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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE SUR L' EAU
Metz, 15. März 2014

www.cirquesurleau.com
Der „Cirque sur l' Eau“   ist eine der Circus-Einheiten, die die "SARL Arena Production" von Direktor Raoul Gibault durch Frankreich touren lässt. Der „Circus unter Wasser“ reist überwiegend im Süden unseres Nachbarlandes und war nun erstmals in Ostfrankreich unterwegs.
Ein Sattelzug mit pink-violettem Streifenmuster und bunten Leuchtelementen obenauf ist das zentrale Element der Front und beherbergt die Kasse. Die Schiebeplanen eines weiteren Sattelzuges zeigen auf einem blauen Wellendesign in gelber Farbe den Namen des Circus. Drei pink gestrichenen Zaunelemente bilden den Eingangsbereich zum Gelände.
Beim „Cirque sur l' Eau“ handelt es sich, genau wie bei den anderen Shows von Arena, um ein sehr schnell reisendes Unternehmen. Dies manifestiert sich in Umfang und Ausgestaltung des Materials. Zumeist werden Ein- und Zwei- tagesplätze, ohne Ausfaller mit zwei und drei Shows täglich, gehalten.
Das Chapiteau, weiß mit blauen Applikationen und außergewöhnlicher Kuppelform, in einem Durchmesser von etwa sechsunddreißig Metern bildet das Zentrum des Unternehmens. Ein blau-rotes Vorzelt nimmt die Circusrestauration auf.
Die in auffälligem pink lackierten Sattelauflieger und Anhänger und die zahlreichen dunkelroten Zugmaschinen sind dicht um das Zelt abgestellt. Ein geräumiger gelber Stall steht den Ponys, Eseln, Lamas, Kamelen und dem Zebra des Circus zur Verfügung. Die Seelöwen und Pinguine von Hans Pedersen komplettieren den Tierbestand; zwei große Pools sind für sie aufgebaut.
Im Spielzelt steht ein siebensitziges rotes Schalensitzgradin für die Besucher bereit. Ergänzt wird es von fünf Reihen ebenerdig angeordneter, gepolsterten Klappstühle in den Logen. Diese sind mit hellblauem, mit glitzernden Steinchen besetztem Stoff gestaltet. Die sehr hohe massive Piste, die ohne weitere Stützkonstruktion die Folie des Wasserbassins trägt, ist gleichfalls hellblau gehalten.
Zwei bis ans Zeltdach reichende, silbrig schimmernde Stoffbahnen bilden den Artisteneingang. Die Beleuchtungsanlage zeigt sich auf das Wesentliche reduziert, nur ein Verfolger erlaubt minimale Effekte. Die musikalische Untermalung der Show erfolgt mit einer leistungsstarken Anlage und Musikkonserven.

Patrice Roche ist der eloquente und elegante „Monsieur Loyal“ der Show. Charmant und unaufdringlich führt er durch das Programm.
Als orientalischer Potentat kommt Carlos Savadra in die Manege, nachdem das Ballett den Auftritt eingeleitet hat. In einer umfassenden Dressurfolge stellt der erfahrene Dresseur seinen Exotenzug vor. Fünf Ponys und drei Esel laufen zunächst ihre Figuren. Ihnen folgen zwei Kamele, Zebu, Watussi und drei Lamas mit ihrem reichhaltigen Repertoire. Abschließend umrundet ein Zebra die mit Figurantinnen berittenen, auf Tonneaus stehenden, Kamele.
Diabolojongleur Victor zeigt sich als versierter Könner des Genres. Er beherrscht ein breites Repertoire gängiger Tricks und zeigt darüber hinaus eine Reihe Abläufe, die wir andernorts noch nicht sahen. Spektakuläre Würfe geben der Darbietung weiteren Drive und zu guter Letzt hält der Jongleur drei Requisiten zur gleichen Zeit in der Luft.
Eine außergewöhnliche Strapatendarbietung arbeitet ein junger Artist. Die verschiedenen kraftvoll ausgeführten Evolutionen werden jeweils mit einem Sprung hoch aus der Kuppel auf ein großes Kissen in der Manegenmitte abgeschlossen. Dieses ist mit einer Reihe elastischer Bänder überspannt, die dem Artisten zur Gestaltung der Übergänge zwischen den diversen Flügen dienen.

Mit erstklassiger Clownerie unterhält der polnische Komiker Tomasz Kolosko das sehr zahlreich erschienene Publikum. In seinen gekonnt und pointiert gespielten Reprisen zeigt er große Individualität und verzichtet auf die heutzutage allzu oft üblichen Szenen mit Publikum. Zunächst erleben wir ihn in und mit einem winzigen „Auto“, in das er sich im Stil eines Klischniggers hinein zwängt. Kostümiert als Indianer arbeitet er als Reiter eines Kostüm-Mustangs, der den Sprung über eine flache Hürde „verweigert“. Das hervorragende Spiel scheint das Stofftier zum Leben zu erwecken.
In einer weiteren Szene tänzelt Kolosko als vierbeiniger Mann über die Plattform in der Wassermanege. Nachdem ihm zwei Beine abhanden kamen, „durchtrennt“ er, völlig verzweifelt, seinen Körper mit einer Kettensäge und bringt so eine herrliche Variante der „zersägten Jungfrau“ zu Gesicht.
Der südamerianische Tempojongleur Alfredo Rodriguez hantiert geschickt mit den unterschiedlichen Requisiten. Mit einer Keulenjonglage, bis zu fünf hält er sicher in der Luft, beginnt der Auftritt. Gleich darauf arbeitet er mit Ringen. Kleine Bälle fängt der quirlige und temperamentvoll auftretende Jongleur in Köchern am Gürtel. Mit der stimmigen Jonglage von Sombreros klingt die Darbietung aus.

Nachdem in der Pause die Wassermanege installiert und geflutet wurde, beginnt der zweite Teil des Programms mit einem großen revuehaften Schaubild. „Steuermann“ Tomasz Kolosko steht am Ruder und Kapitän „Jack Sparrow“, alias Carlos Savadra erobert mit der Piratenflagge in der Hand das weite Rund. Sämtliche Artisten tanzen in phantasievollen Kostümen, die nach Motiven des Films „Nemo“ gestaltet sind“ auf der Piste, während die verschiedenen Fontänen des Wasserballetts in die Kuppel empor steigen.
Das kasachische Duo Adlet und Kamyla arbeitet mehrere Darbietungen im Programm. Vor der Pause zeigen sie eine Reihe attraktiver Tricks am chinesischen Mast. Effektvoll werden die Abfaller aus großer Höhe mit dem abfangen dicht über der Erde verkauft.
Im zweiten Teil sind die beiden sympathischen Artisten mit einer gekonnt dargebotenen Hand-auf-Hand Nummer zu sehen. Auf der erhöhten Bühne in der Wassermanege kommen die starken Tricks in besonderer Weise zur Geltung.
Ein drittes Mal sehen wir die junge Frau des Duo mit einer schwungvollen Akrobatik am Netz über der Wasserfläche agieren. Auch dieser Auftritt bringt gute Leistungen, die in erstklassiger Manier ausgeführt werden.

Naheliegend, dass beim „Circus unter Wasser“ Meeresbewohner in die Manege kommen. Hans Pedersen' s Seelöwen und Pinguine, präsentiert von Laura und Sarah Pedersen, sind die zweite Tierdarbietung der Show. Auf der kleinen Bühne  ist nur Platz für einen der mächtigen Seelöwen. So arbeitet „Flappy“ alleine sein Repertoire und agiert auch elegant im extrem flachen Wasser der Manege. Die Pinguine umrunden die Piste und nutzen eine Rutsche auf der Bühne.
Klischnigger Emin fasziniert mit seinem Können das Auditorium. Zu Beginn seines Auftritts versteht er es ausgezeichnet seinen Körper im Stil eines Fakir zu manipulieren. Er zieht den Bauch extrem ein, pumpt ihn dick auf und lässt „Wellen“ von oben nach unten darüber laufen. Seine Arme verrenkt er dermaßen, dass die Schulterblätter weit nach außen durch die Haut drücken. Anschließend demonstriert der Künstler seine enorme Beweglichkeit indem er Extremitäten und Körper in extremer Weise verbiegt und in absonderlichen Posen verharrt.
Als Finaldarbietung wurde das Duo Alisher mit seiner Strapatendarbietung platziert. Kraftvolle Haltetricks, in denen beide Partner als Porteure mitwirken, und weite Flüge kennzeichnen diesen starken Auftritt.
Das Finale fällt recht knapp aus. Noch einmal kommen kurz die Fontänen in der Bassinmitte zum Einsatz und die mitwirkenden Artisten stellen sich auf der Piste auf, um von Patrice Roche individuell vorgestellt zu werden. Das äußerst zufriedene Publikum dankt mit lang anhaltendem Applaus für die gelungene Show.
Der „Cirque sur l' Eau“ bietet ein gutes, abwechslungsreiches Programm, dass flott und schnörkellos konzipiert abläuft. Die beiden Showbilder in der Wassermanege werden ohne Längen im rudimentären Ambiente dargeboten. Die insgesamt unterhaltsame Show kommt bei den zahlreichen Besuchern gut an.