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Text und Fotos Friedrich Klawiter
WINTERZAUBER SCHWEINFURT
Schweinfurt, 23. Januar 2016

www.circus-carl-busch.de
„Winterzauber Schweinfurt“ überschreibt der Circus Carl Busch sein Gastspiel in der Metropole Unterfrankens, da man nun zum zweiten Mal nicht zur Weihnachtszeit, sondern Mitte Januar hier gastierte. Der Titel erwies sich als bestens gewählt – Kälte und Schnee spielten passend zum Titel mit und der erstklassige Circus verzauberte einmal mehr sein Publikum.
Auf dem Volksfestplatz war der Circus – wie immer – in Bestform aufgebaut. An diesem ungastlichen, eher garstigen Wintertag funkelten die unzähligen Lichter am Zelt und der Front des Circus um so einladender. In der abendlichen Dämmerung zauberten die zahlreichen Lichterketten eine mystische Stimmung in den Abendhimmel. Die drei hölzernen Oberlichtwagen bilden einen reizvollen optischen Kontrast zum ansonsten modernen Material des Circus. Der äußerst gepflegte Fuhrpark ist zu beiden Seiten des Platzes aufgefahren und bildet einen Rahmen um das neue Chapiteau und Vorzelt. Die Menagerie wurde in einem geräumigen zwei-Masten-Chapiteau untergebracht und die Raubtieranlage von Carmen Zander komplettiert das Arrangement. Die Wohnwagen der Artisten nehmen den hinteren Teil des Geländes ein.

Vor allerbestens besetzten Rängen startet die Show mit einer temperamentvollen Ouvertüre. Sänger Yuri Kovalchuk übernimmt die Begrüßung und intoniert eine schwungvolle Melodie, derweil die Goty Clowns der Szene den stimmigen Rahmen geben.
Mit einem circensischen Highlight beginnt das unterhaltsame, traditionell gute Programm in diesem Circus.
Manuel Frank präsentiert den Zwölfer-Zug Freiheitspferde des Hauses in meisterhafter Manier. Nach den ersten Touren, die in großer Präzision schwungvoll ablaufen, verzichtet der erfahrene Dresseur auf jedwede Hilfsmittel und dirigiert die Hengste nur mittels Stimme und knappen Zeichen seiner kräftigen Hände zu ihren mannigfaltigen Lauffiguren. Souverän und spielerisch leicht wirkend lässt Manuel Frank die Darbietung ablaufen und mit einigen formidablen Steigern endet dieser hervorragende Auftritt in idealer Weise. Chapeau.

„Les Goty“ - Clowns von Weltformat, erfreuen mit ihren allesamt ausgezeichnet gestalteten und mit großem können ausgeführten Auftritten. Hervorragende, perfekt auf die verschiedenen Szenen abgestimmte Kostüme unterstützen das virtuose Spiel, dass zumeist auf den Treppenaufgängen seinen Anfang nimmt und über die die Clowns die Manege auch wieder verlassen.
Militärischer Drill steht zunächst auf dem Exerzierplan. In Phantasieuniformen gehen der schneidige Offizier und ein schlapper Rekrut zu Werke, bis es dem Offizier schließlich gelingt, mit einem sicheren „Schuss“ aus seiner Pistole den Ballon zu treffen. Gekonnte Magic-Tricks bestimmen einen weiteren Auftritt. Eine Meinungsverschiedenheit wird mit Wasserpistolen ausdiskutiert, wobei die „Waffen“ immer größer und durchschlagskräftiger werden. Schließlich trägt Paco ob seines überragenden Könnens beim Wasser spucken den Sieg davon. Ihr Version des Spiegel-Entrée kommt bestens an und unterhält Alt und Jung gleichermaßen. Auch hier trägt der gekonnte Umgang mit dem kühlen Nass zur Verblüffung der Zuschauer bei. Komplettiert wird der Reigen der Auftritte mit dem Parade-Entrée der Goty Clowns – Herr und Frau Nachtigall. Das fast nirgends mehr gespielte Entrée wird von den beiden Brüdern mit exzellenter Gestik, Mimik und gekonntem pfeifen gebracht und mit herzlichem Gelächter und viel Beifall bedacht.
„Mr. Dalmatin“, Sergej Prostetsov, war mit seiner Pony-, Pudel- und Dalmatiner-Komödie erstmals in dieser Manege zu sehen. Temperamentvoll läuft die bestens bekannte Trickfolge ab.
Francisco bietet eine eindrucksvolle Abfolge kräftezehrender Tricks am Chinesischen Mast. Karibische Lebensfreude und ebensolche musikalische Begleitung verleihen der Darbietung eine beschwingte heitere Note und lassen die Anstrengung in den Hintergrund treten.
Eric Niemen agiert temperamentvoll auf dem Seil. Elegante Schrittfolge prägen sein Scheingefecht mit einem Säbel, den er nach weiten Schwüngen gekonnt überspringt. Zahlreiche weitere Sprünge – durch einen selbst gehaltenen Reifen, inklusive Scheinsturz über eine hohe Hürde, hoher Spagatsprung und Seil springen - prägen die Darbietung. In einem exzellent ausgeführten Rückwärtssalto findet der Auftritt seinen Höhepunkt.

Der zweite Programmteil beginnt mit Carmen Zanders erstklassiger Tigerdressur. Perfekt arbeiten die fünf prächtigen Raubkatzen im Zusammenspiel mit ihrer sympathischen Trainerin ihr umfangreiches und attraktives Repertoire. Die zahlreichen Sprünge, Hochsitzer, Steiger, Futterabnahme direkt aus der Hand und vom kurzen Mundstab und zahlreiche Kontakttricks werden von der Tigerlady und ihren Lieblingen mit bekannter Präzision gearbeitet. Nach dem stimmigen Schlussbild der drei in der Manegenmitte hochsitzenden Tiger erfolgt nun neu ein Da Capo. Nachdem die fünf Tiger wieder am Platz sitzen kommt Carmen Zanders weiße Tigerin „Saphira“ hinzu. Das noch nicht ausgewachsene Jungtier steht am Platz gegen den Käfig hoch und wird effektvoll auf einer drehenden Spiegelkugel präsentiert.
Tennisjongleur Kevin Stipka präsentierte seine schwungvolle Arbeit nun in diesem Rahmen. Nach den ersten Routinen mit Devil Sticks werden bis zu fünf Rackets sicher und mit hohem Tempo jongliert. Temperamentvoll präsentiert der junge Mann sein Können und die Tanzeinlagen werden mit lautem Kreischen vom jungen Publikum quittiert.

Juniorchefin Natascha Wille-Busch reitet auf einem prächtigen Andalusier eine ausdrucksvolle Hohe Schule. Mit strahlendem Lächeln absolviert die charmante Amazone die schwierigsten Lektionen. Eindrucksvolle Trabaktionen erfolgen temperamentvoll und mit dem exzellenten Auftritt zieht Natascha Wille-Busch die Zuschauer in ihren Bann.

Im zweiten Teil dieses Auftrittes dirigiert die Juniorchefin des Hauses aus dem Sattel ihres pechschwarzen Friesen eine Freiheit mit sechs weißen Arabern. Mit Schwung agiert die charmante Vorführerin und lässt die Figuren elegant ablaufen. Mehrere temperamentvolle Da Capo Steiger runden die Darbietung in idealer Weise ab.

Die glamourös gestylte Equilibristik-Darbietung des Duo Liazeed reißt vor dem Finale das Publikum noch einmal von den Sitzen. Die vielen hochkarätigen Tricks werden erstklassig ausgeführt. So läuft Francisco, mit der Partnerin auf dem Rücken, im Handstand eine Treppe hinab. Zaidas Kopfstand, ohne Vorteil, im Nacken des im Handstand stehenden Partners gehört zu den herausragenden Spitzentricks des Duo. Ein Partnerhandstand auf einem rotierenden Gestell beschließt die exquisite Darbietung mit ihren nicht alltäglichen Tricks.
Yuri Kovalchuk leitet mit dem Fredy Quinn Song „Ja, wir sind Artisten“ das große Finale ein. Direktor Manuel Wille-Busch stellt seine Artisten namentlich vor, so dass ein jeder seinen verdienten Applaus bekommt. Das sehr zahlreiche Publikum feiert das Ensemble mit minutenlangen Standing Ovations und bedankt sich für eine höchst unterhaltsame, sehr gut präsentiert Show.