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Text: Friedrich Klawiter, Fotos: Friedrich Klawiter (2), The Hole (12)
THE HOLE
Köln, 22. Mai 2016

http://theholeshow.de
„The Hole“, die weltweit gefeierte Kult-Show aus Spanien, feierte am Sonntag ihre umjubelte Deutschland-Premiere in Köln. Die Besucher erwartet eine Mischung aus Cabaret, Burlesque, Musik, spektakuläre Artistik und Comedy. Hier küsst jeder jeden, es gibt blanke Brüste, sehr viel nackte Haut und rattenscharfe Sprüche. Mitten im frivolen Treiben von „The Hole“ („Das Loch“) begeistert Mister "voll normaaal" Tom Gerhardt als Master of Ceremonies im rasanten Mix der Revue.
Die schneeweißen Zeltanlagen sind auf einem Parkplatz der Köln Messe aufgebaut. Das Cabaret-Zelt, ein großes Vier-Masten-Chapiteau ist mit einem optisch passenden Foyerzelt kombiniert. Zwei Sattelzüge, die mit Spannbändern, die Akteure der Show zeigen, dekoriert sind, bilden die Front des Unternehmens. In einem in gleicher Weise gestalteten Container ist die Kasse untergebracht. Ein zweiflügeliges schwarzes Tor, es ist mit einem überdimensionalen Kussmund – dem markanten Logo der Show - geschmückt, gewährt Einlass in die Zeltanlagen. Die übrigen Seiten des Geländes sind mit einem hohen Zaun, der komplett mit Spannbändern versehen ist, umgeben.
Das im Innern schwarze Vorzelt zeigt sich puristisch. Überlebensgroße Abbildungen der Mitwirkenden, zwei Getränkestände, Stehtische und ein erhöhtes DJ-Pult – eingerahmt von einem Kussmund – verteilen sich im Raum. Ein roter Teppich führt zu einem Fotopoint an dem die zahlreichen Premieren-Fotografen Gelegenheit haben, die reichlich vertretene Prominenz gekonnt abzulichten.
Eine große Theaterbühne beherrscht das Cabaret-Zelt. Ihre Rampe befindet sich in Höhe der hinteren Masten und ein schmaler Steg ragt einige Meter weit in den Zuschauerraum hinein. Das Zelt ist komplett mit einem Holzboden ausgelegt und im Zentrum mit mehreren Reihen kleiner Tische und Stühlen ausgestattet. Dahinter erhebt sich Schalensitzgradin mit dreizehn Reihen.
Die mit einem schlichten roten Vorhang verschlossene Bühne offenbart zu Showbeginn ein üppiges Bühnenbild, dessen zentrales Element der große rote Kussmund mit dem dahinterliegenden „Hole“ bildet.

Die der Show zu Grunde liegende Story lässt sich flott erzählen. Der extravagante Master of Ceremonies - kurz MC - hat eine neue, seine vielleicht letzte und  auch größte Liebe in der Ratte Ramona gefunden. Um diese rattige Ratte Ramona zu betören hat er die freakigsten Gäste ever zu einer Party in seinem opulenten Anwesen eingeladen. Ihr zu Ehren wird das mitreißende Spekatakel aus Burlesque, Artistik und Comedy veranstaltet. Der MC erzählt seinem Publikum in dieser rasanten Revue aus seinem vor Erotik, Wildheit und Abenteuer strotzenden Leben.
Tom Gerhardt reüssiert in Köln in dieser Rolle, einer Mischung aus Hugh Hefner und Dr. Frank N. Furter, zusammen mit Künstlern und preisgekrönten Spitzenartisten aus aller Welt.

Der Vorhang öffnet sich, das Publikum begegnet dem hedonistischen MC und seiner neuen Liebe, der Ratte Ramona. Dem veganen, ayurvedisch lebenden Tier mit den schönen Augen ist der MC vollkommen verfallen.
In vier umfangreichen Auftritten erzählt der Master of Ceremonies ausgiebig von seinem unerhörten Vorleben. Mit Witz und Ironie reflektiert er über Gott und die Welt, gesellschaftliche Grenzen, Tabus und buntes Treiben. Zur Pause fordert der MC alle auf: "Dreht euch von den Partnern weg zu eurem Nachbarn um. Sagt: Ich liebe Dich. Ich will Dich poppen!". "The Hole" ist nichts für prüde Gemüter. Das Publikum muss einiges aushalten. Es wird angemacht, berührt und geküsst.

Die ausgeflippten Gäste des MC zeigen was sie zu bieten haben - allen voran der sexgierige "Pony Loco" -  Ignacio Sánchez. Er lässt sein "bestes Stück" mächtig wirbeln - auf der Bühne, in der Luft und im Publikum. Der argentinische Inline-Skater mit dem Körper eines Modellathleten beherrscht nicht nur sein Metier auf den Rollen perfekt, er liefert sich zudem einen Striptease-Wettkampf mit der burlesquen "Dame des Hauses" die Vinila von Bismark spielt. Im Schwarzlicht entledigt sie sich vor einem fluoreszierenden Paravant ihrer knappen Kleidungsstücke und verteilt anschließend, vor einem schwarzen Hintergrund, fluoreszierende Flüssigkeit in zweierlei Farben auf ihrem Körper.
Die vier singenden Butler sorgen mit viel Humor und hervorragendem A-Cappella-Gesang - von Michael Jackson bis "Viva Colonia" -für perfekte Abläufe.
Die "Supergirls" Aranzazu Fernández und Mónica Riba, sie scheinen einem japanischen Manga-Comic entsprungen, begeistern mit freizügiger und hervorragender Strapaten-Akrobatik. Zahlreiche hochkarätige Tricks des Genres werden in exzellenter Ausführung geboten.
Die Peres Brothers begeistern und faszinieren das Publikum mit ihrer extrem leistungsstarken Hand-auf-Hand Darbietung. Anspruchsvollste Abläufe werden mit beeindruckender Selbstverständlichkeit und scheinbar mühelos von den in Monte-Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichneten Brüdern absolviert.
"Super Gold" - Charlie Placais - versetzt als Latin Lover die Besucher mit seinem fulminanten Strapaten-Act in atemloses Staunen. Mit ungeheuer kraftvoller Eleganz werden die weiten Flüge und vielseitigen hochkarätigen Tricks vorgetragen.
Julio Bellido vereinnahmt die Herzen im Auditorium als der "Rote Ball" und mit markanter Stimme intoniert er ein wunderschönes Liebeslied.
Dilorom Abdulaeva bietet als "Dylia" hervorragende Akrobatik am Luftring. Die Marilyn Monroe mit der Rubensfigur verblüfft mit enormer Beweglichkeit und begeistert dank charismatischer Ausstrahlung und mit großem artistischem Können.
Das Duo Flash arbeitet seine dynamische und dank vieler tänzerischer Elemente leicht und flüssig vorgetragene exzentrische Akrobatik scheinbar jenseits der Gesetze der Schwerkraft. Die beiden Ukrainer Yefrem Bitkine und Yevgeny Dashkivskyy, ihre Karriere nahm einst beim European Youth Circus Festival in Wiesbaden ihren Beginn, verblüffen immer wieder mit ungewöhnlichen Kombinationen ihrer exzentrischen Akrobatik.

"The Hole" ist sexy, komisch und völlig verrückt, zugleich auch ein Tribut an die Toleranz und ein Aufruf das Leben in vollen Zügen zu leben. Der MC und seine Freunde zeigen, dass selbst das bizzarste Treiben okay ist, solange niemand dabei verletzt wird um man es genießt.
"The Hole"- eine unorthodoxe Show randvoll mit Sex-Appeal, exzellenten artistischen Acts, frechem Witz und mitreißender Lebensfreude.
Wünschen wir der Show den Erfolg, den sie wahrlich verdient hat.