Text und Fotos Friedrich Klawiter
Ausstellung 30 Jahre Roncalli
Koblenz, 24. Juli 2009
Anlässlich des dreißigjährigen Jubiläums hat Circus Roncalli eine Wanderausstellung konzipiert, die in den zahlreichen Einkaufszentren der ECE durch Deutschlands Städte tourt.
Aktuell ist sie nun im Koblenzer Löhrcenter angekommen. Sie hat sowohl dem zufälligen, flüchtig vorbei eilenden Passanten, als auch dem interessierten Betrachter einiges zu bieten. Auf fünf antiken Raubtierpostamenten sind das Froschkostüm von John Ak, der Kopffüßler, Pic' s Pierrot Luneaire sowie zwei Ballettkostüme drapiert. Einige Vitrinen enthalten Plakate, Programmzettel, Fotos und Zeichnungen aus längst vergangenen Epochen. Einen breiten Raum die Darstellung von Ringling-Barnum & Bailey' s Zeltcircus ein. Aber auch Namen wie Hagenbeck, Busch, Althoff sind neben DeBach und Philip Ashtley zu finden. In kurzen, informativen Texten wird, ohne das Besucher sehr viel Zeit investieren müssen, der Ursprung und die Geschichte des Circus dargestellt.
Natürlich sind weitere Vitrinen der Geschichte Roncallis gewidmet. Viele Bilddokumente aus den verschiedenen Büchern finden sich hier wieder. Zahlreiche ehemalige Roncalli-Artisten geben sich auf den Galerie-Wänden ein Stell-dich-ein. Ein große Auswahl an Roncalli Souvenirs runden diesen Teil der Ausstellung ab.

Zwei Vitrinen sind weltbekannten Manegenstars, deren Namen nun wirklich jeder kennt, gewidmet – Grock und Rastelli erfahren hier ihre Hommage. Daneben wird Francesco Caroli in seiner Rolle als großer Clown ein Denkmal gesetzt.
Auf einem weiteren Posdament sitzt 'Boris'. Der präparierte Körper von René Stricklers ehemaligem prachtvollen Tiger beeindruckt sehr viele Passanten. Deutlich mehr Menschen bleiben hier stehen und lesen die Tafel, die darüber aufklärt, dass Strickler der letzte Dompteur im Circus Roncalli war und es keinen weiteren mehr gab/geben wird, da 'ihn niemand gleichwertig ersetzen' könne.
Herzstück des Ganzen ist die kleine Bühne, die vom ersten Roncalli-Artisteneingang abgeschlossen wird. Dreimal am Nachmittag gibt es eine kleine Circusvorstellung von etwa einer halben Stunde Dauer.
René Neumann ist als 'Renaldo Larifari' Circusdirektor und Clown in Personalunion. Er unterhält mit allerlei Gags, heizt die Stimmung an, animiert das Publikum und sagt seine Kollegen an. Da ist zunächst Jacqueline Alvarez mit ihrer bekannten Handstandequilibristik. Zwar ist der Rahmen nicht annähernd mit einem, wenn auch noch so bescheidenen, Chapiteau zu vergleichen, schafft es das Bühnenlicht nicht wirklich die Atristen zu unterstützen. Herrscht Einkaufshektik und Unruhe ringsumher, die von der eingespielten bestens bekannten Roncalli-Musik nur unzureichend übertönt wird und doch gelingt es der jungen Frau das Publikum zu fesseln und begeistern. Faszinierend ist natürlich die ungeheure Nähe, in der die Zuschauer zu den Akteuren stehen, die so sonst nirgends gegeben ist und die Nummern ganz anders erleben lassen. Ihr Vater Manuel Alvarez produziert sich in seiner bestens bekannten Jongleur-Darbietung. Hier gilt das gleiche – durch den geringen Abstand gewinnen gerade die filigranen Tricks, z. B. mit den Tischtennisbällen, eine andere Dimension.
Nach einem Minifinale, indem die drei Akteure ihren wohlverdienten Applaus bekommen, verläuft sich die Zuschauerschar und der normale Alltag kehrt in den Einkaufstempel zurück.
optimiert