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Text und Fotos Friedrich Klawiter
WIESBADENER WEIHNACHTSCIRCUS
Wiesbaden, 26 Dezember 2016

www.weihnachtscircuswiesbaden.de
Bereits zum vierten Mal veranstalteten die Brüder Carlos-Giovanni und Roberto Frank den Wiesbadener Weihnachtscircus. Mit großem Engagement hat man sich einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Stadt geschaffen und mit hochwertigen, sehr gut präsentierten Programm die Herzen der Besucher erobert.
Auf dem Festplatz, dem „Gibber Kerbeplatz“, war der schmucke Circus aufgebaut. Zwei Chapiteaux standen hintereinander und zahlreiche Lichterketten sorgten für eine romantische Illumination auf dem Platz. Ein hoher Zaun, dessen Felder mit Spannbändern die mit dem Logo des Circus bedruckt sind, umschließt das Gelände.
Im Foyerzelt herrscht eine angenehme heimelige Atmosphäre. Roter Teppich bedeckt den Boden, roter und weißer Stoff strukturiert die Seiten. Tannengirlanden und Weihnachtsbäume und zahlreiche Lichterketten sorgen für ein festliches Ambiente. Die Kasse ist in einer der Weihnachtsmarktbuden untergebracht, so dass die lange Schlange der Kartenkäufer vor den Unbilden der winterlichen Witterung geschützt ist. Die weiteren Buden nehmen die Circusrestauration, die mit allerlei Leckereien aufwartet, auf. Alfred
Weisheit unterhält die Besucher im Vorzelt mit Livemusik.
Die dekorativen roten – mit weißem Dekor – Logen sind mit bequemen Polsterstühlen ausgestattet und ein fünfreihiges, größtenteils mit Schalensitzen bestücktes, Gradin komplettiert die Sitzgelegenheiten.
Ein großer gebogener Artisteneingang aus dunkelblauem Samt nimmt den hinteren Bereich des Zeltes und bietet auf seiner Empore den Musikern der Circus-Kombo, die das Programm zu allergrößten Teilen in mitreißender Weise live begleiten, Platz.

Mit einer kleinen weihnachtlichen Geschichte beginnt die Vorstellung. Nachdem es dem Weihnachtsmann gelungen ist, sein Rentier „Rudi“, dass schlafend in der Manege liegt, zu wecken, erleben die beiden ihr Weihnachtsmärchen im Circusland. In einem bunten Charivari geben die Artisten kurze Kostproben ihres Könnens und Manegensprecherin Nadja Frank heißt das sehr zahlreich erschienene Publikum „herzlich willkommen“.
Mit einer abwechslungsreichen Jonglage von Karel Berousek startet die schwungvolle Nummernfolge. Zunächst werden große Röhrenkubusse umher gewirbelt. Es folgen im Schwarzlicht Routinen mit neongelb leuchtenden Reifen und kurzen Röhren, die mit Händen und Füßen manipuliert werden. Die etwa zwölfjährige Vivi Berousek zeigt sich als geschickte Bodenjongleurin mit Tennisbällen, ehe ihr Vater zum Abschluss des Auftritts die Tritte zweier leiterartigen Stelzen hinaufsteigt und dabei eine Röhre wechselweise auf seinen Fußspitzen balanciert.

In einer ersten Dressurdarbietung präsentiert Carlos-Giovanni Frank ein munteres Groß-und-Klein. Der ruhig agierende Vorführer lässt eine umfangreiche Auswahl Figuren des Genres in großer Präzision ablaufen. Mit dem tiefen durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen des großen Pferdes und einem gekonnten Steiger des Ponys endet der Auftritt. In einer weiteren, erstklassig ablaufenden Dressurnummer zeigen drei Ziegen und ein Hund ihr erlerntes Können. Die Ziegen laufen u.a. auf einer Rolle und schaukeln auf einer Wippe. Der Hund überspringt bis zu vier Klappstühle.
Im zweiten Programmteil sehen wir Carlos-Giovanni Frank mit der Cavallerie des Hauses. Vier prächtige Friesen werden vom versierten Dresseur souverän und mit sparsamen Gesten vorgeführt. Die vielfältigen Lauffiguren erfolgen in Perfektion. Nur mittels eines kurzen Kommandorufs dirigiert der Vorführer die vier Pferde zum abliegen und kurz darauf lässt er sie in gleicher Weise sitzen. Mit verschiedenen erstklassig ausgeführten Steigern findet der Auftritt seinen idealen Abschluss.

Ein großes Piraten-Schaubild zur Musik aus „Fluch der Karibik“ wird vom hauseigenen Ballett begleitet. Die Familie Berousek bringt vier große Alligatoren in die Manege. Die imposanten Tiere bewegen sich in gemessenem Tempo vorwärts bis hin zur Piste. Ergänzt wird die Reptilienschau durch den Rola-Rola Act des jugendlichen Achim Weisheit. Der junge Mann beherrscht sein Metier sicher und steigt auf dem labilen Untergrund u.a. durch Ringe und stapelt flache Bänkchen unter seinen Füßen zu einem hohen Turm, auf dessen Spitze er die Balance hält. Eine kurze Partnerjonglage mit Keulen im Totenkopfdekor der Brüder Berousek komplettiert diesen Programmteil.

Auch die Comedy kommt in diesem Programm nicht zu kurz. Zunächst sehen Alfred Weisheit mit einer stimmigen und flott vorgetragenen Elvis-Parodie.
Roberto Frank überbrückt als Clown „Charly“ mit seinen Reprisen, u.a. Spiel mit Popcorn, Umbaupausen. Im „Ballerina“-Entrée erleben wir ihn zusammen mit Jeffrey Hein. „Charly“ hat von seinem „Onkel aus Amerika“ eine „lebensgroße Tanzpuppe“ - Virginia Rolandos – geerbt und probiert sie in der Manege aus. Jedenfalls so lange, bis Charly ins Spiel eingreift.
Virginia Rolandos brilliert vor der Pause mit einem heutzutage nur noch höchst selten zu sehenden Kugellauf. Die Darbietung besticht gleichermaßen durch die gezeigten Leistungen und das erstklassige Styling der perfekt aufeinander abgestimmten Kostüme und Requisiten. Nach einigen Tricks – Seil springen, Hula Hoop auf der Kugel, mehrfaches überwinden einer Wippe – zu ebener Erde erfolgt der spektakuläre und riskante Kugellauf über die mehrfach abgewinkelte Rampe, der in eine Höhe von gut drei Metern führt. Publikumswirksam setzt Virginia Rolandos sich und ihre Leistung ins rechte Licht und lässt die Besucher gebannt den Atem anhalten.

Der zweite Programmteil beginnt mit der Raubtierdressur von Karel Berousek. Vier normalfarbene und ein weißer Tiger werden vom tschechischen Tierlehrer in einer tiergerechten und souverän dargebotenen Trickfolge präsentiert. Pyramide mit allen Tieren, Teppich, Hochsitzer, Flaschen- und Balkenlauf und Sprünge gehören zu den gezeigten Elementen, die sich in rascher Folge abwechseln.
Wenig später sind die Brüder Berousek in einer kurzen Kaskadeur-Nummer zu erleben.
Jeffrey Hein überzeugt mit einer leistungsstarken Handstandequilibristik. In erstklassiger Ausführung werden die verschiedenen Handstandfiguren lange und sicher gehalten und Kräfte zehrende Passagen und Posen hervorragend dargeboten. Er bietet einen einzigartigen Schlusstrick. Auf zwei kurze Handstäbe wird frei eine mehrstufige Leiter gestellt, auf deren Spitze Jeffrey Hein eine elegante Handstandwaage ausführt.
Zum Abschluss der Spielfolge bietet Eric Berousek eine veritable Antipoden-Darbietung. Auf einem schweren Motorrad ist die Trinka montiert. Bis zu vier Rollen hält der Artist geschickt in der Luft. Es folgen Routinen mit bis zu vier Basketbällen. Schließlich balanciert Eric Berousek ein leiterartiges Gestell freistehend auf seinen Füßen und lässt einen Ball von Stufe zu Stufe hoch in einen Korb wandern.
Im Finale stellt Sprechstallmeisterin Nadja Frank alle Mitwirkenden noch einmal vor und mit einigen Zugaben verabschieden sich die Artisten vom restlos begeisterten Publikum, dass seine Begeisterung mit frenetischem Applaus Kund tut. Ein höchst unterhaltsames, von einer ambitioniert zu Werke gehenden Circusfamilie zusammengestelltes Programm, dass in einem liebevoll gestalteten Umfeld erstklassig präsentiert wird, weckt bereits heute die frohen Erwartungen an den kommenden, fünften Wiesbadener Weihnachtscircus.