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Text und Fotos Friedrich Klawiter
WIENER CIRCUS
Maaseik, 19. Oktober 2024

https://wienercircus.com
Die Tour des Wiener Circus führt zum großen Teil alljährlich in die gleichen Gemeinden Flanderns. Mit einer traditionellen, modern verpackten und energiegeladenen Circus-Show bietet man seinem treuen Familienpublikum echte und gute Unterhaltung in einem gepflegten Ambiente.
In Maaseik präsentiert sich der Circus auf einer großen Grünfläche neben einer Indoor-Sportstätte.
Blau und weiß sind die frischen Farben des Unternehmens, in denen Zelte und Fuhrpark weithin leuchten. Zahlreiche goldfarbene Dekorelemente unterstreichen das stimmungsvolle Erscheinungsbild. Der große Fassadenwagen dominiert seit eh und je die Front des Unternehmens. Von seiner strahlend weiß lackierten Front lachen vier großformatige Clownsfiguren den Besuchern entgegen und goldene Ornamente rahmen die Fassade ein. Der davor platzierte Zierzaun trägt auf gedrehten Säulen goldene Löwenköpfe und schwungvolle Lichterbögen.
Im Vorzelt hat die „Wiener Bar“, der Verkaufswagen der Circusrestauration seinen Platz. Ein weiterer Verkaufsstand und eine Fotowand komplettieren das Interieur.
Die spezielle Zeltkonstruktion des Wiener Circus besteht aus einem Zwei-Masten Chapiteau, das mitsamt seiner schwenkbaren Masten fest am Transportwagen montiert ist. Aufgebaut bildet der Wagen die große runde Bühne, die hier die Spielstätte ist. Reich verzierte Logen mit drei Stuhlreihen, ein phantasievoll gestalteter Artisteneingang und Tribünenwagen mit fest montierten Gradinreihen sind die bestens bekannte Einrichtung.

Die diesjährige Produktion setzt auf die bewährten Acts des Vorjahres, wobei diese neu inszeniert und choreographiert wurde. Der „kreative Kopf des Circus“, so Direktor Ricky Cannone, der die neue Show inszenierte ist energiegeladene Allround-Artistin Tamara Khurchudowa. Die variantenreiche Artistin hat sich nicht nur eine neue Darbietung erarbeitet, sie trainiert darüber hinaus die Tochter des Hauses in Luftakrobatik und hat das Opening und das Finale mit ideenreich zu eindrucksvollen Elementen des Programms gemacht.
Die guten artistischen Leistung des Ensembles erhalten durch die stimmungsvolle Atmosphäre, durch perfektes Licht und hervorragende musikalische Begleitung einen ganz besonderen Charme.
Die Auguste Leonel Chaves und Leonardo de Vos erobern, vom Haupteingang kommend, mit lautem Hallo die Bühne und stören das Trompetenspiel von Lowell Ukmar. Schon bald kommen andere Ensemble-Mitglieder hinzu und lassen, mit mitgebrachten Schuhen und Kleidungsstücken, die beiden Störenfriede zu Clowns werden. Damen in Gipsykostümen mit lodernden Fackeln reihen sich in das Bild und aus dem Opening entwickelt sich Fakir-show des Duo „Gipsy Fantasie“. Abwechslungsreiche Feuerspiele – beide Akteure löschen Fackeln im Mund, halten die Flamme lange auf der Zunge – ziehen die Besucher in ihren Bann. Schließlich lässt der Fakir meterhohe Feuersäulen aus seinem Mund aufsteigen.
Der junge Tempojongleur Joshua tritt im spanischen Flamenco-Habitus vor sein Publikum. Eine „Gitarre“ tanzt zu Beginn seines Auftritts auf den Devil Sticks. Weiße Ringe und weiße, in Beuteln am Gürtel gefangene Bälle bestimmen die folgenden Routinen. Variantenreiche Touren mit silbernen Keulen bilden den Höhepunkt des Auftritt.
Selena Cannone-Chaves, zwölfjährige Tochter und ganzer Stolz des Hauses hat eine harmonische Darbietung an den Strapaten einstudiert, die die junge Artistin souverän und gekonnt zu Gesicht bringt.

Die Clowns verbreiten mit ihren erstklassig gespielten Reprisen Heiterkeit. Leonel Chaves hat eine neue großartige Erfindung dabei – eine Spülmaschine, die weder Wasser, Spülmittel oder irgendeine Art von Energie benötigt und trotzdem für blitzblankes Geschirr sorgt.  „Chihuahua“ fragt der August ins Rund und möchte seine CD abspielen lassen, doch der Sprechstallmeister ist anderer Meinung.
Sein musikalisches Talent stellt Leonardo de Vos unter Beweis indem er live auf dem Xylophon den „Circus Renz Galopp“ erklingen lässt. Natürlich sind die beiden Spaßmacher auch in der Clownsformation „Los Claudios“, gemeinsam mit Lowell Ukmar und Direktor Ricky Cannone – der den seriösen Part übernimmt - zu erleben. In diesem Jahr spielt man das Spukschloss-Entrée. Liebevoll ausgestattet und inszeniert nimmt der bekannte Ablauf seinen Gang. Die Auguste stacheln die Kinder immer wieder zu lautstarkem Mittun an und es herrscht ein enormes Hallo im Zelt. Mit temperamentvollem gemeinsamen musizieren klingt das Entrée harmonisch aus.
Gleichfalls der Sparte Heiterkeit entstammen die tanzenden Teller von „Koch“ Giody.

Die Hunderevue der „Chaves Family“ eröffnet rasant zu den Klängen des „Anton aus Tirol“ den zweiten Teil der kurzweiligen Show. Eine Reihe Vierbeiner verschiedener Rassen gibt sich verspielt und folgt mit Begeisterung den Anweisungen der Vorführer
„Laserman“ manipuliert die bunten Lichtstrahlen im Zusammenspiel mit der Musik perfekt.  Viele begeisterte Ausrufe legen ein beredtes Zeugnis ab, das dieses Element des modernen Circus beim Publikum großen Anklang findet.
Zwei Darbietungen präsentiert Tamara Khurchdova in dieser Show. Zunächst sehen wir ihren bestens bekannten Antipoden-Act bei dem sie kleine, leuchtend orange bzw. grüne Teppiche temporeich über Hände und Füße wandern lässt. Mehrfach lässt sich die Artistin, völlig ungesichert – rücklings in einem Hüftgurt hängend, bzw. mit einem Fuß in einer offenen Schlaufe – während der Jonglage hoch in die Kuppel ziehen.
Neu erarbeitet hat sich die vielseitige Artistin, die wir in den unterschiedlichsten Genres erleben durften, einen geheimnisvollen Magic Act. Mystisches Licht und Nebel bilden den geeigneten Rahmen für die Manipulationen. Scheinbar aus dem Nichts erscheinen zahlreiche Schirme unterschiedlichster Größe und „bevölkern“ die Bühne. Immer wieder wandeln sich schlichte weiße und rote Tücher, die die Magierin manipuliert in immer wieder neue Schirme. Mehr als vierzig seien es, lässt sie uns wissen, als schließlich zwei große Sonnenschirme den Höhepunkt des Auftritts bilden.

Die finale Darbietung sieht Lowell Ukmar, den jüngeren Bruder von Joshua, in Aktion. Sein Können auf der Rola Rola, wie z.B. Seil springen und die Balance auf einem Ball wird der sehr sicher und gekonnt ausgeführt. Sechs metallene Bänkchen türmt er unter seinen Füßen auf der Rola aufeinander und abschließend bilden sieben Rollen den labilen Untergrund, auf dem die Balance sicher gehalten wird.
Direktor Ricky Cannone leitet auf seiner goldenen Trompete das Finale ein und die Artisten verteilen Wunderkerzen an die Logengäste. Alle Mitwirkenden geben kleine Zugaben und rufen ihren Auftritt noch einmal in Erinnerung. Traditionell verabschieden Artisten und Direktion persönlich das begeisterte Publikum beim Verlassen des Chapiteau.
Ein Besuch dieses liebenswerten Unternehmens sollten alle, die gerne gute Circuskunst erleben nicht versäumen.