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Text und Fotos Friedrich Klawiter
GRAND CIRQUE DE ST. PETERSBOURG
Metz, 11. März 2017 

www.paul-busch.eu
„Le Grand Cirque de St. Petersbourg“, eine der schnell reisenden Einheiten der „SARL Arena Production“ von Raoul Gibault, war zum turnusmäßigen Gastspiel in Metz aufgebaut. Die Metropole an der Mosel ist eine der wenigen mehrtägigen Stationen auf der Tour und an den drei Gastspieltagen wurden acht Vorstellungen gegeben.
Ein weißes Chapiteau mit blauem Dekor, dessen Plane bis zu den Mastspitzen hochgezogen ist, bildet das Zentrum des Circus. Ein blaues Vorzelt komplettiert die Zeltanlagen.
Der große Kassenauflieger, ein weiterer Sattelzug – auf dessen Seiten in großen Lettern der Circusnamen zu lesen ist – und drei pink-gelb gestrichene Zaunelemente bilden die Front des Unternehmens. Zahlreiche Leuchtelemente auf dem Dach der Kasse und Lichterketten am Zelt verbreiten Circusatmosphäre.
Der umfangreiche Fuhrpark des Circus, wie in Frankreich üblich sind die Sattelauflieger mit einem großen Anhänger zu festen Einheiten zusammengekuppelt, ist einheitlich in einem grellen pink lackiert. Die Fahrerkabinen der Zugmaschinen sind großflächig gelb abgesetzt.
Ein großer Stall mit weitläufigem Freigehege steht den Kamelen, Lamas, Ponys, Eseln, Rindern, Zebras und Zebroiden des Circus zur Verfügung. Der große Raubtierwagen, mit großem Außengehege, wird von den fünf hauseigenen Tigern bewohnt.
Im Vorzelt sind die Seitenwände komplett mit rotem Samt verkleidet und der große, vor Jahren vom Circus Barum übernommene Verkaufswagen der Restauration sowie einige Biertischgarnituren bilden die Einrichtung.
Im Chapiteau stehen ein großes Schalensitzgradin und gepolsterte Stühle in den mit rotem Samt dekorierten Logen für die zahlreichen Besucher bereit. Der Artisteneingang besteht gleichfalls aus rotem Samt und goldene Bordüren verleihen ihm Struktur.

Die Show erhält ihre Struktur und den „russischen Touch“, den man wohl beim Circus aus St. Petersburg allgemein erwartet, durch das Ballett sowie durch Sängerin und  Sprechstallmeisterin Nina. Ihr Live-Gesang und auch die meisten Ansagen erklingen in russischer Sprache. Das Ballett tanzt in Folklore-Kostümen und auch der „russische Bär“ zeigt sich in der Manege.
Der rumänische Dompteur Rico eröffnet die Spielfolge mit der Präsentation von fünf Tigern. Souverän leitet er die umfangreiche Trickfolge. Pyramide, Balkenlauf, verschiedene Sprungvarianten, Teppich und Hochsitzer sind die Eckpunkte der Darbietung.
Die beiden weiteren hauseigenen Dressur-Darbietungen werden von Ahmed Loyal im ersten Programmteil präsentiert. Zuerst sehen wir den großen Exotenzug des Circus. Sechs Esel laufen gelassen die ersten Touren. Ein Kamel, zwei Dromedare und drei Lamas folgen ihnen nach. Sie beherrschen eine umfangreiche Auswahl verschiedener Lauffiguren. Drei Rinder verschiedener Rassen nehmen ihre Plätze auf Tonneaus ein und zwei Zebroide überspringen das abliegende Kamel. Zebras ziehen ihre Bahnen und abschließend setzt ein Lama in weiten Sätzen über die Rinder hinweg.
Vor der Pause sind die beiden mächtigen asiatischen Elefanten in der Manege zu erleben. In einem ruhigen und tiergerechten Ablauf werden einige akrobatische Tricks – hochsitzen, abliegen, Kopfstand - mit vielerlei Laufarbeit kombiniert. Der Spagat einer Figurantin zwischen den beiden Elefantenköpfen markiert den Höhepunkt des Auftritts.
Eine Hunderevue mit acht Pudeln verschiedenster Größen und eine Hauskatzen-Nummer komplettieren die Auswahl der Dressur-Acts.

Clown Toni Alexis und Ehefrau Jeanette sorgen mit ihren hierzulande bestens bekannten Entrees für herzhaftes Lachen im weiten Rund. Im ersten Teil wird das Spaghetti-Entree gezeigt. Toni Alexis gibt den vertrottelten, angetrunkenen Ober und seine Ehefrau Jeanette die Dame der „besseren Gesellschaft“. Die beiden spielen ihre Rollen mit Hingabe und komödiantischem Talent.
„Ahoi“ - Toni Alexis Schlachtruf ertönt im zweiten Teil zum Entree-Klassiker der Alexis Clowns. Jeanette Alexis übernimmt den seriösen Part, ruft den August zur Ordnung und möchte ihm Karate nahe bringen. Doch Toni Alexis konterkariert alle Bemühungen.  Mit seinem „Ahoi“ und der leicht verzweifelt wirkenden, stetig präsenten Siegerpose bringt er auch in diesem Rahmen die Zuschauer auf seine Seite und lässt sie begeistert jubeln, bis der Auftritt mit gemeinsamen musizieren gekonnt beendet wird.
Moderne Circuskunst repräsentiert „Laserman“ mit einer furiosen Laser-Show, in die auch Feuereffekte integriert sind. Auf einem erhöhten Podium stehend „lenkt“ und „teilt“ er die Lichtstrahlen, entlockt damit in erster Linie den jüngeren Besuchern Begeisterungsausrufe.

Eine veritable Handstandequilibristik arbeitet ein jüngerer Artist asiatischen Aussehens. Auf formschön geschweiften Handstäben wird eine Vielzahl anspruchsvoller Handstandfiguren elegant und kraftvoll ausgeführt. Lange verharrt der Artist bei seinen Evolutionen auf einem Arm und zeigt mehrmals „Sprünge“ von einer auf die andere Hand auf einem Stab. Außergewöhnlich der Einsatz von scherenförmig angeordneten und mittels Federn vorgespannten Handstäben, deren Position sich durch Körpergewicht und Krafteinsatz verändert.
Tempojongleur Kevin Ortiz präsentiert temperamentvoll seine Geschicklichkeit. Er startet seinen Auftritt mit einer veritablen Keulenjonglage. Anschließend werden sechs weiße Ringe sicher in der Luft gehalten. Die folgenden fünf Tennisbälle werden variantenreich in drei Köchern am Gürtel des Jongleurs gefangen. Die letzten Touren erfolgen mit fünf Sombreros.

Die „stärkste Frau der Welt“, Victoria Ilchenko verblüfft mit ihrem Können das bestens besetzte Auditorium. Zunächst werden verschiedene Feuerstäbe effektvoll gehandhabt. Sodann findet ein Holzstamm von mehreren Metern Länge den Weg auf die Schultern der Kraftjongleurin und zwei Ballettmitglieder setzen sich in Gurtschlaufen an den Enden während die Artistin das Karussell in Gang setzt. Zum Höhepunkt der Darbietung lässt sich Victoria Ilchenko von einem Kleinbus überrollen. Auf dem Rücken liegend hält sie dem Druck des rund zwei Tonnen wiegenden Fahrzeuges stand, dass mit zwei Rädern über die auf dem Unterleib ruhenden Metallrampen fährt.
Ein formibable Hand-auf-Hand Darbietung präsentiert das Duo Vitalis, das beim diesjährigen Festival von Massy mit der „Piste de Bronze“ ausgezeichnet wurde. In perfekter Ausführung laufen die Tricks ab. Anspruchsvollste Abläufe des Genres werden in großer Zahl und scheinbarer Leichtigkeit aneinander gereiht. Besonders publikumswirksam trägt der Untermann seinen Partner freihändig im Kopfstand über vier hohe Treppenstufen vom Piedestal hinab in die Manege.
Mit einem fröhlich gestalteten, von Tanz und Live-Gesang geprägten Finale klingt die Show aus und Sprechstallmeisterin Nina verspricht ein Wiederkommen des Circus mit völlig neuer Show in zwölf Monaten.
Der „Cirque de St. Petersbourg“ bietet ein gutes, äußerst unterhaltsames Programm mit vielen Tierdarbietungen, mit Raubtieren und Elefanten – was leider heutzutage immer seltener der Fall ist – sowie erstklassigen artistischen Acts. Beim Publikum kommt die Show bestens an, wie der lebhafte und lang anhaltende Applaus eindrucksvoll belegt.