Text  und Fotos Friedrich Klawiter
LIMBURGS KERSTCIRCUS
Sittard, 27. Dezember 2011

www.limburgskerstcircus.nl
Zum siebenten mal war der „Limburgs Kerstcircus“ von Rogier Schol und Monique van Dinther im niederländischen Sittard-Geleen, einer Stadt  unmittelbar an der deutschen Grenze, zu erleben.
Ein hohes modernes, in blau-rotem Streifendesign gehaltenes, Chapiteau von sechsunddreißig Metern Durchmesser bildete das Zentrum des Circus. Ein etwas kleinerer weißer Viermaster dient als Vorzelt. Dieses ist komplett mit einem Holzboden ausgestattet. Entlang der Seiten sind die Verkaufsstände der Circusrestauration zu finden. Eine voluminöse Bar verleiht dem Zelt Loungeathmosphäre. Große Spannbänder, mit Programm-Motiven aus den vorangegangen Jahren, zieren gemeinsam mit geschmackvoller Weihnachtsdekoration den Raum.

Bot man in den vergangenen Jahren stets klassischen Circus, wurde das Konzept für diese Spielzeit verändert. Unter dem Motto „Streetlife“ wurde ein modernes Spektakel a la Flicflac geschaffen. Entsprechend zeigt sich das Chapiteau im Innern.
Eine moderne weiße Metall und Stoffkonstruktion erinnert an Häusersilhouetten und ersetzt den klassischen Artisteneingang. Die offene Mitte führt als "Straße“ weiter nach hinten. Anstelle einer Manege wurde eine erhöhte runde Bühne installiert. Von ihrem vorderen Rand führt eine breite Rampe als Fortsetzung der Straße ein Stück weit in Richtung Eingang. Das Schalensitzgradin wurde im vorderen Bereich breit geöffnet und mehr seitlich der Bühne, entlang der "Straße", platziert.
Im Eröffnungsbild flanieren die Artisten in Alltagskleidung über die Bühne. Unterdessen begrüßt Direktor Rogier Schol, im roten Pailletten-Jackett einen starken optischen Kontrast schaffend, die Zuschauer.
Die Nummernfolge wird von Glen Nicolodi mit seiner bestens bekannten Handstandequilibristik eröffnet. Souverän werden die Handstände ausgeführt und die Interaktion mit dem kleinen Terrier, er ist das einzige in der Show auftretende Tier, lockert die Darbietung in angenehmer spielerischer Weise auf.
The Wizzards bringen eine originelle Nummer mit Peitschen auf die Bühne. In Art einer Western-Darbietung werden Ziele mit den Peitschen getroffen und im Mund gehaltene Stäbchen zerschlagen. Außergewöhnlich das beide Artisten mit der Peitsche agieren. Abschließend wirft der männliche Part Dartpfeile, an denen ein längeres Papierband hängt auf eine Scheibe und seine Partnerin trifft diese Fähnchen im Flug.
Balazs Foldvary präsentiert zunächst sein Können mit und auf dem BMX-Rad.  Unterschiedliche Figuren des Kunstradfahrens werden mit kraftvoller Akrobatik kombiniert und mit viel Schwung vorgetragen. Im weiteren Programmverlauf ist der aus Ungarn stammende Artist in einem weiteren Auftritt am Rhönrad zu erleben. Die bekannten Abläufe des Genres werden elegant und kraftvoll umgesetzt.

Komiker Tom Murphey, er kommt aus den USA , legt einen skurrilen Humor an den Tag. Omnipräsent ist er während der Show in zahlreichen Szenen zu sehen. Die Zeit zwischen den Auftritten verbringt er in einem „Zimmer“, dass auf der rechten Seite der „Häuser“ hinter der Bühne in der ersten Etage eingerichtet ist. Auf der Treppe rutscht er, als Running Gag, bei jedem Gang zur Bühne aus und schlittert die letzten Stufen hinab. Markant die Reprise, in der er zunächst einen Striptease zeigt um hernach in Boxershorts eine Bodybuilder-Parodie zu gestalten. Bei seiner gekonnten Einradshow nimmt er eine junge Frau aus dem Publikum überraschend auf seine Schultern und mit aufs Rad. Schließlich produziert er sich auf der freistehenden Leiter – nachdem es gelang selbige aus drei Einzelstücken zusammen zu setzen.

Sensationell beginnt die Perchedarbietung des Duo Costache. Die Perchestange, an deren Spitze die Partnerin in der Handstandwaage verharrt, wird vom Porteur an einem Mundstück ausschließlich mit den Zähnen gehalten und ausbalanciert. Die Nummer endet mit dem spektakulären erklimmen eines frei stehenden Leiterpaares mit einer Stirnperche.
Ksenia aus Rumänien präsentiert die einzige Luftnummer des Programms. Die junge Frau  arbeitet ihre Tricks in und an einem Netz und bietet so eine optische Abwechslung zu der Vielzahl der immer gleichen Tuchstrapaten.
Lost Souls nennt sich die Formation von vier Artisten aus der Ukraine. Ihre Handstände und Handvoltigen präsentieren sie in einer durchgängigen Choreographie. Tricks, Ablauf und Auftrittsstil erinnern stark anderen Truppen, z. B. Atlantis, gleichen Genres und Herkunft.
Die rumänische Veslovskis Family sorgt mit ihrem rasanten Wirbel auf Rollschuhen für Schwung. Temperamentvoll präsentieren sie zu dritt viele hochkarätige Tricks des Genres.

Die Truppe Alexander ist mit ihren beiden Darbietungen zu sehen. Da der Auftritt als „alte Kameraden“ nicht in diesem Rahmen passt, wurde ein anderes Styling gewählt. Im Outfit amerikanischer Cops wurden nun die akrobatischen Turnereien und Gags bis hin zum zerbrochenen Schleuderbrett absolviert. Ihre Nummer am Schleuderbrett wurde in der bekannten Weise beibehalten. Hohe elegante Sprünge kennzeichnen diese Nummer. Ein Salto wird im Spagat auf den Schultern der Fänger gelandet. Ein Vier-Mann-Hoch, ohne Vorteil ausgeführt, wird heutzutage nur höchst selten gezeigt und ist krönender Abschluss dieser Nummer.
Beide Programmteile werden von der Truppe Infernal Varanne beschlossen. Die französischen Motorradartisten, sie nehmen am 36. Circusfestival von Monte Carlo teil, sind zuerst im Globe of Speed zu sehen. In einer sehr kleinen Kugel zeigen bis zu vier Fahrer ihre tollkühne Show.
Die Finalnummer wird von zwei Artisten auf Minibikes bestritten. Aus dem Vorzelt heraus beschleunigen sie die Maschinen  auf die Bühne. Von einer dort installierten Rampe fliegen sie einige Meter weit und hoch durch die Luft, um hernach auf einer zweiten Rampe sicher zu landen. Im Flug lassen sie die Maschine los und zeigen verschiedene Figuren in der Luft. Abschließend führt ein Fahrer mit seinem Motorrad einen Salto im Sprung aus.
Das Finale wurde in gleicher Weise wie das Opening gestaltet. Alle Mitwirkenden ziehen auf der Bühne ihre Bahnen bevor sich sich zum Schlusskompliment aufstellen. Nimmt man den Applaus des Publikums als Gradmesser, kam diese modern gestaltete Show gut an und erreichte ihr Publikum.
optimiert