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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PROBST
Koblenz, 01. April 2015

www.circus-probst.de
Über Ostern war der Circus Probst wieder einmal in Koblenz auf dem Festplatz zu Gast. Der Aufbau gestaltete sich schwierig, brachte doch das Sturmtief „Niklas“ den bestens organisierten Ablauf gehörig durcheinander. Erst am späten Abend konnte mit dem Aufbau des Chapiteau begonnen werden und die Crew legte eine Nachtschicht ein, so dass die Premiere dennoch pünktlich stattfinden konnte.
Die bekannten rot und gelb gestreiften Zeltanlagen moderner Formgebung bilden das Zentrum des Circus. In den schmucken Frontzaun mit seinen zahlreichen Lichtern sind große Spannbänder mit dem Circusnamen integriert. Der dekorativ gestaltete Kassenwagen komplettiert die Front. Breiten Raum nimmt die umfangreiche Menagerie des Circus ein. Mehrere Ställe sind für die zahlreichen Pferde, Kameloiden und Rinder aufgebaut und großzügigste Freigehege, bzw. Koppeln bieten tagsüber viel Auslauf. Die zahlreichen Wagen und Auflieger, in frischem weiß mit roten Absetzungen und gelben Dächern gehalten, sowie Wohnwagen sind in langen Reihen neben dem Chapiteau platziert.
Im Vorzelt herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Verkaufswagen und zahlreiche Stände halten ein umfangreiches Angebot bereit und eine Café-Ecke bietet Sitzmöglichkeiten.  Durch einen Tunnel gelangen die Besucher ins Chapiteau. Ein siebenreihiges Gradin, zum Teil mit Schalensitzen bestückt, und bequeme Polsterstühle in den Logen stehen den Zuschauern zur Verfügung. Der dekorative große Artisteneingang nimmt den hinteren Teil des Zeltes ein und bietet auf seinem Podium dem gekonnt aufspielenden, sechsköpfigen Orchester unter der Leitung von Nikolay Kozak Platz. Mit passenden Arrangement werden die auftretenden Artisten in erstklassiger Weise unterstützt. Gleiches gilt für die Lichtregie, die für ein stimmiges Ambiente sorgt.

Direktor Reinhard Probst übernimmt die Aufgaben des Sprechstallmeisters und gibt nach der Begrüßung des Publikums die Manege für die erste Darbietung frei.
Stefanie Probst lässt zunächst drei gescheckte Dromedare einige Lauffiguren ausführen, dann ergänzen je drei Friesen, weiße Araber und Dartmoore-Ponys die Formation zu einem formidablen Zwölfer-Zug. Vielerlei abwechslungsreiche Lauffiguren erfolgen unter der gekonnten Peitschenführung der versierten Dresseurin und ein schöner Da Capo Steiger krönt die Darbietung.
Im zweiten Programmteil sehen wir die Juniorchefin des Hauses erneut, nun mit einer fulminanten Ungarischen Post. Auf zwei prächtigen Friesen absolviert die Stehendreiterin einige Figuren in der Manege ehe das erste Voraus-Pferd in den roten Ring gelassen wird. Der Araber passiert unter der Amazone hindurch und diese nimmt geschwind die Zügel auf. Schließlich formen fünf weiße Araber und das Handpferde-Gespann die temporeich dahin jagende Post.
Die dritte und letzte Tierdarbietung des diesjährigen Programms ist der große Exotenzug, den Reinhard Probst in gewohnt souveräner Weise präsentiert. Zwei schwere Kaltblutpferde, ein Kamel und ein Dromedar, zwei Watussirinder, sechs Lamas, ein Emu, ein Yak und ein Zebra sind die Tierrassen, die derzeit in unterschiedlichen Kombinationen ein abwechslungsreiches Repertoire gekonnt ausgeführter Figuren ablaufen.

Vladimir und Denis Stoljarov bieten erstklassige Clownerie in bester russischer Clownstradition. Vater und Sohn zeigen sich umfassend und bestens ausgebildet und die unterschiedlichsten artistischen Disziplinen sind Basis ihrer Arbeit. Durchdachte feine Komik und stimmige Gags begeistern in Verbindung mit einer Reihe artistischer Kabinettstücke die Zuschauer. In der Marionetten-Reprise läuft Vladimir Stojarov auf hohen Stelzen, derweil Denis leichtfüßig umherspringt und die Illusion, eine an Fäden hängende Puppe, zu sein perfekt vermittelt. Zu ihrem Spiel mit den Hula Hoop Reifen bitten die beiden Spaßmacher drei Kinder, ca. neun bis vierzehn Jahre alt, in die Manege, die bereits beim nachmachen einfachster Abläufe überfordert sind. Im weiteren Verlauf des Auftritts verblüffen die Clowns mit großem Können und ungewöhnlicher Handhabung der Reifen.
Im Tutu, mit Taucherbrille und Schwimmflossen ausgerüstet geben Vater und Sohn ein Konzert und sind zugleich auch das Ballett. „Schwanensee“ spielen sie auf Hupen, die in Froschpuppen stecken und mit den Füssen bedient werden.
Im abschließenden, turbulenten Sketch eilen die beiden Clowns der „abgestürzt“ an der Longe baumelnden Trapezartistin – Irada Stoljarowa – zu Hilfe. Mit Hilfe einer riesigen Strickleiter gelingt es, die Künstlerin wieder auf ihr Trapez zu hieven, allerdings geht sie dabei eines Schuhs und eines Ärmels ihres Kostüms verlustig. So entwickelt sich ein eifriges und turbulentes Treiben am Boden und auf der Leiter, derweil am Trapez seriöse Tricks gezeigt werden, um das Outfit wieder zu vervollständigen.
Jim Bim, alias Sergui Musanu, sorgt als „betrunkener“ Artist auf seinem Trampolin stets für einigen Trubel. Kaskadenstürze vom Requisit und Salti auf dem Trampolin werden mit viel Comedy und einem Striptease geschickt zu einem rasanten Auftritt kombiniert.

Die Flying Molinas bieten zu sechst gute Luftartistik am Fliegenden Trapez. Der zweite Fänger, oberhalb des Fliegertrapez positioniert, erlaubt erweiterte Flugmöglichkeiten, wird jedoch nur sehr sporadisch in das Geschehen einbezogen. Die beiden Voltigeure und Voltigeusen zeigen eine Reihe verschiedener Tricks des Genres. Dreifacher Salto und Passage sind die Höhepunkte der Darbietung.
Tony Erblay beeindruckt mit äußerst kraftvoll ausgeführten Evolutionen am Mast. Die aus den Vorjahren prolongierte Nummer hat durch Veränderungen am Requisit eine optische Aufwertung erfahren. An den Auslegern des freistehenden, ca zwei Meter hohen Mastes sind nun weitere senkrechte Stützen angebracht, an denen das gesamte Requisit in Richtung Kuppel verfahren werden kann und ein Teil der ansprechenden und mit scheinbarer Leichtigkeit ausgeführten Tricks in großer Höhe erfolgt.
Daikel und Utnier, beide gehören ebenfalls seit einigen Jahren zum Ensemble des Circus Probst, haben eine neue gemeinsame Darbietung einstudiert. Am doppelten Chinesischen Mast zeigen die beiden sympathischen Artisten ihr Können. Eine Plattform die die beiden Mastspitzen miteinander verbindet wird für eine Reihe Handstandtricks genutzt.

Die chinesische Artistin He Yuan bietet eine erstklassige Balance auf dem Hochrad. Während sie das Rad mit einem Fuß auf dem Pedal steuert, kickt sie mit dem anderen bis zu vier kleine Metallschalen zur gleichen Zeit zielsicher hoch zu einem frei auf ihrem Kopf stehenden Schälchen. Nun geht es mit dem Hochrad, Longen gesichert, auf eine große Kugel, die gegen seitliches wegrollen gesichert auf einer geformten Matte liegt und wieder werden Gegenstände hoch gekickt und sicher auf dem Kopf gefangen.
„Schlangenmädchen“ Wang Lin begeistert die Zuschauer mit ihrer anmutig ausgeführten Kontorsion. Nach einigen einleitenden Tricks, die ihre enorme Beweglichkeit transportieren, balanciert sie fünf Kerzenleuchten auf Händen, Füßen und Mundstab während sie ihren Körper in extremer Weise biegt.
Die Finalnummer ist Yanan Ren und seinen Evolutionen auf dem Schlappseil vorbehalten.
Die umfangreiche Abfolge schwierigster und anspruchsvollster Tricks – Einarmer und Kopfstand ohne Vorteil, Handstand auf dem ausschwingenden Seil, Spagat – erfolgt mit beeindruckender Leichtigkeit und Sicherheit. Handstände auf einer Leiter und die Fahrt auf dem Einrad im Handstand über den schwankenden Draht sind weitere Highlights im Ablauf der Nummer.
Mit einem schwungvollen Finale klingt das geschickt zusammengestellte diesjährige Programm des Circus Probst in geeigneter Weise aus. Reinhard Probst stellt seine Artisten namentlich vor und verabschiedet sich von seinem Publikum. Der lang anhaltende, starke Applaus der Besucher zeigt die Zufriedenheit des Publikums mit dem Gebotenen.