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Text und Fotos Friedrich Klawiter
13. FESTIVAL INTERNATIONAL DU CIRQUE DE NAMUR
Namur, 03. November 2017

http://festival-cirque-namur.com
Zum dreizehnten Mal waren die Zeltanlagen für das von Impresario Emmanuel Horwood geschaffene große Circusevent im belgischen Namur hoch über der Stadt, auf der „Esplanade du Citadelle“ aufgebaut.
Bei der aktuellen Ausgabe präsentierte sich die Veranstaltung in einem neuem Gewand, erstmals fand das Festival in den Zeltanlagen des Circus Louis Knie jr. statt. Zelte und Stallungen mit Freigehegen für die zahlreichen Pferde, Kamele und Rinder des Circus Knie nahmen den größten Teil des Geländes in Anspruch und die Artistenfahrzeuge waren auf der rechten Platzseite in mehreren langen Reihen aufgefahren.
Riesige Spannbänder, mit dem Logo der Veranstaltung und diversen Clownsköpfen bedruckt, bedecken die Seitenwände von zwei Sattelaufliegern und bilden zusammen mit zahlreichen Fahnen und dem Vorzelt die attraktive Front des Circus.
Das Vorzelt wartet mit festlichem Ambiente auf. Zahllose Lichtpunkte funkeln an den schwarz abgehängten Seitenwänden und große Lampen hängen vom First herab.Roter Teppich bedeckt den Boden und großformatige Artistenportraits schaffen Atmosphäre.
In einer Vitrine sind die Siegertrophäen, individuell gestaltete kunstvolle Plastiken aus edlen Metall ausgestellt.
Roter Samt beherrscht das Interieur des Chapiteau. Dem großen hohen Artisteneingang wurde ein Musikerpodium vorgebaut und auch die Logen sind mit edlen Stoff verkleidet.
Den übrigen Raum nimmt ein großes Gradin, dessen vordere Reihen mit Schalensitzen bestückt sind, ein.
Erstmals führte Louis Knie jr. bei dieser Veranstaltung Regie. Mit hervorragendem Lichtdesign und ebensolcher musikalischer Begleitung setzte er die Veranstaltung in erstklassiger Weise in Szene und verlieh ihr eine lange nicht erlebte Dichte und Atmosphäre, wozu auch die Rückkehr in ein kompakteres Spielzelt ihren Teil dazu tat.

Emmanuel Horwood übernahm selbstverständlich erneut den Part des Manegensprechers und führte als eloquenter „Monsieur Loyal“ gekonnt durchs Programm.
Motorräder stehen in Circusmanegen seit einiger Zeit hoch im Kurs; beim Festival von Namur trat Eines gleich zu Beginn der Vorstellung in Erscheinung. „Circus Trial Tour“ nennt sich die Darbietung bei der ein Fahrer Kunststücke im Trial-Stil vollführt. Er fährt auf der Piste, nur auf dem Hinterrad und vollführt halsbrecherische Stopps und Wendungen auf nur einem Rad. Bewegt sich und springt mit der Maschine über einen auf dem Boden liegenden Freiwilligen hinweg. Schließlich wird ein kleiner Pkw, mit montierter Plattform auf dem Dach als Hindernis genutzt. Abschließend vollführt der Motorrad-Artist mit der Maschine einen Salto und landet sicher auf dem Autodach.
Das Duo Parshyn präsentiert spektakuläre – Longen gesichert – Tricks am Hängeperche. Zahlreiche Voltigen, bei denen die Partnerin frei im Raum schwebt, wechseln mit kraftvollen Haltetricks ab.
Gekonnte Hand-auf-Hand Akrobatik arbeitet das Duo Acrodreams. Mit fließenden Übergängen werden die zahlreichen kräftezehrenden Handstand- und Haltefiguren verbunden und ein harmonischer Ablauf geboten. Scheinbar ohne Anstrengung werden auch extreme Posen eingenommen.

Clown Gino Salvini sorgt mit einigen Reprisen für den nötigen Frohsinn in der Show. Der Versuch eine aufgetragene Arbeit auf Andere abzuwälzen scheitert deren verbundenen Fingern. Zusammen mit seiner Frau Pavlina bringt er eine liebevoll ausstaffierte Szene mit einem eigenwilligen Taxi. Ein Dressur-Act mit einem Kostüm-Kamel und Motorrad fahren mit zwei Mitspielern aus dem Publikum sind weitere, publikumswirksam gespielte Szenen.
Einen weiteren, von Komik geprägten Auftritt bieten die Moustache Brothers mit ihren Kaskaden.

Den Beginn des zweiten Programmteils bestimmen die vier Artistinnen der „New Pantheras“ mit ihrem raumfüllenden Requisit. An zwei ca. fünf Meter hohen Masten, die in einem per Motorkraft angetriebenen Drehgestell verankert sind, nehmen die beiden Porteurinnen ihre Plätze ein. An dem rotierenden Apparat erfolgen nun eine Reihe Tricks an Strapaten und Hängeperche.
Alexander Lichner hat seinen Trapez-Act umgestellt. Er beginnt seinen Auftritt nun mit einem Mundstand auf dem Washington-Trapez. Sodann wechselt er aus Schwungtrapez wo zunächst einige Tricks am ruhenden Requisit gearbeitet werden. In vollem Schwung folgen – Longen gesichert – diverse Abfaller und Zehenhang. Ein abgleiten vom Knie in den Fersenhang, im vollen Schwung, bildet den Höhepunkt des Auftritt.

Die drei hauseigenen Dressur-Darbietungen des Circus Louis Knie wurden von Adriana Folco schwungvoll und gekonnt präsentiert. Zunächst lässt die erfahrene Tierlehrerin sechs Kühe ihre Figuren ablaufen. Die je drei rotbunten und schwarzbunten Tiere zeigen in aller Gelassenheit die verschiedenen Formationen.
Wenig später präsentieren sich sechs Steppenkamele in temperamentvoller Manier  Temporeich erfolgen die Abläufe und als Da Capo sind drei Lamas als Barrierenspringer aktiv.
Abschließend steht Adriana Folco im Mittelpunkt der Pferdefreiheit. Ein temperamentvolles Welsh-Pony eröffnet den Reigen. Schwungvoll läuft es seine Figuren durch drei große Metallringe. Anschließend sind sechs weiße Araberhengste in einem ruhigen und souverän vorgetragenen, variantenreichen Ablauf zu erleben. Erstklassig erfolgen die Aktionen und eine Reihe attraktiver Steiger beendet den Auftritt in idealer Weise.

Eine leistungsstarke Darbietung hat sich der erst siebzehnjährige Seilläufer Steven Ferreri erarbeitet. Viele Sprungvarianten – über einen geschwungenen Säbel, Seil springen, über Barrieren, Rückwärts-Salto – erfolgen in sicherer und gekonnter Ausführung. Der Sprung durch einen großen, hell glänzenden Messern besetzten Ring beendet die Evolutionen.
Als Finalnummer ist das Todesrad von Sonny Gärtner und seinem Partner zu erleben.  Temperamentvoll präsentiert der sympathische Artist sein Können. Einarmiger Aufschwung am Rad und variantenreiche Sprünge in den Kesseln stehen zu Beginn des mitreißenden Auftritts. Seil springen und hohe, riskante Absprünge auf der Außenbahn werden genauso souverän gemeistert wie mehrere Saltos auf dem rotierenden Rad. Mit einem gekonnten Blindlauf klingt der Auftritt aus.
Im Finale stellt Direktor Emmanuel Horwood seine Artisten noch einmal vor und mit langanhaltendem Beifall danken die zahlreichen Besucher für das Gebotene. Traditionsgemäß bilden die Artisten im Vorzelt ein Spalier und viele Gäste nutzen die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Foto mit ihrem Favoriten auf einen der Preise, die bei diesem Festival per Besuchervotum vergeben werden.