Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
LIMBURGS KERSTCIRCUS
Sittard, 26. Dezember 2012

www.limburgskerstcircus.nl
Im Herzen der in niederländischen Provinz Limburg gelegenen Stadt Sittard hat der Kerstcircus seinen Platz gefunden. Bereits zum achten Mal sind Rogier Schols und Monique van Dinther mit ihrem Circus hier präsent.
Nachdem man in den Vorjahren die nötige Infrastruktur anmietete, wurde im abgelaufenen Jahr ein eigenes Chapiteau angeschafft. Weithin sichtbar dominiert das weiße Zelt mit den orangefarbenen Absetzungen das Gelände. Ein weißer Zweimaster mit violetten Applikationen wurde als Vorzelt aufgebaut. Weitere kleinere Zelte ergänzen die Anlage. Ein hoher, mit weißen Spannbändern versehener Zaun umschließt das Gelände. Auf der Frontseite sind die Bänder mit dem Circuslogo bedruckt und Tannenbäume zwischen Elementen angeordnet. Sämtliche Zelte sind miteinander verbunden und mit textilem Belag auf dem durchgängigen Holzboden ausgestattet. Acht breite dunkelrote Stoffbahnen  spannen sich aus der Kuppel des Vorzeltes zum Rondell und gehen dort in riesige Poster über, auf denen Artisten aus den vergangenen Produktionen zu sehen sind. Im Zentrum des Zeltes steht die Circus-Bar und weitere Verkaufsstände befinden sich an den Seiten.
Im Chapiteau gibt es keine Manege und keine Logen. Die große rechteckige, mit grauem Teppichboden bedeckte Spielfläche weist keine Abgrenzung zum steil aufragenden, zehnreihigen Schalensitzgradin auf.
Gegenüber dem Vorjahr vollkommen verändert zeigt sich der Artisteneingang. Passend zum diesjährigen Motto „Blackjack“ wurde Wert auf ein edles, einem Casino entsprechendes Ambiente gelegt. So wurde der Bühnenhintergrund halbkreisförmig aus rotem Stoff gebildet. In seiner Mitte steht ein Gitterrohrbogen mit zahlreichen Scheinwerfern daran und einer integrierten Showtreppe.

Die Artisten kommen zum Opening mit riesigen Spielkarten in den Händen auf die Bühne und Rogier Schol nimmt, wie stets, in souveräner Weise die Aufgaben des Manegensprechers wahr. Mit einem ersten Zaubertrick von Komiker Jack Houben findet die Eröffnungsszene ihren Abschluss.
Sebastian Richter und seine Partnerin Kristina präsentieren eine Quick-Change Darbietung. In bekannter Weise werden die eleganten Kostüme zu schwungvollen Tanzszenen gewechselt.
Ein weiteres Mal sehen wir die Richters im Verlauf der Show mit ihrem turbulenten von einem Terrier „gestörten“ Auftritt am Vertikalseil. Neu und stilsicher gestaltet, wurde die Nummer nun um einen zweiten Hund erweitert. Die zunächst seriös gearbeitete Vertikalseildarbietung erfährt durch einen nicht zu bändigenden Hund, der das Seil als persönlichen Feind anzusehen scheint, ein jähes Ende. Er verbeißt sich in das Seilende und lässt sich, nur an den Zähnen hängend, umherwirbeln. Der zweite Terrier hat es in gleicher Weise auf Schuh und Hose von Sebastian Richter abgesehen und so nimmt das wilde Treiben seinen Lauf.
Komiker Jack Houben bildet zu all der Casino-Eleganz den Gegenpol. Mit seinen Späßen sorgt er für die nötige Auflockerung der Stimmung. Einige Zaubertricks gelingen nicht ganz so, wie sie anscheinend geplant waren und in einer anderen Szene wird ihm der Einlass ins Casino verwehrt. Mit einer Zuschauerin spielt er die Kunstschützen-Reprise, mit „Luftballon-Bogen“ und einem imaginären Pfeil. Als Hütchenspieler, mit einem Luftballon unter großen Blechmülleimern, macht er das ganz große Spiel – nur am Ende, da passiert doch noch ein „kleiner Fehler“.

Einer der Höhepunkte des Programms ist die außergewöhnlich Darbietung der erotischen „Beautiful Jewels“. Im ersten Teil erleben wir die junge Frau als Schwertschluckerin. Graziös bewegt sie sich auf der Bühne und „schluckt“ nacheinander eine langstielige Kunstblume sowie ein etwa sechzig Zentimeter langes blitzendes Schwert. Einen einfachen Metallkleiderbügel drückt die Artistin etwas zusammen und führt ihn gleichsam in ihre Speiseröhre ein. Nachdem er wieder zum Vorschein kommt, formt „Beautiful Jewels“ ein Herz daraus und das Licht erlischt.
Im zweiten Programmteil verblüfft die Künstlerin mit einem Mental-Magie Trick. Sie „verzaubert“ einen Zuschauer der Art, dass es ihm unmöglich ist, wie zuvor demonstriert, die sechsundvierzig Kilogramm wiegende Magierin um die Hüften fassend hoch zu heben.
Der Kanadier Maxime Gerard arbeitet, für Männer höchst ungewöhnlich, am Ringtrapez. Es ist eine modern choreographierte Nummer, die, außer von einer guten akrobatischen Leistung vom Spannungsbogen, der sich aus den tänzerischen Momenten auf dem Bühnenboden und den kraftvoll exzentrischen Flugsequenzen ergibt, getragen wird.
Lars und Angelique sind eine niederländische Magic-Companie. Verschiedene attraktive Großillusionen geben manchem Besucher Rätsel auf. Unter Mithilfe eines Zuschauer-Kindes lässt Lars einen kleinen Tisch über die Bühne schweben.
Einen besonderen Trick präsentiert man in einem zweiten Auftritt. Eine handelsüblich aussehende Lautsprecherbox wird auf einem Rollbrett auf die Bühne gefahren. Dank der übernatürlichen Kräfte des Magiers schwebt sie scheinbar frei im Raum und seine Partnerin erscheint aus der Box.

Die sechs Artisten der Flying Aces sind mit ihrer Darbietung am Flugtrapez vor der Pause zu erleben. Zusätzlich zu Trapez und Fänger sind eine Russische Schaukel, ein zweiter Fänger an einem Fangstuhl über dem Fliegertrapez und ein weiteres Truppenmitglied, dass in einem Ring – ähnlich der Konstruktion die einst die Borzovi verwendeten – seinen Platz hat, gegeben und erweitern die Möglichkeiten der Flieger/Innen um ein Vielfaches. Ein zweieinhalbfacher Salto, nur noch sehr selten zu sehen, bildet den Höhepunkt der Darbietung.
„The Wall Jumpers“ nennen sich drei junge Trampolinartisten. An der hinteren Längsseite überragt etwa doppelt mannshoch eine hölzerne Wandkonstruktion, mit drei „Fenstern“ darin, das Trampolin. Die Artisten „laufen“ bei ihren Tricks nun die Wand hoch, nutzen die Fensternischen und die Plattform oben auf der Mauer als Landepunkte für ihre Aktionen. Durch diese Erweiterung erfährt das Genre Trampolinartistik viele neue und interessante Abläufe.
Philip und Anet bringen eine spielerisch wirkende Seelöwendressur auf die Bühne. Die großen Robben beherrschen die gängigen Tricks und legen großes schauspielerisches Talent an den Tag. Scheinbar ohne Zutun ihrer Vorführer erfolgen die verschiedenen Aktionen.
Der Schweizer Jongleur Jean-Marc, vor etlichen Jahren mit FlicFlac hierzulande auf Tournee, beherrscht sein Metier sicher und variantenreich. Aus einem grauen, komplett geschlossenen Kabinett erscheint im rechten Augenblick ein menschlicher Arm und reicht die Requisiten an, bzw. nimmt sie nach Gebrauch wieder entgegen. Mit Bällen werden die ersten Routinen gearbeitet. Mehrere Tischtennisbälle jongliert Jean-Marc zugleich mit dem Mund. Dann folgt seine Spezialität – silberne, im Scheinwerferlicht in allen Farben des Spektrums glitzernde überdimensionale „CD“-Scheiben wirbeln in den verschiedensten Mustern durch die Luft.

Das Duo Serjo begeistert als Finalnummer mit seiner attraktiven Hand-auf-Hand Darbietung. Ohne sichtbare Anstrengung werden die Handstände und Einarmer ausgeführt, werden kräftezehrende Umschwünge in langsamem Tempo ausgeführt.
Das Finale lässt alle Artisten über die Showtreppe auf der Bühne erscheinen. Direktor Rogier Schol dankt für den großen Applaus und verspricht für das nächste Jahr eine Neuauflage des Limburgs Kerstcircus mit einer attraktiven Show unter einem neuen Motto. Sehr zufrieden mit dem Gebotenen einer modern inszenierten Circus-Show, die mit außergewöhnlichen und starken Darbietungen aufwartete, strömen die Besucher dem Ausgang zu.
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