optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PAUL BUSCH
Remscheid, 05. Oktober 2013

www.circus-paul-busch.de
Circus Paul Busch ist wieder auf Tournee. Der alteingesessene Name strahlt, nach einigen Jahren der Absenz wieder von Plakaten, Chapiteau und Wagen den Besuchern entgegen. Die Familie von Georg Frank, seit vielen Jahren Garant für guten, engagiert gemachten traditionellen Circus reist nun als Lizenznehmer unter neuer Firmierung.
Der Remscheider Schützenplatz bot dem attraktiven Unternehmen ein angemessenes Umfeld. An der großzügig gestalteten Front locken tausende Lichter zum Besuch der Vorstellung. Zwei mächtige, rot lackierte und mit großen Klappelementen versehene Sattelauflieger sind perfekt mit großformatigen Circusmotiven in Airbrush-Technik dekoriert. Sie flankieren den mittig unter einem Portal aus Gitterrohrträgern platzierten Kassencontainer. „Arena der Attraktionen“ lautet der Slogan auf dem Band und den beiden Frontwagen.
Die gesamten Zeltanlagen sind in einem rot-weißen Streifendekor gehalten und mit blauen Applikationen verziert. Lichterketten und beleuchtete Palmen auf den Mastspitzen sowie die illuminierte Front sorgen für einen romantischen Anblick in der Dunkelheit.
Das Farbschema des Circus – weiß, rot und blau – findet sich durchgängig auf dem gesamten Material. Die Transportfahrzeuge sind sauber in weiß mit blauem Fahrgestell gehalten und zeigen in rot und blau den Namenszug  „Paul Busch“. Die blauen, mit chromblitzenden Kuhfängern versehenen, Zugmaschinen stehen in einer Linie ausgerichtet.
Zwei großzügige Ställe bieten den Pferden, Ponys, Kamelen, Lamas und Ziegen eine komfortable Unterkünfte.
Der Raum zwischen dem Vorzelt, in dem außer dem gut sortierten Verkaufswagen der Circusrestauration noch einige Sitzgruppen Platz finden, und dem Chapiteau ist mit einem Zeltdach überspannt.
Im Hauptzelt empfängt die Besucher, nachdem sie durch den roten Samtvorhang getreten sind, eine warme heimelige Atmosphäre. Rot ist die vorherrschende Farbe. Die hohe Kuppel des Chapiteau wird ganz klassisch von einer Reihe Sturmstangen geformt. Hinter diesen erhebt sich ein recht steiles fünfreihiges Bankgradin, dessen Rückenbretter für den notwendigen Komfort sorgen. Die gleichfalls in rot gehaltenen dekorativen Logen sind mit drei Stuhlreihen ausgestattet. Hinterleuchtete Sterne in der rot-weißen Piste bieten zusätzliche Effekte. Der große, leuchtend rot lackierte Artisteneingang nimmt den gesamten hinteren Bereich des Zeltes ein. Auf dem mittig angeordneten Podium hat die Live-Band des Circus ihren Platz. Sie begleitet das Programm in erstklassiger und virtuoser Weise, geschickt moderne Songs und Klassiker der Circusmusik mischend.
Auffallend ist die voluminöse Lichtanlage. Vier Kugelköpfe und unzählige LED-Scheinwerfer an den Masten und weitere Racks über dem Gradin setzen die Show perfekt in Szene.
In deutschen Circussen eine absolute Seltenheit, ist die Durchführung einer Tombola. Vor Beginn der Vorstellung besteht die Gelegenheit Lose zu erwerben. Vor der letzten Darbietung wird ein Los gezogen und der Gewinner darf sich aus der umfangreichen Auswahl unterschiedlichster Spielsachen seinen Gewinn aussuchen.

Markus Frank ist mit einer Pferdefreiheit der erste im roten Ring. Die vier Rappen, mit gelb-roten Puscheln und ebensolchen Geschirren farbenprächtig ausstaffiert, beherrschen ein umfangreiches Repertoire verschiedenster Lauffiguren. Ruhig und souverän agiert der erfahrene Dresseur und mit Gruppen- und Einzelsteigern findet die Darbietung ihren gelungenen Abschluss.
Clown „Hansi“, Carlito Frank verkörpert die sympathische Figur, sorgt mit seinen Späßen für die Lacher im weiten Rund. Dem bekannten Spiel mit dem Popcorn folgt die Reprise mit den vier Stühlen. Er findet schnell die entsprechenden Mitspieler im Gradin und versteht es, den Klassiker flott und unterhaltsam zu präsentieren. In einer, gleichfalls ohne Längen, Szene versuchen sich zwei erwachsene Partner aus dem Gradin im Seil springen.
Miss Angelina präsentiert eine temperamentvolle Hula Hoop Nummer. Gekonnt lässt die junge Frau die Reifen in vielfältigen Variationen um ihren Körper kreisen. Zu mitreißender Musik und unter dem Beifall des Publikums lässt sie schließlich mehr als zwanzig Ringe zur gleichen Zeit rotieren.
Wenig später erleben wir die vielseitige Artistin mit einer rasanten Darbietung hoch in der Kuppel des Chapiteau. Am Vertikalseil präsentiert sie ihr, in eine kleine Geschichte eingebettetes, Können. Eine umfassende Abfolge der wesentlichen Tricks des Genres wird mit gutem Verkauf geboten.

Seniorchef Georg Frank tritt, im eleganten blauen Frack, als versierter Moderator der Show in Erscheinung. In angenehmer Weise führt er durch das Programm, versorgt die Besucher mit den nötigen Informationen und stellt die Mitglieder seiner Familie vor.
Sohn Henry Frank ist mit zwei Dressurnummer im Programm präsent. Zunächst zeigen vier prächtige, mit geschmackvollen rot-goldenen Schabracken dekorierte, Steppenkamele  unter der schwungvollen Peitschenführung des erfahrenen Vorführers die unterschiedlichsten Abläufe. Gegenläufe und besteigen von Podesten sind effektvolle Elemente der harmonisch und fehlerfrei vorgetragenen Darbietung.
Zwei Hunde, eine Walliserziege und ein Tigerscheck-Pony sind die Manegenpartner von Henry Frank bei dessen zweitem Auftritt. Die Hunde demonstrieren ihr großes Sprungvermögen, setzen z. B. über die Ziege und eine Reihe von vier Stühlen hinweg. Die Ziege betätigt sich als Kletterkünstlerin, während das Pony den Hunden als Reittier dient.   Das auch Ponys „ja“ und „nein“ sagen können, beweist das Minipferd nachdrücklich und auch das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den, auf einem Podium ruhenden, Vorderhufen bis in den Manegensand darf nicht fehlen.
Jockeyreiterei auf hohem Niveau bieten Benito, Gitano und Marcello Frank. Die unterschiedlichsten Tricks auf dem Pferderücken und Saltos neben dem Pferde mit Handvoltigen in der Manege aufgelockert und auch Clown Hansi zeigt sich als geschickter Kunstreiter. Sprünge auf das galoppierende Pferd zum Stand werden mit spielerischer Leichtigkeit geboten. Natürlich dürfen Runden mit drei und vier Personen auf einem Pferd nicht fehlen: Es ist eine tempogeladene effektvolle Darbietung, die das Publikum vor der Pause noch einmal begeistert mitgehen lässt.

Der zweite Programmteil wird von starken akrobatischen Darbietungen geprägt. Gitano beginnt den Reigen mit einer fulminanten Flaschenstuhl-Darbietung. Auf einem hohen Piedestal stehen vier Flaschen und darauf baut der junge Mann einen labilen Turm aus bis zu fünf Stühlen auf. Kraftvoll werden die Handstände ausgeführt und auch in der größten Höhe lässt der Artist keine Unsicherheit erkennen.
Am Schwungseil absolviert Benito seinen Solo-Auftritt. Temporeich lässt er das Requisit weit, bis über die Logen, ausschwingen. Überschläge mit dem Seil werden mit zahlreichen spektakulären, ungesichert gearbeiteten, Abfallern kombiniert. Ein erstklassiger Auftritt in einem heutzutage viel zu selten zu sehend Genre.
Die Finalnummer gestalten die Brüder Gitano und Benito Frank gemeinsam am Todesrad. Abwechselnd zeigen die beiden Artisten ihre Tricks in und auf dem Kessel des Requisits. Sprünge im Kessel, Blindlauf auf der Außenbahn und Aufschwung außen an den Händen sind genauso erwähnenswert, wie Scheinstürze auf der Außenbahn.
Im Finale kommen alle Mitwirkenden noch einmal in der Manege zusammen und werden vom zufriedenen Publikum mit viel Beifall bedacht.
Die Familie Frank bietet guten traditionellen Circus in einem stimmungsvollen Rahmen und es wird deutlich, dass hier Circus mit Hingabe und Liebe zum Beruf gemacht wird.