Text und Fotos Friedrich Klawiter
GABOR VOSTEEN
Herne 21. März 2015


Fröhlich tiriliert nachtigallengleich eine Flöte aus dem Haupteingang des Roncalli Chapiteau und die markante Silhouette von Gabor Vosteen ist im Gegenlicht des Verfolgers zu erkennen. Ein Intermezzo mit einem Logenbesucher – dann gelangt der Musikal-Artist in die Manege und begeistert mit seinem in europäischen Manegen einzigartigen Act.
„Mit diesem Engagement erfüllt sich für mich ein Kindheitstraum“ lässt uns Gabor Vosteen wissen, als wir uns zwischen den beiden Shows des verregneten Tages in der Künstler-Garderobe treffen. „Mein erster Roncalli-Besuch, als kleiner Junge, verzauberte mich so sehr, dass ich unbedingt später Clown in diesem Circus sein wollte“.
Im heimischen Delmenhorst wurden fortan mit Begeisterung alle gastierenden Circusse besucht. Der junge Gabor übte die Kunst des Jonglierens und begeisterte sich für die Magie und plante zwischenzeitlich Ilussionist und Zauberkünstler zu werden.
Wie viele Kinder kam er im Musikunterricht der Schule erstmals mit einer Blockflöte in Berührung und es war aus heutiger Sicht die entscheidende, sein weiteres Leben bestimmende Begegnung. Der Junge war von dem Instrument fasziniert und erlernte das Spiel darauf mit Begeisterung. Er nahm entsprechenden Unterricht und blieb stets bei der Sache. Auch im Alter als eine Flöte als „uncool“ galt, kam es dem Teenager nicht in den Sinn auf zu geben oder ein anderes Instrument zu wählen.
So verwundert es auch nicht, dass der junge Mann, der auch Klavier und Gitarre aber kein anderes Blasinstrument spielt,  nach erfolgreichem Schulabschluss ein Blockflötenstudium an der Musikhochschule in Hannover absolvierte. 

Da die Liebe zur Musik und zum Flötenspiel im Besonderen im Vordergrund stand, war es natürlich ein Wunsch von Gabor Vosteen mit diesem Teil seines Lebens auch seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Zunächst versuchte er Magie, Comedy und seine Musik bühnentauglich zu einem Act zu verbinden. „Doch die Magie ist in diesem Kontext nicht so stark, so dass ich mich darauf beschränkte, ein Programm mit Comedy und Flötenspiel zusammen zu stellen“.
Die Frage nach Vorbildern, die den Werdegang des Künstlers beeinflussten stellt sich nicht, da es Vergleichbares bisher nicht gab. „Blockflöte spielen auf diesem Niveau wird nicht oft geboten und wenn, nicht in dieser Art und Weise. Jedes Kind versucht die Flöte in die Nase zu stecken und ihr einen Ton zu entlocken, aber zwei Flöten mit der Nase und fünf zur gleichen Zeit zu spielen, da ist mir Niemand bekannt, der dies macht oder gemacht hat“.
Noch während seines Musikstudiums traf Gabor Vosteen auf Comedy-Legende Peter Shub, der ihm die ersten Tipps und Ratschläge gab und seine Motivation beflügelte auf diesem Gebiet weiter zu machen. Später, während seiner Theaterausbildung in Brüssel traf er auf Olivier Taquin mit dem er mittlerweile schon in mehreren Programmen zusammen aufgetreten ist.
„Olivier ist ein äußerst sympathischer und hilfsbereiter Kollege, der mir sehr viele Tipps gegeben hat. Über einen längeren Zeitraum hat er mich gecoacht und mir sehr geholfen, mich und meine Nummer weiter zu entwickeln“.
Mit seinem ersten erarbeiteten Programm trat der junge Musical-Clown hauptsächlich in der Varieté-Szene in Erscheinung. Er gastierte u. a. in den verschiedenen GOP Theatern unterbrochen von Auftritten auf  Kleinkunstfestivals. Dort wurde er oftmals mit diversen Preisen belohnt. In der in Frankreich äußerst populären TV-Sendung „Le Plus Grand Cabaret du Monde“ war Vosteen ebenso zu erleben wie auch im Festungsvarieté Koblenz. 
„Vom ersten Augenblick an hatte ich das Ziel, meine Nummer so zu entwickeln, dass sie zu Roncalli passt. Dies war für mich eine Hauptmaßgabe, als ich die Darbietung entwickelte. Der Circus Roncalli hat mich, wie gesagt von meinem Kindheitsbesuch an in seinen Bann geschlagen und in der Mitte dieser Manege wollte ich unbedingt stehen. Ich möchte mit meinen Mitteln, meiner Musik und Comedy den Zauber und die Poesie, die Roncalli bekannterweise ausmacht, transportieren“.

Seinen Lebensmittelpunkt hat der sympathische junge Mann mittlerweile in Berlin gefunden und findet hier mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter zwischen den Gastspielen und Tourneen die nötige Ruhe um seine Akkus wieder auf zu laden. Hier kann er sich auch musikalisch ausprobieren, neue Dinge einstudieren und seine Musik weiterentwickeln. „Meine Frau unterstützt mich und steht voll hinter meinem Tun. Natürlich sind die Trennungen und die zeitweilige Fernbeziehung nicht das angestrebte Ideal, aber das ist oft nicht anders zu organisieren.“.
Natürlich löste die Verwirklichung seines Kindertraumes in seinem Elternhaus, in dem man zwar künstlerische Ambitionen hat – aber nicht in die Richtung Circus, nicht unbedingt helle Begeisterung aus. Die übliche Forderung etwas
„Ordentliches“ zu erlernen wurde laut, aber letztlich das Flötenstudium und der angestrebte Werdegang akzeptiert.

Sein erstes Circusengagement führte Gabor Vosteen auf die britischen Inseln zum englischen Gifford' s Circus. „Es war eine sehr schöne und intensive Erfahrung in diesem sehr schönen, Roncalli sehr ähnlichen, wenn auch kleineren Circus auf Tournee zu gehen. Da gibt es noch die viel beschworene Lagerfeuerromantik und der Circus und das ganze Team waren so, wie Circus oft in Kinderbüchern dargestellt wird“.
Die Frage nach künftigen Plänen, nach Unternehmen oder Veranstaltungen wo er unbedingt gerne arbeiten möchte, lässt der Künstler offen. „Mein größter Wunschtraum, wurde mit meinem Engagement als Clown und Comedian im Circus Roncalli auftreten zu dürfen, inzwischen erfüllt. Nun genieße ich die Zeit im diesem wunderschönen Circus und dann wird man sehen. In jedem Fall werde ich weiterhin mit meinen Flöten und der Comedy unterwegs sein“.
Wir bedanken uns bei Gabor Vosteen für das offene und informative Gespräch und für die Zeit, die er sich für uns genommen hat.




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