optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
12. FESTIVAL INTERNATIONAL DU CIRQUE DE NAMUR
Namur, 04. November 2016

festival-cirque-namur.com
Zum zwölften Mal veranstaltete Impresario Emmanuel Horwood das circensische Großereignis in der Metropole an der Meuse. Wie stets waren die imposanten Zeltanlagen auf der Esplanade du Citadelle hoch über der Stadt errichtet und wurde eine hochkarätig besetzte und erstklassig in Szene gesetzte Show geboten.
Der englische Bobby Roberts Circus stellt seit mehreren Jahren das technische Equipment des immer bedeutender werdenden Festivals und auch heuer waren wieder die modernen Zeltanlagen des Unternehmens aufgebaut. Das gewaltige Grand Chapiteau, in einem markanten rot-gelben Blockstreifendekor, wurde mit einem farblich passenden Vorzelt kombiniert. Das Dekor des Kassenaufliegers korrespondiert perfekt mit dem Chapiteau. Leuchtelemente auf dem Dach der Kasse und Lichterketten am Zelt sorgen für die notwendige Atmosphäre. Riesige Spannbänder mit dem Logo des Festivals an Vorzelt und Auflieger geben der Front ihr Gesicht.
Auf dem weitläufigen Circusplatz sind die Wohnwagen auf der linken Seite platziert und den Tieren – Kamele, Lamas, Rinder, Schweine und Hunde – steht reichlich Raum zur Verfügung.
Das Vorzelt erstrahlt in festlichem Ambiente. Zahllose Lichtpunkte funkeln an den schwarz abgehängten Seitenwänden und elegante Lampen hängen in der Zeltmitte. Blaue Läufer strukturieren den Boden und die großformatigen Artistenportraits verleihen dem Raum Loungecharakter. In einer Vitrine sind die Siegertrophäen, individuell gestaltete kunstvolle Plastiken aus edlen Metall ausgestellt.
Fünfzehn Reihen Schalensitzgradin und zwei Reihen gepolsterter Logenstühle bieten Platz für mehr als zweitausend Besucher. Die roten Logenbrüstungen sind mit einem aufwändigen goldenen Dekor versehen und harmonieren erstklassig mit dem hohen Artisteneingang aus rotem Samt.
Das ausgezeichnete Circus-Orchester unter der Leitung von Robert Rzenik, das mit seinem erstklassigen Sound die Show zu größten Teilen live begleitet, hat seinen Platz nun seitlich auf einem flachen Podium.


Monsieur Horwood begrüßt eloquent sein Publikum und übernimmt auch in dieser Spielzeit wieder in sehr angenehmer Weise den Part des Manegensprechers. Souverän und gekonnt versorgt er das Publikum mit allen Informationen.
Mit der Trampolin-Darbietung der Truppe „Crazy Trampoline“ startet die Show schwungvoll. Vier Herren und eine junge Frau agieren in bekannter Weise an der quer vor dem Artisteneingang stehenden „Trampolinwand“.
Lars Hölscher und seine neue Partnerin Audrey präsentieren eine Schweinerevue. Die sechs Borstentiere befolgen voller Eifer die Anweisungen und arbeiten routiniert die zahlreichen Tricks – u.a. aufrollen eines Teppichs, Hürdensprünge, Steiger, Lauf auf einer Rolle, fangen von Ringen.
Patrick Clarissons „Hot Dogs“ sorgen für mächtig Wirbel in der Festival Manege. Die vier temperamentvollen Hunde tollen voller Spielfreude umher, überspringen Hürden, durchlaufen einen Tunnel und zeigen sich auch schauspielerisch begabt.
Mit dem großen Exotenzug des „Moscow Star Circus“, den Remo Jarz in souveräner Manier präsentiert, wird der Reigen der Dressurdarbietungen komplettiert. Zunächst laufen drei Dromedare ihre Figuren, dann ergänzen zwei Schottische Hochlandrinder und zwei Lamas die Formation. Mit den Barrieresprüngen der Lamas findet die Nummer ihren gelungenen Höhepunkt.

Clown Matthieu, kein Unbekannter auf diesem Festival, ist mit seinen Späßen für den Frohsinn in der Show zuständig. Zunächst erleben wir ihn als Golfer, dann führt er seinen Kampf mit einem Mikrophon und schließlich lässt er mit Hilfe eines Zuschauers einen Löwen durch einen Reifen springen. „Aufladen – abladen“ bringt Matthieu im Zusammenspiel mit Direktor Horwood, der sich im Verlauf des munteren Treibens als geeigneter Untermann beim Handstand-Trick erweist. Wir erleben Clown und Direktor noch einmal gemeinsam bei einer besonderen Art Ski zu fahren. In seinem letzten Auftritt parodiert der Clown in erstklassiger Weise die nachfolgende Motorrad-Darbietung. Auf einem knatternden Mofa umrundet er die Manege, gibt den coolen Motorrad-Rocker und "springt" schließlich - in völliger Dunkelheit - einen vor der Anfahrtrampe liegenden freiwilligen Mitspieler.

Mit zwei Darbietungen ist Selyna Bogino in der Show vertreten. Zunächst sehen wir ihre Antipodenspiele. Die ersten Touren werden mit einer Rolle absolviert, dann werden bis zu vier kleine Teppiche gekonnt manipuliert. Vier Bälle und ein Ring sind die folgenden Requisiten und den Abschluss des Auftritts bildet die Jonglage mit fünf blauen Baskettbällen.
Im zweiten Programmteil präsentiert die sympathische Artistin ihre Hula Hoop Nummer. Effektvoll und sehr variabel werden die glitzernden, rot-silbernen Ringe gehandhabt. In vielerlei Formationen kreisen sie um den Körper der Artistin.
Audrey arbeitet einen der derzeit populären Auftritte am Pole. Kraftvoll und elegant werden unterschiedlichen Posen eingenommen.
Die Flying Aces bieten ihre Flugshow hoch in der Kuppel des Chapiteau vor der Pause.
Der Trapez-Apparat ist um eine Russische Schaukel unter der Fliegerbrücke und einen zweiten Fängerplatz mittig über der Flugbahn erweitert. Auf diese Weise werden die Möglichkeiten der FliegerIn um interessante Kombinationen erweitert. Höhepunkt der temperamentvoll vorgetragenen Tricks ist der weite Flug über ca. fünfzehn Meter von der Russischen Schaukel zum Fänger.

Balljongleur Michael Ferreri bietet mit seinen hervorragenden Jonglagen mit Bällen ein besonderes Highlight der Veranstaltung. Er beginnt seine variationsreichen und sehr sicher vorgetragenen Routinen mit drei weißen Bällen. Nach jeder Tour fällt ein weiterer Ball aus einem Behältnis in der Kuppel in seine Hand und der Schwierigkeitsgrad seiner Muster steigert sich zunehmend. So werden schließlich sieben Bälle hinter dem Rücken und als Spitzenleistung neun Bälle in der Luft gehalten. Zum Höhepunkt der Darbietung platziert Michael Ferreri einen Ball auf seiner Stirn und fügt mit schnellen Griffen sieben, auf einem Gestell liegende Bälle zu einem vertitablen Muster. Im letztlich dunklen Zelt jongliert er die per LED leuchtenden Requisiten in perfekter Weise.
Mit dem Globe of Death des „Team Nogueira“ erleben wir eine spektakuläre Darbietung, die von lautem „Ah“ und „Oh“ aus dem Zuschauerraum begleitet wird. In bestens bekannter Weise absolvieren die Fahrer ihre Stunts im Globe und der furiose Höhepunkt des Auftritts ist erreicht, wenn schließlich drei Motorräder im sich öffenden Globe kreisen.
Der Nervenkitzel erfährt eine weitere Steigerung indem Freestyle Motorradartisten mit ihren Maschinen über die Gitterkugel hinweg springen. Von einer steilen Rampe zwischen den vorderen Sitzreihen des Gradins starten die verwegenen Flüge über den Globe auf die Aufsprungrampe, die im Artisteneingang in Stellung gebracht wurde. Während die Freestyler nach sicher absolviertem Flug zum Startpunkt im Vorzelt zurückkehren, drehen die Fahrer des Team Nogueira weitere Runden in der Gitterkugel. Mit einem „Back Flip“ - einem Rückwärtssalto mit dem Motorrad – über die Kugel erlebt der Auftritt seinen besonders spektakulären Moment.
Im Finale stellt Direktor Emmanuel Horwood seine Artisten noch einmal vor und mit langanhaltendem Beifall danken die zahlreichen Besucher für das Gebotene. Traditionsgemäß bilden die Artisten im Vorzelt ein Spalier und viele Gäste nutzen die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Foto mit ihrem Favoriten auf einen der Preise, die bei diesem Festival per Besuchervotum vergeben werden.