Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
CIRQUE „La PISTE aux ETOILES“
Chantilly, 16. Dezember 2012

www.lapisteauxetoiles.com
Der Cirque „La Piste aux Etoiles“ von Auguste Falck war zu einem vorweihnachtlichen Gastpiel, in dessen Verlauf auch Galas stattfanden, in Chantilly anzutreffen. Die Gemeinde, insgesamt leben etwa siebenunddreißigtausend Menschen dort, liegt achtunddreißig Kilometer nördlich von Paris. Weltberühmt ist das Schloss von Chantilly, wo im Museum Condé eine bedeutende Kunstsammlung untergebracht ist. Zudem ist es Frankreichs Pferdezuchtzentrum und auf der Rennbahn werden alljährlich zwei prestigeträchtige Pferderennen ausgetragen.
Nachdem man lange Jahre unter der Firmierung „Achille Zavatta Fils“ gereist war, pachtete Auguste Falck 2009 den heutigen Namen für sein Unternehmen. „La Piste aux Etoiles“ war eine TV-Circusproduktion von Gilles Margaritis, die von 1950 bis Ende 1976 allwöchtlich ausgestrahlt und zumeist im Cirque d' Hiver produziert wurde.

Der Circus war am Rande der Pferderennbahn aufgebaut. Das große markante Chapiteau mit dem außergewöhnlichen Design leuchtet weithin in der Wintersonne. Drei runde Kuppeln krönen den hohen Zeltbau, dessen weiße Plane mit blau-roten Ornamenten geschmückt ist.  Vorzelt, ein weiteres Zelt für die Galafeiern und die langgestreckten Ställe sind im gleichen Dekor gehalten. Der dekorative Fassadenwagen mit der integrierten Kasse wird vom Frontzaun in gleicher Optik flankiert und rundet das Arragement ab. In langer Reihe sind die großen, mit beidseitigen riesigen Auszügen versehenen, Wohnauflieger mit ihren chromblitzenden Kenworth-Trucks aufgefahren. Ihnen schließen sich die „Roadtrains“, die in dieser Form nur beim Cirque „La Piste aux Etoiles“ zu sehen sind, an. An einen Sattelauflieger ist ein überlanger Anhänger, dessen zweigeteilter Aufbau mittig auf einem Drehgestell ruht, gekuppelt.
Zwei überlange Sattelzüge und ein weiterer Anhänger stehen den zahlreichen Raubtieren des Circus als Unterkunft zur Verfügung. In einem weiteren Anhänger hat eine Gruppe Hundskopfaffen ihr Zuhause. Für die drei großen indischen Elefanten sind weitläufige Paddocks abgesteckt. In den Boxen der Stallungen stehen außer Pferden, Kamelen, Dromedaren und Lamas auch Zebra und Rinder unterschiedlicher Rassen.
Der Sattelzug mit der Circusrestauration nimmt eine Seite des mit einem Holzboden versehenen Vorzeltes ein. Weitere Verkaufsstände und dezenter Weihnachtsschmuck sind auf der zweiten Seite zu finden.
Im Chapiteau ist ein steiles zwölfreihiges Holzbankgradin installiert. Mit rotem Stoff bezogene Klappstühle stehen den Logen-Besuchern zur Verfügung. Die Vorderwände der Boxen sind dekorativ in rot und blau gestaltet. Ein großer Artisteneingang aus rotem Samt strukturiert den hinteren Bereich des Chapiteau. Die mittig integrierte Bühne mit Showtreppe gibt ihm Struktur. Das gute Circusorchester hat seinen Platz auf der Empore. Der Zentralkäfig, eine schwere schwarze Eisenkonstruktion mit reichen goldenen Applikationen, ist bereits aufgebaut. Die Postamente der Raubtierdarbietung sind im gleichen Nostalgie-Look wie der Käfig gefertigt.

„Monsieur Loyal“ Silvain Silvani tritt im Nikolaus-Outfit in die Manege, begrüßt das zahlreich erschienene Publikum und kündigt den großen Star der Show, auf den die gesamte Werbung des Circus abgestellt ist, an.
Roger Falck, dreiundzwanzigjähriger Gewinner eines „Bronzenen Clowns“ beim Festival in Monte Carlo 2009 und beim Festival von Massy mit einem Hauptpreis ausgezeichnet, stellt seine sieben Tiger in drei Farben gekonnt vor und gewinnt mit jugendlichem Charme das Publikum. Eine Vielzahl erstklassiger Tricks – u. a. Pyramide, Bar, Hochsitzer am Platz und in der Manegenmitte, Rollover und Teppich – wird perfekt geboten. Wir erleben den „einzigen singenden Tiger“ und einige beeindruckende Vorwärtssteiger runden die Leistung ab. Im weiteren Verlauf der Vorstellung präsentiert Roger Falck eine Dressur von zwei Kamelen und zwei Dromedaren, die von vier Haremsdamen charmant umrahmt wird.
Seine Schwester Cloé Falck ist mit zwei Luftnummern im Programm vertreten. Gekonnt und mit Ausstrahlung arbeitet die junge Frau ihre Kür am Trapez, die eine Reihe anspruchsvoller und kräftezehrender Tricks enthält. Im zweiten Programmteil folgt eine ähnlich harmonische Arbeit am Ring.
Miss Alexia arbeitet gleichfalls hoch unter der Kuppel. Ihr Requisit in Form eines überdimensionalen Ankers ist an der Unterseite mit einer Tuchschlaufe, ähnlich einem schwungseil versehen. Ihre gekonnt präsentierten Tricks, die aus dem großen Repertoire der Luftartistik stammen, sieht man ansonsten in den Genres Tuchstrapaten und Schwungseil.

Die Bubi Ernesto Clowns, hierzulande waren sie einige Saison mit dem Circus Carl Busch auf Tournee, bringen mit Schwung und viel Klamauk ihr bestens bekanntes Entree zu Gesicht. Tochter Ofelia glänzt als Weißclown mit virtuosem Spiel auf dem Xylophon. Im ersten Progammteil ist sie als Ballerina auf dem Seil zu erleben. Anmutig tanzt die junge Frau im Tutu über den gespannten Silberdraht und überzeugt mit einem Spitzentanz auf dem Seil.
Sandy Ernesto unterhält das Publikum mit ihren Reprisen. Sie führt einen „Löwen“ vor, jongliert mit einem Lichtpunkt und verteilt Popkorn.

Direktor Auguste Falck präsentiert in unnachahmlicher Art die Cavalerie des Hauses. Vier temperamentvolle Pintoschecken werden von ihrem Dresseur fast ausschließlich mit der Stimme und sparsamsten Zeichen mit dem Zeigefinger der rechten Hand dirigiert. Präzise werden Volten, Pirouetten und Gegenlauf ausgeführt. Nur auf Zuruf des Namens setzen sich die still stehenden Hengste einzeln in Bewegung und ein knappes „Stopp“ lässt sie augenblicklich verharren. Schwungvolle Da Capo Steiger beenden diesen erlesenen equestrischen Augenschmaus.
Les Pepones sind eine siebenköpfige französische Artistentruppe am Fliegenden Trapez. Die Mitglieder kommen aus dem „Noveau Cirque“ und haben bisher mit ihrem Programm, dass bis zu fünfundvierzig Minuten Dauer umfasst, vornehmlich unter freiem Himmel auf gastiert. In einem traditionellen Circus arbeiten sie hier zum ersten Mal. Hier zeigen sie ein umfangreiches Repertoire, dass alle relevanten Tricks, inklusive Passage und dreifachem Salto, in erstklassiger Ausführung, beinhaltet. Über dem Fängertrapez hat ein weiterer, stehender Fänger seinen Platz und so sind weitere Flugwege gegeben.

Ein weiteres Mal sehen wir Roger Falck. Nun leitet der junge Dompteur zwei indische Elefanten im roten Ring zu ihren Tricks an. Laufarbeit, Tricks auf den Tonneaus, Hochsitzer, Opfstand und Pyramide werden unter anderem souverän absolviert. Die beiden Figurantinnen verleihen dabei der Darbietung Glamour und Esprit.
Das Hausballett in „Weihnachtsfrau“-Kostümen zusammen mit „Monsieur Loyal“ leiten ein farbenfrohes Finale zu mitreißender Musik ein.Die Mitwirkenden sind in der Manege versammelt und „Papa Noel“ stattet den Besuchern gleichfalls seinen Besuch ab.
Frenetischer Beifall von den gut besetzten Rängen legt ein beredtes Zeugnis ab, dass gut gemachter klassischer Circus, mit vielen Tierdarbietung, hoch in der Gunst des Publikums steht. Der Cirque „La Piste aux Etoiles ist ein großes modernes Unternehmen mit reichhaltigem Tierbestand und einem sehr guten Programm. Hier lohnt auch der weiteste Anfahrtsweg den Besuch.
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