Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS R. & P. ALTHOFF
Rennerod, 26. September
Am Rande der Kleinstadt im oberen Westerwald war der Circus auf einer Wiese aufgebaut. Der markante rot-gelbe Viermaster mit der bis zu den Mastspitzen hochgeführten Plane leuchtete weithin in der milden Herbstsonne. Stall und die farblich passenden, durchweg beschrifteten Fahrzeuge sind ringsumher verteilt. Die drei Raubtierwagen,von der Straße gut sichtbar, wurden mit Außengehegen ergänzt.
Es ist ein großer, klassischer Familiencircus den wir besuchen. Ohne jede Übertreibung könnte man auch als 'größter Raubtiercircus' Werbung betreiben – hat man derzeit gleich drei Darbietungen mit Raubtieren im Programm.

Bereits während des Einlasses darf die Soundanlage beweisen, dass sie ein beachtliches Leistungsvermögen aufweist und so kommen wir bereits jetzt in den Genuss der Mega-Hits der Circusmusik aus den letzten vierzig Jahren. Dann begrüsst Klaus Kaulis das in überschaubarer Anzahl herbei geströmte Publikum und Michael Fischer startet die Spielfolge mit der Vorführung zweier Tigerscheck-Ponys. Als Höhepunkt präsentieren sich die beiden Pferdchen auf der Schaukel. Der etwa siebenjährige Nico agiert zwei Mal in kurzen Szenen als Reprisenclown.
Seit unserem letzten Besuch hat der Circus drei neue hauseigene Darbietung im Programm. Da sehen wir zunächst Marina am Ring. Mit einer gefälligen Kür am Ring. Ihre, noch sehr  kleine Schwester Madelaine tut es ihr wenig später gleich. Am Mond zeigt das kleine Mädchen eine beachtliche Trickfolge. So hat dieser Circus nach längerer Zeit auch wieder einmal Darbietungen in der Luft vorzuweisen.
Dritter im Bunde der Newcomer ist Harry. Er hat einige Zaubertricks einstudiert, die durchaus zu gefallen wissen. Alleine sein „Wasser aus Indien“ könnte mit wenig mehr „Verkauf“ wesentlich mehr Wirkung gerade auf die jüngeren Zuschauer ausüben.
Die Ziegen werden zu den Klängen des 'Anton aus Tirol' nun von Anita und Marina vorgeführt.
Kultstatus geniest das große Entree der Clowns. 'Jan' und 'Paul', alias Michael und Dominik Fischer, präsentieren seit eh und je ihren Kampf mit der Hängematte, wie wir ihn solcherart nur vor ca. dreißig Jahren von 'Bubi und Jule' gesehen haben.

Nun ist es an Batama die ersten Raubtiere vor zu zeigen. Ihr großer Alligator 'Frau Meyer' beeindruckt auch in dieser Vorstellung. Die verschiedenen Schlangen finden Beachtung, die Feuertricks, Scherbenlauf – der Ablauf dieser Nummer ist wohl regelmässigen Circusbesuchern seit Jahren bestens bekannt.
Nahtlos im Übergang verkündet Klaus Kaulis die Pause, preist wortreich den Besuch der Tierschau usw. an. Sein Bemühen ist von großem Erfolg gekrönt, in dieser Vorstellung gibt es praktisch Niemanden, der nicht Tierschau oder Restauration aufsucht.

Der Zentralkäfig wurde errichtet und der zweite Teil des Programms sieht als ersten Michael Fischer mit seinen vier großen, kastrierten mähnenlosen Löwenmännern in der Manege. Unkonventionell wirken Vorführstil und Umgang des Vorführers, der sehr oft den direkten Kontakt pflegt, mit seinen Tieren. Das aufrichten am Platz, gestützt gegen den leicht gebaut wirkenden Käfig, der sich ziemlich unter dem Gewicht neigt, zeigt beeindruckend die Größe der Katzen.
Nun folgt Dominik Fischer mit seiner Tigergruppe. Drei Tage vor unserem Besuch war es in der Tierschau zu einem schweren Unfall gekommen, bei dem ein Circusarbeiter erheblich verletzt wurde. So blieb denn ein Platz leer in dieser Vorstellung und sieben Tiger zeigten ihr Können. Balkenlauf, Sprünge, Tigerbar, Hochsitzer – die Palette gängiger Tricks läuft durchaus routiniert ab. Der Schlusstrick dagegen ist schon sehr eigen. Dominik Fischer lässt sich von außerhalb eine Flasche mit Milch reichen, der Tiger läuft auf ihn zu, springt ihn von hinten an und „erobert“ die Flasche.
Die beiden Darbietungen von 'Manolito Sanchez' – Kugellauf und Rola - müssen zu Zeit leider entfallen, da sich, wie wir auf Nachfrage erfuhren, der junge Artist ein Bein gebrochen hat. So folgt die Reiterei der 'Romanoff-Truppe'. Angekündigt als 'Jockey-Reiterei' ist es vielmehr eine recht flotte Voltige, die die fünf Nachwuchsartisten zu bieten haben.
Ein letztes Mal sehen wir Michael Fischer an diesem Abend. Mit  fünf Haflingern präsentiert er ein schwungvolle Freiheit. In bester Kommödiantenmanier muss der 'Abschleppdienst' - eine Ziege - dass letzte Pferd, welches die Manege partout nicht verlassen will, nach Hause geleiten.
War man bisher gewohnt, dass die Vorstellung an diesem Punkt ihr abruptes Ende fand, wird man nun von einer Art „Ein-Mann-Finale“ überrascht. Klaus Kaulis entledigt sich geschickt dieser Aufgabe und viele Besucher sind tatsächlich überrascht, als ihnen klar wird, wozu sie ihre Taschentücher und Schals in die Hände genommen haben. 
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