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Text und Fotos Friedrich Klawiter
SAMUEL PAUWELS CIRCUS
Brüssel, 26. Oktober 2013

www.pauwelscircus.com
Seit Generationen steht die Dynastie Pauwels für erstklassigen Circus. Eine Reihe verschiedener Unternehmen und große Darbietungen wurden im Lauf der Jahre von Mitgliedern der Familie Pauwels, die mit sehr vielen namhaften europäischen Circusfamilien verwandt und verschwägert ist, hervorgebracht.
Auf dem Gelände des alten Hippodrom im Süden der belgischen Hauptstadt Brüssel steht der Circus nun seit drei Jahren fest aufgebaut, nachdem der langjährige Standort im benachbarten Ukkel, aufgegeben werden musste.
Mit zahlreichen großformatigen Plakaten macht der Circus auf sich und sein neues Programm aufmerksam. Rund drei Monate währt die Saison des Circus Samuel Pauwels in Brüssel, in der man alljährlich eine neue Show präsentiert. In der übrigen Zeit bietet man am gleichen Standort verschiedene Kinderprojekte an.

Vier Chapiteaux in verschiedenen rot-weißen und blau-weißen Designs, immer eines größer als das vorherige, sind hintereinander aufgestellt und mittels Tunnels verbunden. Ein rot-weißer Stakettzaun mit Lichterbögen und einem dekorativen Eingangsportal schließt den Platz an der Frontseite ab. Links neben den Zelten sind die zahlreichen Wohnwagen dicht an dicht aufgefahren. Der Raum hinter den Chapiteaux wird von der riesigen Raubtieranlage – inklusive eines Pools – für die beiden weißen Tiger von Eric Bormann eingenommen. Auch für die zweite Tierdarbietung, den Hunden des Duo Melenzias, steht reichlich Platz zur Verfügung.
Im ersten Zelt, einem kleinen Zweimaster, finden der Toilettenwagen und ein Infostand Platz. Auch das folgende Chapiteau ist ein Zweimaster. Direkt neben dem Eingang ist das Kassen-Desk platziert. Ein antiker Bartresen aus dunklem Holz und ein dazu passendes Regal nehmen die Circusrestauration auf. Der weitere Raum ist mit Sitzgarnituren bestückt. Das dritte Chapiteau beheimatet einen Indoor-Spielplatz. Karussell und verschiedene Hüpfburgen füllen den Viermaster restlos aus. Spezielle Arrangements bieten z. B. für Kindergeburtstage die Möglichkeit, hier den Tag zu verbringen und vor dem Besuch der Show im Vorzelt den mitgebrachten Kuchen zu verzehren.
Im Spielzelt empfängt die Besucher ein sehr elegantes Ambiente. Schöne Leuchten an den acht Sturmstangen verbreiten ein angenehmes, warmes Licht während des Einlasses. Die acht Reihen des recht neuen Gradins sind je zur Hälfte mit Einzelklappsitzen und Bänken mit Rückenlehnen ausgestattet. Zwei Reihen gepolsterter Stühle stehen den Logenbesuchern zur Verfügung. Abtrennungen und Geländer sind aus einem Metallrahmen gefertigt, der mit roter Plane bespannt ist. Ein eleganter Artisteneingang aus rotem Tuch ergänzt die Einrichtung. Die Bestückung der großzügig dimensionierten Lichtanlage zeigt sich auf der Höhe der Zeit. Ihr computergestützter Einsatz unterstützt die auftretenden Artisten perfekt.

Mit einem furiosen Charivari aller Artisten startet die Saisonpremiere vor bestens besetzten Rängen. Ein elegantes, funkelnd verchromtes Requisit in der Manegenmitte dient einem jungen Mann bei seiner Handstandequilibristik als Unterbau. Rechts und links davon arbeiten zwei Artistinnen ihre Tricks an Ringtrapez und Strapatentüchern. Feuerschlucker, Gymnasten, Jongleure und natürlich Clowns bevölkern den roten Ring.
Madame Loyal, Celia Berthier, begrüßt, mit einer exquisiten Hutcreation auf dem Kopf, das Publikum. Die eloquente Sprecherin ist im weiteren Verlauf der Show im Zusammenspiel mit Senior-Chef Marquis Pauwels zu erleben und lockert die Moderationen mit verschiedenen gelungenen magischen Tricks auf.
Mit Tellerjonglagen tritt der etwa dreizehnjährige Richard Bormann vor sein Publikum. Mit großer Manegenpräsenz und jungenhaftem Charme verkauft der junge Artist seine Tricks in erstklassiger Weise und sofort springt der Funke zum Publikum über. Mit einigen akrobatischen Einlagen und der Jonglage dreier Nudelhölzer wird die bekannte Choreographie des Teller drehens aufgelockert.
Camille Rech präsentiert klassische Fahrradartistik, wie man sie heute kaum noch geboten bekommt. Nach einigen Touren auf dem Einrad wechselt die junge Frau auf ein Kunstfahrrad und überzeugt mit einer umfangreichen Folge anspruchsvoller akrobatischer Tricks.

Nach einem musikalischen Intermezzo auf dem Xylophon von Samuel Pauwels erobern die „Blues Brothers“ die Manege. Temperamentvoll tanzen sich Alexandra Pauwels und ihr Ehemann Eric Bormann in die Herzen der Zuschauer. Mit einem Rolabrett unter den Füssen springt der Artist von einer zur nächsten Rolle eine Treppe hoch zu seinem Arbeitsplatz. Souverän werden die verschiedenen Tricks gearbeitet und mit der abschließenden Balance auf sieben aufgetürmten Rollen und Zylindern erreicht die furiose Darbietung ihren Höhepunkt.
Turbulent geht es bei der Hundedressur des Duo Melenzias zu. Sechs Hunde unterschiedlicher Rassen, vom Mops bis zum Bernhardiner rennen, springen und wuseln durch die Manege. Sie überwinden Hürden, ziehen einen Karren, laufen in und auf einer Rolle und überraschen immer wieder mit hohen und weiten Sprüngen. Ergänzt wird das bunte Treiben mit einem Huhn, dass auf einem elektrischen Kinderklavier eine Melodie pickt. Im weiteren Verlauf der Show erleben wir das Paar ein weiteres Mal in einer liebevoll gestalteten Reprise. Ein Koch, der männliche Part des Duo, versucht auf verschiedene Weise eines entwichenen Huhns wieder habhaft zu werden. Schlussendlich landet er selbst in dem riesigen Netz, dass er bei der Jagd einsetzt.
Samuel Pauwels präsentiert vor der Pause eine umfassende und elegant in Szene gesetzte Jongleurnummer. Er beginnt seine Routinen mit fünf Ringen, steigert bald darauf auf sieben. Schließlich werden neun Ringe sicher und gekonnt in der Luft gehalten. Es folgen variantenreiche Aktionen mit weißen Keulen, die allesamt fehlerfrei mit großer Souveränität ausgeführt werden. Fünf hell lodernde Fackel lässt der Jongleur gekonnt umherwirbeln und sorgt so für den effektvollen Abschluss seines gelungenen Auftritts.

Mit der Tigerdressur von Eric Bormann beginnt der zweite Programmteil. Diese neue Dressur des versierten Dompteurs wird in der Werbung des Circus groß herausgestellt mit dem Hinweis, dass es sich um die einzigen Exemplare ihrer Art in Belgien handelt. Die beiden jungen Tiere beherrschen bereits ein breites Spektrum heutzutage gängiger Tricks.
Eine attraktive Darbietung präsentiert uns unter der Kuppel des Chapiteau Celine Moreno. Am sogenannten "Corde Américain" zeigt die junge Frau zunächst am ruhenden Requisit einige kraftvolle Halteposen und Balancen, um alsdann im vollen Schwung u. a. Nacken- und Zehenhang ohne Vorteil auszuführen. Sehr publikumswirksam verkauft sie ihren finalen Abfaller. Zwei Strapaten, deren Schlaufen ihre Fußgelenke umspannen, verlängern sich während des Sprungs.
Sylvana Bormann, die etwa elfjährige Tochter von Alexandra Pauwels und Eric Bormann, entspringt einem pinkfarbenem Kabinett und zeigt ihr Können mit den Hula Hoops. Die Nachwuchsartistin beherrscht bereits ein umfangreiches Repertoire, dass sie in professioneller Weise präsentiert. Zum Abschluß der Darbietung wird sie an einem Ring emporgezogen, dabei einen Hula Hoop-Ring jonglierend.
Auf einer großen, als Globus bemalten Kugel schwebt Alexandra Pauwels aus der Kuppel des Chapiteau in die Manege. Ihre sicher ablaufende Keulenjonglage präsentiert sie zu ebener Erde im roten Ring. Dann sehen wir die sympathische Artistin Kugel laufend mit Ringen jonglieren. Elegant und gekonnt laufen die vielfältigen Routinen ab.

Das große Entree der Clowns beschließt im französischsprachigen Raum traditionell die Nummernfolge. Nach einigen clownesken Momenten in den Moderationen und einer Reprise mit Fingerpfeifen bringen Marquis und Samuel Pauwels zusammen mit Celia Berthier nun das Kunstschützen-Entree. In straffem, pointiertem Spiel werden zahlreiche Luftballons vorzeitig zerstört, ehe Madame Loyal endlich zum Schuß kommt und sich das Wasser aus dem Ballon über den überraschten August ergießt. Mit dem gemeinsamen Spiel auf Trompeten von Marquis und Samuel Pauwels klingt das Entree aus und wird zum großen Finale übergeleitet. Die Mitwirkenden stellen sich in der Manege auf und nachdem sich der begeisterte Applaus von den Rängen gelegt hat, stellt Marquis Pauwels seine Familienmitglieder und die engagierten Artisten mit warmherzigen Worten vor. Alle Artisten bilden im zentralen Treppenaufgang ein Spalier, durch das die höchst zufriedenen Besucher nach und nach ins Freie streben. Viel nutzen dabei die Gelegenheit zu einem persönlichen Dank an den ein oder anderen Mitwirkenden.
Die Familie Pauwels stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass keiner engagierter Weltsensationen bedarf ein Publikum allerbestens zu unterhalten und zu begeistern, wenn eine Circusfamilie mit Können und Herz ihr Programm in einem ansprechenden Rahmen präsentiert.