Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE Achille Zavatta Fils
Woippy, 04. Oktober 2025

www.cirqueachillezavattafils.com
Der große „Cirque Achille Zavatta Fils“ der Familie Cagniac ist derzeit in Lothringen zu erleben. Noch bis zum Sonntag gastiert man in Woippy, einem Vorort von Metz. Auch mit der aktuellen Show bleibt man dem traditionellen Programm Dreiklang aus Tieren, Clowns und Akrobaten treu und bietet mit der gekonnten und eleganten Präsentation beste und sehenswerte Unterhaltung.
Auf dem Parkplatz eines geschlossenen Supermarktes ist der Circus aufgebaut. Mit Beginn der diesjährigen Tour wurde ein neues Chapiteau in Gebrauch genommen. Die moderne viermastige Konstruktion, die keine Quaderpools mehr aufweist, ist höher und im Durchmesser größer als das bisherige Zelt und wird auf dem vorderen Mastenpaar von einem hohen Lichterbogen gekrönt. Die am Rondell in eleganten Bögen weit nach außen führende Plane trägt ein markantes rot-gelbes spiralförmig verlaufendes Streifendekor und mündet in eine achteckige hohe und spitze Kuppel. Ein Vorzelt in passender Optik ergänzt das Arrangement.
Die eindrucksvolle, prächtig und opulent bemalte große Fassade lädt zum Circusbesuch ein. Lauflichter in wechselnden Farben markieren in der Dunkelheit ihre Konturen und der Zierzaun zeigt sich mit blauem Licht illuminiert.
Der umfangreiche Fuhrpark leuchtet in rotem Lack und ist in großen gelben Lettern mit dem Circusnamen beschriftet. Dicht drängen sich mächtige Zugmaschinen, Sattelzüge und Anhänger, die riesigen Wohnwagenzüge der Familie sowie die Campings der Artisten und die Quartiere der Mitarbeiter um die Zeltanlagen.
Drei Ställe und umfangreiche Freigehege für die zahlreichen Circustiere nehmen den restlichen Platz auf dem Gelände ein.
Eine Seite des Vorzeltes nimmt ein großer üppig dekorierter Verkaufswagen ein. Zu beiden Seiten sind zusätzliche Verkaufstheken angebaut, die das reichhaltige Warenangebot mit frisch zubereiteten Hot Dogs, Pommes Frites und Crêpes komplettieren.
Das Chapiteau zeigt die bestens bekannte Einrichtung – prächtiger Artisteneingang, elegante Logen und das achtreihige Gradin.
Mit Hilfe der gut ausgestatteten Lichtanlage und der leistungsstarken Soundanlage wird die Show erstklassig in Szene gesetzt.

„A la Découverte de notre Histoire!“ ist das Motto der diesjährigen Produktion.
Der Vorhang hebt sich und gibt eine große Projektionsfläche frei, auf der in einer umfangreichen Diashow die letzten fünfzig Jahre dieses Circus und der Familie Cagniac Revue passiern. Dann wechselt die Aufnahme zu einem Video, in dem die jetzige Direktion im Wagen des Familienoberhauptes um einen Tisch versammelt sitzt und über die künftige Richtung nachdenkt. Die jüngste Generation - Enrique, Djersey, Bayron, Anakim und Harper - wird hinzu gerufen und ihr wird die Familienchronik und damit symbolisch die Verantwortung übergeben.
Nun kommen die fünf in die Manege und das Charivari nimmt seinen Verlauf. „Luigi“ verwandelt sich vom Hausmeister in einen Clown und die Artisten zeigen kleine Kostproben ihres Könnens, während das hauseigene Ballett den schwungvollen Rahmen bildet.
Der achtjährige Nachwuchs-Jongleur Anakim Cagniac begeistert sein Publikum auf ganzer Linie. Cool bis ins Mark agiert er gekonnt mit seinem Diabolo und lässt trotz seines jungen Alters bereits große Manegenerfahrung erkennen. Er beherrscht das Spiel mit dem Publikum genauso wie sein Metier und bietet, gemessen an seinem Alter, bereits eine sicher und gekonnt vorgetragene umfangreiche Trickfolge.
Gleich im Anschluss zeigt Tempo-Jongleur Fabrizio Pozos sein Können. Im Schwarzlicht werden zunächst fünf Tennisbälle und anschließend bis zu sieben neongelbe Ringe variantenreich manipuliert. Es folgen vielseitige Routinen mit drei, vier und fünf Keulen und den effektvollen Abschluss des Auftritts gestaltet der junge Mann mit fünf, mittels LED beleuchteten Keulen im völlig abgedunkelten Zelt.
Djersey Cagniac bietet mit ihrem Act an den Strapatentüchern die Luftnummer der Show. Charmant präsentiert der Teenager sein Können mit weiten Flügen durch die Zeltkuppel. In einem flotten Ablauf wird die ansprechende Trickfolge ausgeführt.
Die rasante Rola-Rola Darbietung von Enrique Cagniac ist nun als Pausennummer zu erleben. Die veritable Trickfolge wird temporeich und gekonnt gearbeitet. Keulenjonglage, Seil springen und durchsteigen von zwei Ringen sind die ersten Elemente, ehe das Rollbrett auf einem Basketball und auf einem Turm aus Rolle und zwei Ringen ruht. Schließlich stapelt Enrique sechs Bänkchen unter seinen Füßen und arbeitet sich in beachtliche Höhen.

Zwei umfangreiche Entrées sehen Clown „Luigi“ als Hauptakteur. Im ersten Programmteil steht sein musikalisches Können im Vordergrund. Die strenge „Madame Loyal“ möchte das muntere Treiben unterbinden, doch der Clown packt immer wieder neue Instrumente aus. Er beginnt sein Spiel mit einer Trompete und bald folgt „My heart will go on“ auf Fingerpfeifen. Er nervt mit einem Qäk ton auf einer Klarinette, die ihm in Etappen weggenommen wird und sich als nicht ursächlich entpuppt. Nach einem gekonnten Solo auf dem Saxophon greift er abschließend noch einmal zu seiner Trompete. Im zweiten Auftritt initiiert er mit drei Besuchern einen munteren Boxkampf.
Bayron Cagniac debütiert in diesem Jahr als Clown „Tchico“. Nach einem „missglückten“ Kopfsprung in seinen Pool ficht er – selbstverständlich siegreich – einen heroischen Kampf gegen einen weißen Hai aus.

Die erstklassigen Tiernummern der Direktionsfamilie sind selbstverständlich auch im aktuellen Programm zu erleben.
Zunächst präsentieren Jessy und Carol Cagniac und ihre Töchter die Cavallerie des Hauses. Djersey unterstützt ihre kleine, knapp dreijährige Schwester Harper bei ihrem Auftritt mit einem Pony. Anschließend leitet ihre Mutter Carol ein Welsh-Pony zu seinen Figuren durch vier große Metallreifen an. Ein Sechser-Zug, zwei Friesen und vier goldfarbene Hengste beherrschen ein umfangreiches Repertoire elegant präsentierter Figuren unter der vorzüglichen Peitschenführung von Jessy Cagniac. Pirouetten, Volten, Gegenlauf und andere Figuren werden von dem versierten und vielseitigen Tierlehrer gekonnt präsentiert. Einige erstklassige Steiger sind das ideale Highlight des Auftritts.
Zu Beginn des zweiten Programmteils präsentieren Yannick und Alexandra Cagniac „La Grande Caravane Exotique“. Zunächst stürmen drei Zebras in die Manege vertrauensvoll Leckerli und Streichelheiten von ihrem Tierlehrer entgegen zu nehmen und nach einigen Lauffiguren wechselt das Bild. Vier Steppenkamele laufen in aller Gelassenheit ihre umfangreichen Figuren. Schließlich zieht zunächst ein prachtvoller Stier und danach ein Dromedar seine Bahnen um die auf Tonneaus stehenden Kamele. Abschließen zeigen sich Lamas als geschickte Springer.

Als abschließendes Highlight der abwechslungsreichen Spielfolge sind die rasanten und risikoreichen Aktionen der "Gonzalez Show'z" im Globe of Speed zu sehen. In hohem Tempo gehen die beiden Fahrer zu Werke und jagen auf kreuzenden Bahnen durch die Stahlgitterkugel.
Zum großen festlichen Finale versammeln sich alle Mitwirkenden noch einmal im roten Ring. „Madame Loyal“ verabschiedet ein überaus zufriedenes Publikum und verspricht ein Wiedersehen im nächsten Jahr mit einem völlig neuen Programm, dann wird aus dem Clown wieder der schlichte junge Mann im grauen Hausmeisterkittel. Die Show findet nach rund zwei Stunden Dauer zu ihrem Ende und ein kurzweiliges, hervorragend präsentiertes und besten traditionellen Circus bietendes Vergnügen seinen gelungenen Abschluss.