Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS AUF DEM WASSER – WATERLAND
Gummersbach, 05. Juli 2025
https://waterlandcircus.de


„Circus auf dem Wasser“, mit dieser Show ist die polnische Waterland Sp. z o.o. nun im zweiten Jahr hierzulande auf Tour. Mit einem ukrainischen Artistenensemble wird das Konzept einer Wassershow konsequent umgesetzt. Beim Publikum findet diese Art Circus offensichtlich Anklang.
Auf dem Circusplatz in Gummersbach waren die rot-weiß gestreiften Zeltanlagen aufgebaut. Das Vier-Masten Chapiteau findet Ergänzung in einem optisch passenden Vorzelt und einem Garderobenzelt. Ein kombinierter Kassen- und Durchgangswagen mit aufklappbarer Fassade bildet die Front des Unternehmens. Große hohe Zaunelemente, die auf Spannbändern das Plakatmotiv des Circus zeigen, flankieren den Frontwagen. Die Transportfahrzeuge sind ringsum abgestellt. Die Wagen sind in einem hellen Gelbton gehalten und mit dem Circusnamen – in roten und blauen Lettern – beschriftet.
Im Vorzelt haben der Verkaufswagen der Circusrestauration auf der linken und ein weiterer Stand auf der rechten Seite ihren Platz.
Ein neunreihiges Gradin, dessen beiden untersten Reihen mit Schalensitzen ausgerüstet sind, steht den Besuchern im Spielzelt zur Verfügung. Auf Logen wird verzichtet, so dass ein breiter Gang zwischen Gradin und Wassermanege entsteht. Die hohe Außenseite des Bassin ist ringsum mit Videopaneelen besetzt, auf die während der Show abwechslungsreiche Bilder projiziert werden. Die mittig im Bassin platzierte Insel ist mit einer größeren Bühnenfläche ergänzt, die das hintere Viertel des Bassins überdeckt.
Die umfangreiche Lichtanlage hängt an Traversen, die rings um die Masten ein großes Viereck bilden sowie an zwei zentral in der Kuppel hängenden Ringen. Zu beiden Seiten des Artisteneingangs sind an metallenen Stellagen weitere Beleuchtungskörper platziert. Der Artisteneingang entpuppt sich während der Show als Grundgerüst der Trampolinwand und eine sehr schlichte blaue Plastikplane bildet die Gardine.
Das Lichtdesign der Show zeigt sich schlicht, man bevorzugt oftmals eine schummerig blaue Ausleuchtung, und der Einsatz des Verfolgers geschieht eher sporadisch – immer dann wenn der Bediener nicht mit anderen Arbeiten beschäftigt ist. Für Lichteffekte sind die Leuchten seitlich des Artisteneingangs zuständig, doch oft blenden sie stark und erschweren den Blick auf das Geschehen.
Die musikalische Begleitung der Show ist beliebig. Sie deckt einen weiten Bereich von dramatischen bis rockigen Arrangements ab, die wenig Abstimmung auf die Darbietungen erkennen lassen.
Die Show ist sehr kompakt in Szene gesetzt. Alle Auftritte, außer der Clownerie, werden vom Ballett, das stets in neuen und stimmig ausgewählten Kostümen agiert, im Wasser und auf der Bühne begleitet. Diese optische Aufwertung lässt die Show in weiten Teilen an Publikumswirksamkeit gewinnen.
Viele Darbietungen sind sehr kurz - bei einer durchaus überschaubaren Trickstärke - gehalten und gewinnen durch den Verkauf mit Wasser und Ballett deutlich.
Das Design der Fontänen bleibt während der kompletten Vorstellung gleich, nur die Höhe der Strahlen vom Pistenrand variiert.
Alle Umbauten und Requisitenwechsel finden während laufender Nummern statt, so dass es keine „dunklen Momente“ gibt.
Information zu den Artisten gibt keine, so dass die sechzehn Personen die sich im Finale auf der Bühne einfinden für die Besucher völlig anonym bleiben.
Mit Beginn der Show wird es allmählich Tag über der Bühne und die Gruppe der Artisten, in Pyjamas und mit einem Kopfkissen ausgestattet, erwacht aus dem Schlaf und eine junge Frau zeigt ihr Können an den Strapaten.
Gleich darauf sehen wir ein Paar auf einem relativ flach über dem Bassin gespannten Hochseil. In dem kurzen Auftritt zeigt die Artistin, die sich permanent mit einer Hand an ihrer Longe festhält, einen Spagat. Ihr Partner sitzt auf dem Seil ab, zeigt eine weitere Balancepose und überquert das Seil mit verbundenen Augen.
Große Beweglichkeit demonstriert eine große und äußerst schlanke Artistin bei ihrer Kontorsion-Darbietung, während das Ballett in hübsch anzuschauenden Flamingo-Kostümen den Rahmen bildet.
Akrobatik im Luftnetz und eine Seifenblasen-Show sind die nächsten Darbietungen ehe wir mit einem Duo am Chinesischen Mast den akrobatischen Höhepunkt des ersten Programmteils erleben. Die attraktive Trickfolge sieht beide Partner als Porteure.
Die anschließende Feuershow wird von vielen Akteuren im Wasser und auf der Bühne bestritten. Twirlings und brennende Bälle wirbeln und Fackeln lodern hell.
Wer nun mit dem Beginn der Pause gerechnet hatte, diese wäre auf Grund von Qualm und Gestank durch das Feuer sehr angebracht gewesen, irrte. Es folgte zuvor noch ein Act an der Russischen Schaukel, von der weite Sprünge in ein Netz über dem Wasser führten.
Clown Booba, vor zwei Jahren in Weisheits Weihnachtscircus in Lachen-Speierdorf zu erleben, interagiert mit großer Bühnenpräsenz mit dem Publikum. Er animiert und dirigiert den Applaus, initiiert eine Limbo-Show und vermehrt als Magier auf wundersame Weise Flaschen. Zigarrenkisten werden – in der Waagrechten – gestapelt und ein Mitspieler aus dem Publikum soll es dem Meister gleichtun. Der Kandidat erweist sich als durchaus geschickt, doch muss er dem Profi den Vortritt lassen und dieser zeigt hernach, das mit genügend Anpressdruck und hoher Geschwindigkeit beim hinzufügen wesentlich mehr möglich ist. Schließlich bietet Booba bei der Trampolin-Nummer einige Kaskaden und Gags.
Zwei Herren arbeiten eine kurze Kür am Reck – dann folgt eine der stärksten Darbietungen der Show. Der harmonische Auftritt eines Duos an den Strapaten findet in der besuchten Vorstellung allerdings ein jähes Ende. Der männliche Part sackt nach einem Trick auf der Bühne kurz ohne Bewusstsein zusammen und musste hinaus geführt werden.
Nach zwei weiteren Auftritten, einer kurzen Kubusjonglage von vier Herren und einer Luftnummer an einem ballförmigen Requisit, steht der Höhepunkt der Show an.
Ein formidabler Perche-Act wird erstklassig mit Unterstützung des Balletts in Szene gesetzt. Zunächst arbeiten zwei Artistinnen parallel an sehr hohen Perchestangen. Highlight der Darbietung sind Loopings auf einem Fahrrad in einem Kessel an der Spitze einer Schulterperche.
Als letzte Nummer der Show ist der Auftritt an einer Trampolinwand zu sehen, die nahtlos in das Finale aller Mitwirkenden übergeht. Eine Ansage vom Band dankt für den Besuch und verabschiedet das zahlreich erschienene Publikum. Dieses drückt mit lebhaftem Beifall, hier und da mit Standing Ovations, seine Zufriedenheit mit dem Gebotenen aus und auch die Selfies, für die Clown Booba im Vorzelt zur Verfügung steht, erfreuen sich großer Beliebtheit.