Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Probst
Bad Kreuznach, 19. März 2011

www.circus-probst.de
Die Frühlingssonne ließ die rot-gelben Zelte des Circus Probst hell erstrahlen. Auf dem weitläufigen Festplatz in Bad Kreuznach hatte man großzügig aufgebaut. Die zahlreichen rot-weißen Wagen mit den gelben Dächern und der blauen Schrift sind exakt auf dem Gelände aufgestellt. Dazwischen der weiße Pferdetransporter, der auf den Seiten Abbildungen von Stephanie Probst mit ihren Pferden und ein blau-goldenes Strahlendekor trägt. Neu sind Zaunelemente in der Front, die auf großen Spannbändern die verschiedenen Plakatmotive des Circus zeigen.
Im Vorzeltinnern sind die großen Spannbändern mit den Bildern der hauseigenen Artisten zu sehen.


Das diesjährige Programm wird im artistischen Bereich wiederum komplett von der großen Truppe des kubanischen Staatscircus Circuba bestritten. Die vielseitigen Artisten starten die Spielfolge mit schwungvollem Seil springen. Die Arbeit der achtköpfigen Amaury-Troupe bietet viele starke originelle Tricks in rasantem Ablauf. Die phantasievollen modernen Kostüme passen hervorragend zur südamerikanischen Lebensfreude, die diese Nummer ausstrahlt.
Als „Los Aless“ sind drei Ensemblemitglieder mit Handvoltigen zu sehen. Die ansprechende Kür wird flott und mit sympathischer Ausstrahlung vorgetragen.

Zwei junge Frauen der Truppe, Yumi und Yolanda, haben eine Darbietung am Ringtrapez einstudiert. Kraftvoll agieren sie am permanent kreisenden Requisit. Vielfältig und variantenreich kommt ihre umfangreiche Arbeit daher, schade nur das ihr Luftapparat so niedrig hängt, dass man in einigen Szenen kaum mehr von einer „Luftnummer“sprechen mag.
Eine zweite Luftdarbietung sieht Utnier am Schwungseil als Akteur. Nach einem interessanten Aufgang, ein längeres teilbares Schwungseil ermöglicht auf dem Weg nach oben einige Tricks, folgen eine Reihe effektvoller Balancen und Abfaller. Allesamt in vollem Schwung ausgeführt, sorgen sie für eine attraktive Darbietung in der Kuppel.
Jongleur Daikel präsentiert sicher und routiniert seine facettenreiche Darbietung. Nach den Eröffnungsroutinen mit bis zu fünf Keulen lässt er bis zu sieben Ringe durch die Luft fliegen, balanciert dabei zwei Bälle - auf Mundstab und einem Stab auf der Stirn. Kleine von innen  beleuchtete, Bälle werden im Dunkeln jongliert und sorgen so für einen netten Effekt. Abschließend folgen bis zu fünf Tischtennisbälle, die in der bekannten Manier jongliert werden.
Den letzten Auftritt gestaltet die komplette 'Troupe Cirkaribe' mit elf Mitwirkenden am Schleuderbrett. Umfangreich ist das Repertoire verschiedener Sprünge, allesamt longengesichert, dass die Truppe im Repertoire hat. Ein stangengestütztes fünf-Mann-Hoch sowie der Flug in einen Sessel schließen den Auftritt ab. Die Nummer wirkt recht statisch, da die Vorbereitungen und das aufbauen der Fängertürme jedes Mal ziemlich lange dauert.

Neue Nummern hat sich Stefanie Probst erarbeitet. Zunächst sehen wir sie zusammen mit ihrem Partner Sergui Musanu und Utnier Aquino Hernandez in einem „Pas de trois“ auf den Rücken von drei prächtigen Friesen. Die Abläufe während der ersten Hälfte des Auftritts sind mit denen eines „Pas de deux“ vergleichbar. Dann folgen akrobatische Übungen an einer Art „Reckstange“, die von den beiden männlichen Artisten auf der Schulter gehalten wird.
Sehr schön ist eine neue Dressurfolge gestaltet. Zwei Kamele und ein weiß geschecktes Dromedar wurden mit zwei braunen und einem weißen Araber kombiniert. Die Geschirre der Pferde sind perfekt auf die prächtigen, aufwändigst mit orientalischen Motiven bedruckten Paradedecken der Trampeltiere abgestimmt. Das phantasievolle, gleichermaßen orientalisch inspirierte, Kostüm der Vorführerin perfektioniert den ausgezeichneten optischen Eindruck, den diese Nummer hinterläßt. Wie stets im Hause Probst sind die eindressierten Lauffiguren höchst umfangreich in ihrer Anzahl und variantenreich in der Ausführung. Interessant und mehr als selten zu sehen, das abschließende „flechten“ mit den drei Trampeltieren, bei dem ein Bereiter dem Dromedar noch ein paar dezente Hilfestellungen geben muss.

Zum Finale folgt die Vorführung von fünf weißen Arabern. Elegant im blauen Abendkleid gekleidet, überwiegend in blauem Licht ausgeleuchtet, präsentiert Stephanie Probst die perfekt laufende Freiheit. Harmonisch reihen sich die Lauffiguren und Steiger aneinander und setzen in diesem, an guten Tierdressuren reichen Circus, einen effektvollen Schlusspunkt.

Die Reihe der hauseigenen Tierdressuren komplettiert der große artenreiche Exotenzug,  den Reinhard Probst als Pausennummer bringt. Vor langen Jahren von Uwe Schwichtenberg geschaffen, hat diese Darbietung bis heute nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt.
Die Clownerie und Komik im Programm des Circus Probst liegen auch in diesem Jahr in den bewährten Händen von Sonja Probst und 'Jim Bim' alias Sergui Musanu.
Mit einigen Reprisen unterhält Sonja Probst als Clownin „Lolli“ die Besucher. Zunächst versucht sie sich im Zusammenspiel mit 'Jim Bim' als Kunstschützin. Sie dirigiert das klatschen der Zuschauer im Walzertakt, reinigt die Logen und serviert abschließend 'Sahnetorten'. Sonja Probst verkörpert einen liebenswerten, freundlichen Clowntypus, der ohne Belästigung von Zuschauern auskommt.
'Jim Bim' hat seine Darbietung seinerzeit von Don Martinez übernommen. Versiert und inzwischen nicht mehr ganz so eng an das Vorbild angelehnt, agiert er nun in bekannter Manier auf Trampolin und Sprungturm.

Einziges neues Mitglied im Ensemble des Circus von Reinhard Probst ist in diesem Jahr Carmen Zander mit ihrer Tigerdressur. In gewohnt souveräner Manier tanzt die junge Frau durch die Manege, ihre fünf Großkatzen zu ihren Tricks anleitend. Viele verschiedene Sprungvarianten, Teppich, Rückwärtssteiger und Hochsitzer werden eindrucksvoll ausgeführt. Einzig die Begleitmusik, es ist die einzige Darbietung des Programms, die nicht vom Orchester begleitet wird, will so gar nicht zu einer Raubtiernummer passen. Während der gesamten Dauer der Nummer wummern ausschließlich harte Techno-Beats aus den Boxen.

Mit einer großen mittelamerikanischen Artistengruppe im Programm, ist es naheliegend, das Finale im Stil des dortigen Karnevals zu gestalten. In farbenprächtigen aufwändigen Kostümen, die Artistinnen tragen dazu herrlichen ausgefallenen Kopfputz, tanzen alle Mitwirkenden in der Manege. Die Kubaner gestalten mit einer Pyramide ein eindrucksvolles Schlussbild, in dass die übrigen Mitwirkenden geschickt integriert werden.
Das Programm aktuelle Programm des Circus Probst ist abwechslungsreich und unterhaltsam zusammengestellt, setzt auf die drei Säulen klassischer Circuskunst und erfüllt die Erwartungen der Besucher.
optimiert