Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS ROYAL
Basel, 30. April 2012

www.circusroyal.ch
Der Schweizer Circus Royal zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Unternehmen des Landes und bestreitet in diesem Jahr seine fünfzigste Tournee.  Helene Gasser-Stey und Ludwig Gasser gründeten 1963 den Circus, der heute von ihrem Enkel Peter Gasser und seinem Partner Oliver Skreinig geleitet wird.
Auf dem traditionellen Baseler Circusplatz, der von hohen Kastanienbäumen umsäumten Rosentalanlage, war man als erster Circus in diesem Jahr zu Gast.
Eine große goldene Krone ziert die Kuppel des cremefarbenen Chapiteau. Das aktuelle, recht neue Zelt trägt ein dezentes Streifendekor in den Hausfarben blau und weinrot, passend dazu wurde das Vorzelt gestaltet. Auf den blauen Pfosten des Frontzaunes, sie zeigen rot hinterleuchtet den Circusnamen, sind ebenfalls Kronen platziert.
Der Fuhrpark setzt sich aus Sattelaufliegern und Anhängern zusammen die allesamt cremefarben mit blauen Absetzungen lackiert sind. In weinrot tragen sie den Namenszug des Unternehmens. Die beiden nostalgischen Holzwagen, sie beherbergen die Kasse und das Circus-Café, fallen besonders ins Auge.
Für die Circustiere - Ponys, Kamele, Lamas, Nandus, Affen und Carmen Zanders Tiger - sind großzügig bemessene Gehege errichtet.

Im Vorzelt sind außer dem Circus-Café und dem Verkaufswagen einige weitere Stände zu finden. Während des Einlasses sorgt ein Alleinunterhalter mit seinem K-Board für eine angenehme Atmosphäre.
Im Chapiteau finden wir die seit Jahren bekannte Einrichtung vor. Das neunreihige Gradin ist komplett mit Einzelstühlen bestückt und bietet durch den großen Höhenunterschied zwischen den einzelnen Reihen sehr gute Sichtverhältnisse. Edel wirkt der dreiteilige Artisteneingang aus rotem Samt, dessen Farbe durch darauf gerichtete Scheinwerfer besonders zum strahlen gebracht wird. Die hohe und breite Piste in rot und weiß trennt die Manege vom Zuschauerbereich. Während des Einlasses und der Pause wird das Zelt mit bekannten Hits aus Circusfilmen früherer Jahre beschallt.
Die umfangreiche, mit Scheinwerfern und Movingheads bestückte, Lichtanlage wird virtuos eingesetzt und unterstützt das Geschehen in angenehmer Weise. Die musikalische Begleitung des Programms erfolgt aus der Konserve und wird live von zwei Schlagzeugern begleitet. Die Arrangements sind abwechslungsreich und gut auf das Manegengeschehen abgestimmt.

Im eleganten roten Frack tritt Direktor Oliver Skreinig in die Manege und eröffnet das bunte Spiel.
An Josy Casselly ist es, die erste Darbietung des Programms zu zeigen. Am Schwungseil zeigt sie longengesichert eine Reihe attraktiver Tricks. Abfaller und Pirouetten wechseln mit gekonnten Balancen ab.
Oliver Skreinig stellt im Anschluss den Exotenzug des Hauses vor. Vier Watussi-Rinder ziehen gemächlich ihre Bahnen. Nachdem sie ihre Plätze auf den Tonneaus eingenommen haben, werden sie von einem Poitou-Esel umrundet. Ihm folgen vier Nandus. Abschließend gehört die Manege drei Lamas. Es ist eine abwechslungsreiche und interessant zusammengestellte Dressurfolge, die mit ihrem flüssigen Ablauf überzeugt.

Clown Matthieu ist mit seinen zahlreichen Auftritten der rote Faden des Programms. Zunächst versucht er sich als Golfspieler. Zielsicher landet der imaginäre Ball in der Papiertüte. Als Magier bringt er einen Stoffhund dazu, einen Salto zu springen. Erstmals sehen wir ihn zusammen mit seiner Partnerin Pauline auftreten. Als Superman beginnt er die Reprise, in der die Partnerin aus einem Kabinett hervorgezaubert wird. Nachdem Pauline einen erstklassigen Quick Change vollzogen hat, zeigt Matthieus Versuch ein unerwartetes Ergebnis. Im zweiten gemeinsamen Auftritt spielen sie eine Westernszene und parodieren damit die vorangegangene Nummer in sympathischer Weise.
Im umfangreichsten Auftritt spielt Matthieu in aller Ausführlichkeit zusammen mit drei Zuschauern seine Version der Filmszene. Hierbei zeigt er sich als versierter Beatboxer und verleiht dem hinlänglich bekannten Ablauf eine ganz eigene Note.

Eddy Carello jongliert virtuos mit Fußbällen. Trickstark und sehr sicher werden viele Routinen und Variationen ausgeführt. Bis zu fünf Bälle manipuliert der Jongleur zugleich in unterschiedlicher Weise.
Saolo Roque präsentiert sich im ersten Programmteil in zwei recht unterschiedlichen Genres. Zunächst ist er im grünen Schlangenkostüm als Klischnigger zu sehen. Ruhig und flüssig werden die Abläufe mit großer Körperbeherrschung und guten Balancegefühl vorgetragen. Fast spielerisch einfach erscheint sein verbiegen des Rumpfes und der Extremitäten.
Luftartistik in einem Netz bietet Saolo Roque in seinem zweiten Auftritt. Kraftvoll und elegant folgen die Tricks aufeinander, derweil seine Partnerin die Evolutionen mit ihrem Live-Gesang begleitet. Mit dieser romantisch inpirierten Darbietung, die ein wenig zum träumen einlädt, wird der Aufbau des Zentralkäfigs überbrückt.

Die erstklassige Tigerdressur von Carmen Zander wird völlig zu Recht auf Plakaten und anderen Werbemedien des Circus Royal groß herausgestellt - dies natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass Royal in diesem Jahr der einzige Circus in der Schweiz ist, der Raubtiere präsentiert - und an exponierter Stelle im Programm, direkt vor der Pause, präsentiert.
Die bestens bekannte, vielseitige Trickfolge wird mit großer Präzision dargeboten. Viele Sprungvarianten sind attraktives Gerüst der Trickfolge. Hochsitzer, Pyramide, Teppich und Ritt auf einem Tiger sind weitere souverän absolvierte Elemente, genauso wie ein eindrucksvoller Rückwärtssteiger und harmonische Schmuseszenen.
Der zweite Teil startet mit der Western-Show der Familie Gary Brophy. In hohem Tempo und mitreißendem Verkauf folgen die zahlreichen Tricks mit Lassos und Peitschen aufeinander. Dank der großen Spielfreude der drei Akteure lässt diese Nummer das Publikum am stärksten mitgehen.
Urs Strasser, Inhaber des inzwischen eingestellten Circus Medrano, hat nun die Position des Betriebsleiters bei Royal inne und präsentiert in gekonnter Manier sechs Kamele. Die teils noch recht jungen Trampeltiere beherrschen ihre Lauffiguren bereits sicher und präsentieren diese in einem flotten Ablauf.

Ramon Kathriner begeistert mit seinen beiden Auftritten in verschiedenen Disziplinen des Seillaufs. Im ersten Programmteil arbeitet er seine attraktiven Tricks auf einem hohen Schlappseil. Er balanciert auf einem quer auf dem Seil liegenden Brett, fährt Einrad und jongliert mit Ringen und Bällen.
Sein Auftritt auf dem Hochseil treibt die Spannung im Gradin auf den Höhepunkt. Das diagonal über die Manege gespannte Seil wird tänzerisch in verschiedenen Schrittfolgen gequert. Scheinsturz beim Reifensprung und freier Stand auf einem Stuhl sind weitere Elemente der Darbietung. Abschließender Höhepunkt seiner Evolutionen ist der Stelzenlauf über das hohe Seil.
Die Blues Brothers erobern die Manege. Matthieu und Eddy Carello erfreuen in dieser Rolle mit ihrem Gesang und animieren das Publikum es ihnen gleich zu tun. Dann tauscht Carello das Mikrophon gegen Devil Sticks und lässt eine E-Gitarre darauf tanzen. Im weiteren Verlauf der Nummer lässt er bis zu sechs Bälle als Bodenjongleur auf eine Trommel dozen. Bestens bekannt ist sein Solo auf dem Schlagzeug. Mit drei Bällen erzeugt er einen schwungvollen Rhythmus und der mit dem Mund auf die Becken geschossene Tischtennisball sorgt für die Effekte.
Das Finale bringt noch einmal alle Artisten in die Manege. Direktor Oliver Skreinig stellt einen Jeden vor, bedankt sich für den Besuch und verspricht ein Wiedersehen im nächsten Jahr bei einem vollkommen neuen Programm im „Circus Ihrer Heimat“. Frenetischer, lang anhaltender Beifall des Publikums legt ein beredtes Zeugnis davon ab, welch großen Anklang dieses klassische, rund zweidreiviertel Stunden andauernde, Circusprogramm fand.  Der weitestgehende Verzicht auf Ansagen verleiht der Show Tempo und lässt sie geschlossener wirken. Der Circus Royal bietet in dieser Saison ein leistungsstarkes Programm ohne Längen in einem ansprechenden Umfeld.
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