Text und Fotos Friedrich Klawiter
WIENER CIRCUS
Maaseik, 15. November 2025
www.wienercircus.com


60 Jahre Wiener Circus - ein großes Jubiläum feiert das von Ulrich Malter gegründete Unternehmen in dieser Saison. Alljährlich tourt man durch den flämischen Teil Belgiens und inzwischen ist der Wiener Circus der am längsten ununterbrochen existierende Circus des Landes. Mit seiner traditionellen Circus-Show bietet man auch im Jubiläumsjahr dem treuen Familienpublikum echte und beste Unterhaltung in einem gepflegten Ambiente.
In Maaseik präsentiert sich der Circus auf einer großen Grünfläche neben einer Indoor-Sportstätte.
Die Hausfarben blau und weiß, in den Zelte und Fahrzeuge gehalten sind, finden Ergänzung in zahlreichem goldfarbenen Zierrat. Zahlreiche Lichterketten lassen die Dekorelemente funkeln und sorgen für eine zauberhaft romantische Stimmung in der Dämmerung des neblig-trüben Novembertages.
Der große Fassadenwagen nimmt seit jeher den Platz vor dem Circus ein und von seiner strahlend weiß lackierten Front lachen vier großformatige Clownsfiguren den Besuchern entgegen. Goldene Ornamente rahmen die Fassade ein und der davor platzierte Zierzaun trägt auf gedrehten Säulen goldene Löwenköpfe und schwungvolle Lichterbögen.
Die „Wiener Bar“, der Verkaufswagen der Circusrestauration, nimmt eine Seite des Vorzeltes ein und ein Popcornstand sowie eine Fotowand komplettieren die Einrichtung.
Das Zwei-Masten Chapiteau – eine spezielle Konstruktion, die mitsamt der schwenkbaren Masten fest am Transportwagen montiert ist, bildet das Zentrum des Circus. Aufgebaut bildet der Wagen die große runde Bühne, auf der hier gespielt wird. Reich verzierte Logen mit drei Stühlreihen, ein orientalisch dekorierter Artisteneingang und Tribünenwagen mit fest montierten Gradinreihen nehmen das Zeltinnere ein.
Perfektes Licht und erstklassige musikalische Begleitung verleihen der Show des mit guten artistischen Leistungen aufwartenden Ensemble, in Verbindung mit dem nostalgischen Ambiente, einen ganz besonderen Charme.
Opening und Finale wurden von Tamara Khurchudowa kreiert, geben der Show Bindung und einen stimmigen Rahmen.
Die Auguste Leonel Chaves und Leonardo de Vos erobern, vom Haupteingang kommend, als Abenteurer auf der Suche nach einem gefährlichen Ungeheuer die Bühne. Sie stöbern das Versteck auf und besiegen die Kreatur. Nun kommen die Artisten nacheinander auf die Bühne und staffieren die beiden Helden zu Clowns aus.
Die Hunderevue der „Chaves Family“ eröffnet die Nummernfolge. Eine Reihe Vierbeiner verschiedener Rassen gibt sich verspielt und folgt mit Begeisterung den Anweisungen des Vorführers.
Selena Cannone-Chaves, vierzehnjährige Tochter des Hauses hat sich eine harmonische Strapaten-Darbietung erarbeitet. Mit Können, Kraft, einem strahlenden Lächeln und jugendlichem Charme präsentiert die junge Artistin gekonnt ihre veritable Trickfolge.
Erstklassige, mit Hingabe gestaltete Clownerie nimmt immer wieder breiten Raum in den Programmen des Wiener Circus ein. Am Schleuderbrett versuchen sich die Auguste – Leonel Chaves und Leonardo de Vos – zusammen mit Lowell Ukmar mit überschaubarem Erfolg. „Chihuahua“ - unbedingt will Leonel Chaves die CD mit seinem Lieblingslied laufen lassen, doch der Direktor ist anderer Meinung. Großes Rätsel raten verursacht eine Flüssigkeit die aus einem Geschenkpaket rinnt.
Sein musikalisches Talent stellt Leonardo de Vos unter Beweis indem er live auf dem Xylophon den „Circus Renz Galopp“ erklingen lässt. Wenig später versucht er sich als Golfer. Im großen Entree stellen die „Los Claudios“ ihre neueste Erfindung, eine „magische Wunder-Waschmaschine“ vor. Vielerlei Gags und Slapstick bietet das turbulente Spiel, das nicht nur bei den jüngsten Zuschauern lebhaften Anklang findet. Temperamentvolle Live-Musik sorgt zu Beginn und zum Abschluss für den idealen Rahmen des lebhaften Treibens.
Seine Darbietung auf der Rola-Rola absolviert Lowell Ukmar souverän. Sicher und gekonnt wird die umfangreiche und attraktive Trickfolge ausgeführt. Er springt Seil und balanciert auf einer silbernen Kugel mit seinem Brett. Sechs metallene Bänkchen bilden nach und nach einen hohen Turm unter seinen Füßen und zum abschließenden Höhepunkt seines Auftritts stapelt der junge Mann sieben Rollen aufeinander und balanciert sehr sicher auf dem labilen Untergrund.
Vor der Pause manipuliert „Laserman“ die bunten Lichtstrahlen im perfekten Zusammenspiel mit der Musik.
Zu Beginn des zweiten Teil lässt Direktor Ricky Cannone mit Ehefrau Denni Chaves und Tochter Serena den „Wiener Westen“ aufleben. Mit lautem knallen zerlegen Bullpeitschen Zeitungsseiten und rotierende Papierbänder zu kleinen Schnipseln. Dann nehmen die Damen wechselweise ihren Platz vor dem Brett ein und Ricky Cannone platziert die Wurfmesser nahe um ihre Körper. Besonders effektvoll sind die abschließenden Touren mit Messern an deren Griffen massive Flammen lodern.
Noch einmal erleben wir die Direktionsfamilie – nun mit ihrer Magic Show. In hohem Tempo werden die gelungenen Großillusionen vorgetragen.
Der mexikanische Jongleur Pablo Martinez sorgt noch einmal für enormen Wirbel in der Show. In sehr hohem Tempo präsentiert er zunächst sein umfangreiches Können mit silbernen Keulen. Es folgen Routinen mit Tischtennisbällen, die aus dem Mund hoch katapuliert und sicher wieder gefangen werden. Temperamentvoll agiert der Jongleur mit Sombreros und bei seiner Runde durchs Publikum wird auch das Baseball Cap eines Besuches in die Jonglage mit einbezogen. Schließlich wird der letzte Sombrero mit einem wilden Hechtsprung knapp über dem Bühnenboden gefangen.
Miss Christina präsentiert zwei trickstarke und umfangreiche Darbietungen in dieser Show. Zunächst sehen wir sie am Pole. Mit großer Ausstrahlung wird die erstklassig gestaltete Nummer und flott in Szene gesetzte Trickfolge gearbeitet. Im zweiten Programmteil erleben wir sie im Kostüm einer Meerjungfrau an einem als Anker gestalteten Luftapparat. Auch dieser Auftritt bietet feine Artistik und ein umfangreiches Repertoire ansprechender Abläufe.
Gemeinsam mit ihrem Partner bildet sie das Duo „Golden Pyramids“. Als Schlusspunkt der vielseitigen und sehr unterhaltsamen Nummernfolge verblüffen sie mit hochkarätiger Adagio Partnerakrobatik. Scheinbar mühelos werden die kräftezehrenden Tricks ausgeführt und weiche, fließende Übergänge – bei denen die Partnerin nicht den Boden berührt – verbinden die verschiedenen Posen.
Im Finale stellen sich die Mitwirkenden entlang der Bühne auf und kleine rote Lichter „wandern“ von Hand zu Hand und werden schließlich kreuz und quer von einem zum anderen „geworfen“. Bei der Einzelvorstellung zeigt ein jeder Artist noch einmal einen kleinen Illusionstrick. Auf einem LED-Vorhang leuchtet die „60“ auf eine kurze Laser-Show gibt dem Geschehen einen Rahmen. Während auf der Bühne platzierte Ballons den Namenszug „Wiener“ formen.
Traditionell verabschieden Artisten und Direktion persönlich das begeisterte Publikum beim Verlassen des Chapiteau.
Ein Besuch dieses liebenswerten Unternehmens kann man allen, die gerne gute Circuskunst erleben nur empfehlen.