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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Renaissance
Bergen op Zoom, 20. Juli 2014

www.circusrenaissance.nl
Spät startete Alberto Althoff mit seinem Circus Renaissance in die Tournee 2014. Mit einem äußerst gelungenen, stimmungsvoll präsentierten Programm und hervorragend zum gewählten Namen passenden Ambiente begeistert dieser Circus stets aufs Neue.
In Bergen op Zoom war der Circus Renaissance in Strandnähe aufgebaut. Die weitläufige Rasenfläche ließ einen großzügigen Aufbau zu. Die stilvoll bemalte nostalgische Fassade wird von einem ebensolchen Frontzaun flankiert. Die Wagen sind cremefarben mit dunkelroten Absetzungen lackiert. Erhabene Ornamente an den Wagenecken und große nostalgische Plakate zieren die Seiten der Fahrzeuge, die an den beiden Platzseiten aufgefahren sind.
Die Zeltanlagen sind in leuchtendem rot mit blauen Absetzungen gehalten.  Der Raum hinter dem Chapiteau ist der Stallanlage von Beatrix Spindlers Pferden und Hunden vorbehalten und große Koppeln komplettieren den Bereich. Die Wohnwagen der Artisten stehen, in exakter Formation ausgerichtet, ein wenig vom Circus entfernt.
Nostalgisches Ambiente herrscht auch in den Zeltanlagen vor. Zahlreiche, aus Holz gefertigte und in den Circusfarben lackierte, Verkaufsstände sind in hervorragender Weise professionell mit stimmigen Motiven, im gleichen Stil wie die Fassade und Plakatmotive, bemalt. Zahlreiche Dekorationselemente und die stimmungsvolle Beleuchtung mit Glühbirnen verleihen dem Zelt seine einmalige, unverwechselbare Atmosphäre. Zahlreiche Biertisch-Garnituren zwischen den Zelten laden an diesem  heißen Sommerabend zum Aufenthalt.

Im Chapiteau setzt sich die stimmungsvolle Gestaltung fort. Die Logenbrüstungen sind mit gemustertem Stoff verkleidet und tragen kleine Lämpchen an den Ecken. Ein großes, steil aufragendes Schalensitzgradin steht für die Besucher zur Verfügung und der riesige Artisteneingang komplettiert die Einrichtung. Aus rotem und dunkelblauen Samt mit goldenen Applikationen gefertigt, bildet er den idealen Hintergrund für die auftretenden Artisten.  Die Ära der  Belle Epoque spiegelt sich im Erscheinungsbild des Circus Renaissance erstklassiger Weise wider und selbst die Requisiteure verrichten ihre Arbeit in entsprechenden Clownskostümen und passend geschminkt.

Ein großes, temperamentvoll vorgetragenes Charivari startet traditionell die Show des Circus Renaissance. Der Chef des Hauses steht rekommandierend in der Manege und die Artisten bieten Kostproben ihres Könnens. Einem kleinen Circus-Oberlichtwagen entsteigt Clown Marco und Yussuf Moustafaiev stößt aus seinem Mund hohe Feuersäulen in die Kuppel..

Nahtlos schließt sich die Seiltanz-Darbietung von Reni Toth an. Routiniert werden die verschiedenen Schrittfolgen und unterschiedliche Sprünge ausgeführt. Spagat und andere Balancefiguren ergänzen die Trickfolge. Im zweiten Programmteil erleben wir die versierte Artistin an den Strapatentüchern. Zahlreiche kraftvolle Haltetricks und riskante Abfaller werden in rascher Abfolge gearbeitet.

Mit drei anspruchsvoll und ausgefallen gestalteten Darbietungen tritt Beatrix Spindler vor ihr Publikum. Zunächst präsentiert sie im Look einer venezianischen Prinzessin einen Fünfer-Zug Freiheitspferde. Die Hengste tragen über ihren Halftern goldfarbene Masken und schmale lange goldene Schabracken ergänzen die royalblauen Puschel. Temperamentvoll dirigiert die erfahrene Dresseurin die Pferde zu ihren zahlreichen Lauffiguren. Verschiedene Steiger komplettieren die Darbietung und mit einem Seil springenden Hengst erreicht die Nummer ihren Höhepunkt.
Eine ausgelassen umher tollende Hundemeute bevölkert im zweiten Auftritt die Manege. Fünf Hunde haben ihre Plätze in aufgeklappten Reisekoffern und ein sechster gelangt aus der Umhängetasche der als „Tussy“ gestylten Tierlehrerin in die Manege. Die Trickfolge ist in eine kleine Story eingebettet, indem die Vierbeiner ihre Trainerin vor ihrem Ankleidekabinett „stören“, ihr Hut und Federboa abjagen und sie von hinten anspringen. Turbulent werden Sprünge und Hinterbeinläufe – auch rückwärts – ausgeführt. Zum Abschluss der Nummer zeigen sich die größeren Hunde als begeisterte Jockeys eines Ponys.
Das eine Hohe Schule auch zu Rockmusik stilvoll und perfekt geritten werden kann, beweist Beatrix Spindler im schwarzen Leder-Outfit eindrucksvoll. Der Spanische Tritt z. B. passt wunderbar zum Song „We will rock you“. Trabtraversalen und viele weitere Elemente reihen sich zu einem schwungvollen Vortrag und die außergewöhnliche Begleitmusik verleiht der Darbietung zusätzlichen Drive.
Den Reigen der Darbietungen mit Tieren komplettiert das Duo Shmarlowski mit seiner Papageien-Revue im Piraten Look. Aus einer großen „Schatzkiste“ werden Agaporniden unterschiedlicher Farbgebung hervor „gezaubert“. Sie laufen auf Kugeln, nutzen eine Wippe, durchlaufen Hindernisse, fahren Karussell und rutschen eine Bahn hinab. Zwei prächtige Aras gehören gleichfalls zur Darbietung. Sie fahren Roller und Rad und spielen Baskettball. Eindrucksvolle Flugeinlagen der Aras runden den Auftritt ab.

Clown Marco Biasini ist mit einer Reihe seiner Reprisen zu erleben. Mit einem Saxophon-Solo wird ein Umbau stimmungsvoll überbrückt. Zwei Assistenten aus dem Publikum unterstützen den Clown beim Golfspiel. Mit einem Blasrohr expediert er eine Pfauenfeder auf seine Nase. Zusammen mit zwei Zuschauerkindern fährt der Clown „Moped“ und zusammen haben sie Spaß mit einem unsichtbaren Sprungseil. Auch bei der letzten Szene setzt Marco Biasini auf die Mithilfe eines Zuschauers. Bald bemerkt das Duo – seine Partnerin ist mit von der Partie – dass ein dritter Partner für einen Schleuderbretttrick von Nöten ist. Natürlich endet die Aktion mit dem bekannten Ergebnis.
Jindrich Reichert ist gleichfalls zwei Mal in der Manege präsent. Zunächst sehen wir ihn in Kochuniform und als Clown geschminkt Teller drehen. Nach den üblichen Turbulenzen rotieren schließlich fünfzehn Teller auf ihren Stäben.
Zu Beginn des zweiten Programmteils arbeitet Reichert seine bekannte Darbietung auf der Rola-Rola. Auf einem hohen Piedestal balanciert der versierte Artist auf dem labilen Untergrund. Sowohl ein Ball als auch ein Turm aus mehreren Rollen dienen als Untergrund für sicher ausgeführte Balancen. Schließlich türmen sich sechs Bänkchen auf seinem Rollbrett und auf der Spitze des Turmes steigt der Künstler durch einen Metallring.

Eliane Baranton präsentiert ihre erstklassige Antipoden-Nummer nun in der Manege des Circus Renaissance. Im Gipsy-Look arbeitet die erfahrene Artistin zunächst mit bis zu fünf großen weißen Bällen. Mit enormer Sicherheit werden die beiden Tonnen empor gekickt, wieder aufgefangen und auf vielfältige Art mit den Füßen manipuliert. Die abschließenden Routinen mit einem großen Tisch erfolgen mit großer Souveränität. Auch das extrem schnelle drehen der Keulen wird sicher demonstriert und mit einer effektvollen Fackeljonglage klingt die Nummer aus.
Finalnummer und akrobatischer Höhepunkt des Programms ist die Schleuderbrett-Darbietung des Trio Csaszar. Alle Möglichkeiten des Genres werden in einer enormen Anzahl perfekt ausgeführter Sprünge geboten. Sämtliche Saltos – einfach, doppelt, vor- und rückwärts sowie mit und ohne Schraube – der Voltigeuse fangen die beiden Porteure sicher auf ihren Händen und Schultern zum Stand, bzw. Handstand. Ein dreifacher Salto in die Arme der Porteure bildet den Schlusspunkt der beeindruckenden Darbietung.
Ein stimmiges Finale, zu dem Direktor Alberto Althoff seine Artisten namentlich in die Manege bittet, beschließt das abwechslungsreiche und äußerst unterhaltsame Programm. Wie stets bietet Alberto Althoff in seinem Circus Renaissance ein leistungsstarkes Programm, dass durch die festliche Atmosphäre im Chapiteau und den unverwechselbaren Stil der Präsentation besticht. Das begeisterte Publikum feiert die Akteure mit  lebhaften Ovationen und zeigt sich so in den Bann der Show gezogen, dass niemand seinen Platz verlässt ehe die Lichter verlöschen.