Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS UNIVERSAL RENZ
Bochum, 16. Februar 2013


www.universal-renz.de
Der Circus Universal Renz reist im Winter durch, so dass man wenige Tage nach dem Ende des Weihnachtscircus in Duisburg wieder auf Tournee war.
Mit Beginn der neuen Saison hat der Circus Universal Renz seine kompletten Zeltanlagen erneuert. Chapiteau und Vorzelt erstrahlen wie gewohnt in den Farben weiß und gelb. Das moderne Streifendesign fügt sich auf der Dachplane zu großen Rauten. Der kürzlich angeschaffte Büroauflieger und der modernisierte Kassenwagen bilden zusammen mit dem hohen Zaun und den romantischen Lichterketten die Front. Eine elegante cremeweiße Lackierung, die das bekannte silber des Fuhrparks ablösen soll, war schon auf einigen Fahrzeugen zu sehen. Die Stallzelte und großzügig bemessenen Freigehege der umfang- und artenreichen Menagerie füllen einen großen Teil des Geländes. Der restliche Raum ist den Wohnwagen der Mitarbeiter und Artisten vorbehalten.
Die Innenfarbe der Zelte ist nun dunkelrot. Verkaufsstände im Eingang, großes Gradin und Logen, sowie der Artisteneingang aus rotem Samt mit der mittigen Bühne – die Einrichtung des Chapiteau wurde unverändert beibehalten.

Direktor Daniel Renz präsentiert zu Programmbeginn eine Freiheitsdressur mit fünf Friesen. Gekonnt, mit eleganter Peitschenführung ruft er die vielfältigen Lauffiguren der prächtigen Rösser ab. Mit dem tiefen Durchbeugen des Kopfes zwischen die Vorderhufe eines der Hengste erreicht die Darbietung ihren Höhepunkt. Im Verlauf des Programms präsentiert der charmante Chef des Hauses eine weitere Freiheitsdressur. Nun sind es drei Palominos und drei braune Araber die unter seiner Anleitung ihr Repertoire zu Gesicht bringen. Hier sind besonders die erstklassigen gegenläufigen Passagen erwähnenswert.
Darüber hinaus erleben wir den Herrn Direktor Daniel Renz selbstverständlich als eloquenten Moderator der Show, der mit seinen, mit viel Humor gewürzten Ansagen, immer auf der Höhe der Zeit ist.
Daniel Renz junior ist gleichfalls zweimal mit Dressurdarbietungen in der Manege präsent. Zunächst lässt er fünf Kamele in einer abwechslungsreichen Dressurfolge ihr Können zeigen. Traditionell laufen abschließend einige Lamas eine Runde zwischen Logen und Gradin, bevor sie zusammen mit mehreren Eseln die Manege bevölkern.
Als Pausennummer präsentiert der Junior die beiden afrikanischen Elefanten „Dehli“ und „Mausi“ des Circus Universal Renz. Temporeiche Laufarbeit, Tricks auf den Tonneaus und akrobatisches Können, wie zum Beispiel hochsitzen, erfolgen in raschem Wechsel.

Emy Velcova zeigt uns eine rasante und temperamentvolle Hula Hoop Darbietung. In hohem Tempo agiert die sympathische Artistin, die eine enorme Anzahl akrobatischer Tricks in diese Nummer integriert hat. Gekonnt lässt sie die Reifen kreisen und an ihrem Körper auf und ab wandern. Können, Tempo und Ausstrahlung heben diesen Auftritt deutlich vom oftmals Gebotenen des Genres ab.
Zusammen mit ihrem Partner David bildet sie das Duo Kovatchevi, dass mit einer erstklassigen Arbeit am Washingtontrapez immer wieder zu überzeugen versteht. Vielerlei gekonnte Balancen werden solo und auch im Zusammenspiel der Partner geboten. Sowohl am ruhenden, als auch am weitausschwingenden Trapez begeistern die beiden Artisten mit ihrer risikoreichen und ungesichert vorgetragenen Trickfolge.
Clown Marco Biasini unterhält sein Publikum in mehreren Reprisen in bewährter Weise. Zunächst versucht er sich Golfspieler, der die unglaublichsten Kunstschläge ausführend, den „Ball“ stets sicher in einer Plastiktüte auffängt.
Ein Zuschauerpaar wird vom Clown in der Manege auf eine „Motorrad-Tour“ mitgenommen und die beiden sind eifrig bemüht, es ihrem Profi-Partner gleich zu tun. Schlußendlich werden sie von „Vater Marco“ miteinander verheiratet.
Schließlich bringen Direktor Daniel Renz und Marco Biasini ihre eigene Version des „verbotenen musizierens“ zu Gesicht. Mit unbändiger Spielfreude und großem Improvisationstalent wird in der Manege zum Gaudi der Besucher agiert. Natürlich obsiegt die „Autorität“ und wieder einmal endet ein CD-Player in einer Mülltonne.

Dieter Dittmann sorgt mit seinen ungeheuer trickstarken Tigerdressur für einen der Höhepunkte des Programms. Versiert und mit sichtbarer Freude an seiner Arbeit präsentiert der erfahrene Meisterdompteur eine enorme Anzahl erstklassiger Tricks. Verschiedene Hochsitzer, Teppich und gegenseitiges überspringen der Tiger, Pyramide und Balkenlauf sind einige Beispiele. Ein selten zu sehender Variantenreichtum an Sprüngen – über einen Hochsitzer hinweg, durch einen Tunnel, am Käfigrand über die anderen Tiere hinweg, über die Tigerbar und mehrere verschiedene Sprünge durch einen Handreifen – erfolgen mit Präzision und werden von einem Sprung durch den Peitschenbogen über den Vorführer ergänzt. Mehrere eindrucksvolle Steiger und Hinterbeinläufer runden diese hervorragende Darbietung in idealer Weise ab.

Für die spektakulären artistischen Höhepunkte des Programms sorgen die Columbian Stars. Zu dritt bieten sie auf dem Hochseil  Nervenkitzel pur. Der Aufgang über die Schrägseile erfolgt direkt über den Köpfen der Zuschauer. Eine umfassende Trickfolge wird als dann auf dem hohen Seil gearbeitet. Überspringen von einem und zwei Partnern, Bocksprung und Zwei-Mann-Hoch wechseln sich mit riskantem tänzeln und Seil springen ab. Die gesamte Darbietung wird ohne die geringste Sicherheitsvorkehrung absolviert, inklusive des spektakulären Abschlusses. Eine Dreier-Pyramide wird mit freiem Stand auf einem Stuhl, der auf einer Stange die auf den Schultern der Untermänner ruht, gekrönt.
Vor dem Finale zeigen die Columbian Stars ihr Können zu Ramstein-Klängen im Globe of Speed. In der nur fünf Meter Durchmesser messenden Stahlgitterkugel sind schließlich vier Fahrer zur gleichen Zeit unterwegs. Im abgedunkelten Zelt leuchten nur noch die blauen LED-Lämpchen, die an den Konturen der Maschinen angebracht sind und die tollkühnen Fahrer jagen auf kreuzenden Bahnen dahin.
Zum Finale stellen sich die Artisten entlang der Piste, rings um die Motorradkugel auf und nehmen den frenetischen Applaus, der in Standing Ovations mündet, entgegen. Direktor Daniel Renz bedankt sich ausführlich bei seinem Publikum für den zahlreichen Besuch.

Zweieinhalb Stunden bester traditioneller Circusunterhaltung bietet das mitreißend schwungvolle, vom klassischen Dreiklang – Artisten, Clowns und Tiere -  geprägte Nummernprogramm, dass in raschem Ablauf schnörkellos präsentiert wird. Direktor Daniel Renz verharrt vorn auf der Piste, bis auch der letzte Besucher, von denen viele die Gelegenheit wahrnehmen sich mit ein paar persönlichen Worten für das Gebotene zu bedanken, das Zelt verlassen hat.

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