schonendere Umgang mit dem hochwertigen Material entspricht mehr seiner Berufsauffassung.

„Circus? Niemals!“ antwortet Markus Wietkamp wie aus der Pistole geschossen auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, mit einem eigenen Unternehmen auf die Reise zu gehen. Varieté in einem Spiegelzelt, dass könne er sich schon eher vorstellen. „Allerdings würde ich es anders aufziehen, als die anderen Varietés. Ich würde als Discounter an den Markt gehen“. Mit einem Spaghetti-Buffett und günstigen Preisen, so stellt sich der erfahrene Gastronom vor, wären neue und breitere Besucherschichten zu erreichen.
Doch diese „Pläne“ verweist Markus Wietkamp schnell in den Bereich von Träumereien unter dem Motto „was wäre wenn...“.

Die Zukunft des Circus sieht Markus Wietkamp positiv. „Es wird immer, einerlei wie die Gesellschaft sich entwickelt ein Bedürfnis an Unterhaltung bestehen. Natürlich verändert sich die Art der Nachfrage und somit müssen sich auch die Circusunternehmen bewegen und an die Bedingungen anpassen“. Mit einer Show und Art der Präsentation wie vor fünfzig Jahren sei nun einmal in einer sich immer rascher wandelnden, digitalisierten Welt  kein Publikum mehr zu begeistern. Er selbst liebt erstklassige Raubtier- und Elefantendressuren, wie sie z. B. von René Casselly und den Lacey Brüdern geboten werden. Mit Bewunderung beobachtet er die Leistungen der Tierlehrer sowie den Aufwand und die Mühen, die diese auf sich nehmen um ihren Beruf zu leben. Aber bei aller Freude an diesen und anderen erstklassigen Dressurdarbietungen gehören Tiere für ihn nicht zwingend in ein Circusprogramm und die Zukunft des Circus sieht er eher ohne Tierdarbietungen.

Mit Nachdruck weist Markus Wietkamp darauf hin, dass er, im Gegensatz zu den allermeisten Lichtoperatoren der Branche seinen Beruf richtig erlernt hat. So unterscheidet  sich seine Philosophie bei der Lichtgestaltung von der vieler Anderer. „Zum einen gilt es, die vorhandene Technik optimal zu nutzen und ein stimmiges Konzept zu entwickeln. Das Licht dient immer und ausschließlich dazu, den auftretenden Künstler zu unterstützen und optimal in Szene zu setzen. Es ist niemals Selbstzweck und keine Spielwiese zur selbstverliebten Eigendarstellung des Operators. Man muss nicht stets alle Varianten, die die heutige Technik bietet permanent einsetzen nur um zu zeigen, dass man sie hat.“ Viel wichtiger sei eine ruhige und harmonische Kompositon, die farblich zur Stimmung der Darbietung und zum Kostüm des Artisten passt. So sehe man bei seinem Licht z. B. niemals „harte Kanten“ und scharfe Abrisse, alle Lichtkegel laufen weich und fließend aus.

Der Tourneebetrieb, der Weihnachtscircus im Berliner Tempodrom und die mannigfaltigen Gala-Events sind anspruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben und Bernhard Paul sei ein anspruchvoller Chef der andererseits stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitarbeiter hat und sie tatkräftig unterstützt. Mit seiner derzeitigen Position ist Markus Wietkamp höchst zufrieden. „Mein weiteres Arbeitsleben möchte ich gerne bei Roncalli verbringen“.
Wir bedanken uns bei Markus Wietkamp, dass er sich die Zeit zu diesem ausführlichen Gespräch genommen hat.
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