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Text und Fotos Friedrich Klawiter
LIMBURGS KERSTSCIRCUS
Sittard, 27. Dezember 2014

www.limburgskerstcircus.nl
Ein Direktionswechsel prägte das zehnjährige Jubiläum des „Limburgs Kerstcircus“. Der erfahrene Circusmann Robert Ronday, bis zum Jahre 2012 Direktionsmitglied des Circus Herman Renz, übernahm nun das Kommando von den bisherigen Betreiber Rogier Schols und Monique van Dinther. Ihm zur Seite mit Rat und Tat Alberto Althoff mit seiner Mannschaft vom Circus Renaissance.
Auf dem bekannten Platz in der Innenstadt von Sittard war das Material des Circus Renaissance aufgebaut. In einem liebevoll restaurierten nostalgischen Oberlichtwagen war die Kasse untergebracht. Die kunstvoll bemalte Fassade und der prächtige Frontzaun erstrahlten im Schein zahlloser Lichter. Durch den unmittelbar hinter der Fassade stehenden Pferdestall gelangte man ins liebevoll und aufwändig geschmückte, weihnachtlich anmutende Vorzelt. Der große Verkaufswagen und die zahlreichen nostalgisch gestalteten und prächtig bemalten Stände trugen reiches Dekor. Die Masten waren mit gestreiften Stoffen umhüllt und zahlreiche Lichterketten und Weihnachtsbäume sorgen für eine heimelige Atmosphäre. Während des Einlasses musizierte das ungarische Trio Zigane.

Im Chapiteau setzt sich die stimmungsvolle Gestaltung fort. Die Logenbrüstungen sind mit gemustertem Stoff verkleidet und mit beleuchteten Girlanden aus Tannengrün dekoriert. Ein großes, steil aufragendes Schalensitzgradin steht für die Besucher zur Verfügung und vor dem riesigen Artisteneingang haben zwei große Weihnachtsbäume ihren Platz.

Die alte Direktion hatte sich in den letzten Jahren immer weiter weg vom klassischen Circus und hin zu einem reinen Varieté-Programm entwickelt. Robert Ronday hingegen setzte mit der aktuellen Produktion „Gipsy Fantasy“ einen Kontrapunkt und kehrte wieder zum klassischen Dreiklang - Tiere, Clowns und Akrobaten - zurück, was auch mit einem regen Zuschauerzuspruch belohnt wurde.
Passend zum Motto zog die Schar der Zigeuner, mit den Musikern an der Spitze, zu Beginn der Show vom Haupteingang her in die Manege. Mit einem bunten Bild, es wurde musiziert, jongliert, Feuer gespuckt und die Hula Hoops kreisten, erlebten wir einen temperamentvollen Auftakt. Direktor Robert Ronday tritt in seiner Funktion als Sprechstallmeister in gewohnt souveräner Weise in Erscheinung, heißt die Anwesenden herzlich willkommen und führt im Verlauf des Abends eloquent durch die Show.
Schwungvoll ging es mit der ersten Darbietung weiter – die Familie Adam vom gleichnamigen ungarischen Circus präsentierte ihre Stehendreiterei mit Kriztian Adams als Jongleur zu Pferd. Voltige-Tricks und Jonglagen wurden in flottem Wechsel gearbeitet und auch Keulenpassings zwischen Stehendreiter und einem Partner in der Manege geboten.
Zu Beginn des zweiten Programmteils erlebten wir Kriztian Adams auf dem Hochseil. Die vielen starken Tricks wurden sehr sicher und publikumswirksam dargeboten. Seil springen, Einradfahrt und freier Stand auf einem Stuhl waren die ausgezeichneten Spitzenaktionen, die für Spannung im Gradin sorgten.
Amaraa Dungu präsentiert charmant ihre Kontrosionen. Viele Abläufe des Genres werden in beeindruckender Weise dargeboten. Kraftvoll erfolgen die zahlreichen Handstände ausgeführt und ein fulminanter Mundstab auf einem hohen Stab beendet die Evolutionen.

Jenny und Alan Di Lello sind mit verschiedenen Reprisen und zwei ausführlichen Entrées im Programm präsent. Im ersten Teil ist die Szene musikalisch geprägt. Die Weißclownesse möchte auf der Querflöte ein Konzert geben, doch immer wieder stört der tollpatschige August mit seinen ungeeigneten musikalischen Versuchen. Schließlich darf er mittun und auf insgesamt zehn verschiedenen Instrumenten spielt er „Arrivederci Roma“.
Der zweite Auftritt beginnt mit einer Ballettszene, in die auch das örtliche Jugendballett Sventibold eingebunden ist, die sich alsbald in eine Parodie wandelt. Nahtlos geht das turbulente Treiben in das „Spiegelentrée“ über und findet nach zahlreichen Gags zu einem versöhnlichen Ende zwischen August und Weißclownesse.
Adele Fame präsentiert eine ausdrucksstarke, temperamentvolle und sehr kräftezehrende Darbietung an den Strapaten. Mit großem Schwung werden zahlreiche einarmige Aufschwünge direkt nacheinander gearbeitet. Weite Flüge, Abfaller und elegante Haltetricks ergänzen das Repertoire. Mit einem freihändigen Spagat an den Strapaten erreicht die Darbietung ihren Höhepunkt.
Tamara Khurchudova ist zwei Mal im Programm zu erleben. Zunächst sehen wir ihre Antipodenspiele im Schwarzlicht. Fluoreszierende Teppiche werden in hohem Tempo auf den Füssen jongliert. Dann lässt sich die sympathische Artistin, ungesichert in einem Gurt hängend hoch in die Kuppel ziehen während die Teppich auf Händen und Füßen rotieren. Abschließend wird ein großer, per LED-Technik beleuchteter Teppich auf den Füßen jongliert. Mit ihrer furiosen Darbietung am Schwungtrapez erleben wir Tamara Khurchudova im zweiten Programmteil. Abfaller und rasante Pirouetten erfolgen in Perfektion in vollem Schwung. Die beiden Artistinnen sind mit ihren Darbietungen im diesjährigen Jubiläumsprogramm des Cirque Arlette Gruss zu erleben.

Ferry Torrez ist mit seiner großen Reptilien-Show vor der Pause zu sehen. Eltiche Würgeschlangen unterschiedlicher Größe präsentiert der dem Publikum und zum tragen der größten müssen zwei starke Männer ihre ganze Kraft aufwenden. Ein besonderer Hingucker ist eine Albino-Boa und Leguane erwecken die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Mississippi Alligatoren unterschiedlicher Größe bewegen sich durch die Manege. Nase an Schnauze legt sich Torrez vor die größte Echse und legt sie sich schließlich auf die Brust.
Mr. Nadler arbeitet seine komische Trampolin-Nummer in bekannter Weise. Er gibt den Betrunkenen, der mit allerlei Kaskaden am Sprungturm aufwartet und nach dem obligaten Striptease eine Reihe Saltos auf dem Trampolin zeigt.
Im zweiten Programmteil präsentiert er im Charlin Chaplin Kostüm eine verspielte Hundedressur mit einem kleinen Terrier.

Eine elegante Freiheitsdressur mit sechs Araberhengsten präsentiert Alberto Althoff. Unter seiner souveränen Peitschenführung laufen die Hengste ihre mannigfaltigen Figuren. Ruhig und versiert lässt der erfahrene Pferdeflüsterer auch die anspruchvollsten Elemente sicher ausführen. Einige prachtvolle Da Capo Steiger bilden den idealen Abschluss der erstklassigen Vorführung.
Jongleur Picasso Junior begeistert mit seiner erstklassigen Darbietung und durch seine Ausstrahlung jedes Publikum. Zunächst lässt er bis zu fünf Tischtennisbälle auf einem Schläger tanzen, dann hält er die Bällchen nur mit dem Mund in der Luft. Fliegende Untertassen bestimmen den zweiten Teil des Auftritts. Weit fliegen die Teller über den Zuschauerraum und finden stets wieder sicher zum Jongleur zurück.
Die Schleuderbrett-Nummer der Truppe Valentino wurde als Höhepunkt der Spielfolge vor dem Finale aufgeboten. Die acht Artisten/Innen begeistern mit einer Vielzahl unterschiedlicher Sprünge, deren Schwierigkeitsgrad sich permanent steigert, das Publikum. Weite raumgreifende Flüge auf ein Kissen, ein Vier-Mann-Hoch und ein stangengestütztes Fünf-Mann-Hoch sind die herausragenden Tricks.
Das große Finale ist, ähnlich wie das Opening als fröhliches buntes Fest in einem Zigeunerlager gestaltet. Die Choreographie zu beiden Szenen kommt von Katharzyna Althoff, die zudem Regie führte und für die Dekoration verantwortlich war.
Direktor Robert Ronday stellt sein Ensemble noch einmal vor und verabschiedet ein höchst zufriedenes Publikum. Die Rückkehr zu einem traditionell ausgerichteten Programm entspricht offensichtlich den Erwartungen der Besucher an einen Circusbesuch, wie sich unschwer an den begeisterten Reaktionen erkennen ließ.