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Text und Fotos Friedrich Klawiter
MOSKAUER CIRCUS
Wiesbaden, 08. März 2018

www.moskauer-circus.com
Der Moskauer Circus von Nando Frank startete in Wiesbaden seine große Deutschland-Tournee 2018, die in der ersten Jahreshälfte durch Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen führt. Mit großem Engagement und viel Herzblut bietet die Familie Frank besten traditionellen Circus mit einem Programm, das auf ganzer Linie begeistert.
Weithin sichtbar strahlen die zahllosen Lichter an den Zeltabseglungen und am Zaun in der Dunkelheit und laden zum Besuch des großen gepflegten Circus ein.
Eng geht es auf dem Gelände zu, weshalb sich die Transportfahrzeuge und die mächtigen, rot lackierten Zugmaschinen dicht um das rot-weiß gestreifte Chapiteau drängen. Die Sattelauflieger sind weiß lackiert und in großen roten Lettern zeigen sie den Namenszug des Circus. Die Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter sind auf einem nahegelegenen weiteren Platz abgestellt.
Die Masten des modernen Zeltbaus, dessen Kuppel von acht hoch aufragenden Quaderpools geformt wird, tragen Leuchtelemente in Sternform auf der Spitze und die Flaggen Russlands wehen auf den Quertraversen.
Auf ein Vorzelt muss angesichts der Platzverhältnisse verzichtet werden und von der großen, prächtig mit den Türmen der Moskauer Basilius-Kathedrale bemalte Fassade kann nur der mittlere Teil, der dekorative Kassenwagen aufgestellt werden.
Behaglich ist es an diesem kalten, verregneten Märzabend im gemütlich und wohl temperierten Innern des prächtigen Spielzeltes. Die innen blaue Plane, ist mit unzähligen weißen Sternen verziert. Den Raum beherrscht der große, dreigliedrige Artisteneingang aus edlem rotem Samt. Aus dem gleichen Material sind die Hussen der bequemen Logenstühle gefertigt. Ein größtenteils mit Schalensitzen ausgestattetes Gradin steht bereit, die zahlreichen Besucher aufzunehmen.

Direktor Nando Frank ist es eine Herzensangelegenheit als äußerst angenehmer und eloquenter Manegensprecher persönlich durch die Show zu führen. Mit wohl gesetzten Worten annonciert er seine Artisten und versteht es, das Publikum mit vielfältigen Informationen zu versorgen.
Mit dem temperamentvoll vorgetragenen  Act der „Tonito Family“ auf dem dreifachen Drahtseil gelingt der Einstieg in die Show perfekt. Der Apparat mit den drei strahlenförmig nach vorn auseinanderlaufenden Seilen ist bereits zu Vorstellungsbeginn aufgebaut, so dass die Dame und die beiden Herren sofort mit ihren vielfältigen Evolutionen beginnen. Die abwechslungsreichen Schrittfolgen, Sprünge und Balancen münden in einen Sprung durch den Feuerreifen und einen Rückwärtssalto als Höhepunkte des Auftritts.
Olexander Mak arbeitet zunächst seine beeindruckende Trickfolge an den Strapaten. Ungeheuer kraftvoll präsentiert der junge Mann eine umfangreiche Abfolge attraktiver Tricks und weite, lange Flüge füllen den Luftraum.
Im zweiten Programmteil sehen wir den sympathischen Artisten mit einer ausgereiften Handstand-Equilibristik. Viele anspruchsvolle Handstandfiguren, Einarmer und Waagen werden in erstklassiger Manier und scheinbar ohne jede Anstrengung geboten.

Clown „Bolek“, alias Sandro Frank, spielt einige Reprisen aus seinem umfangreichen Repertoire. Er spielt Golf, erfreut die Besucher – besonders einen Herren in der Loge – mit Popcorn und fährt mit einem Zuschauerpaar Motorrad ehe es miteinander verheiratet wird.
Zudem versucht er, ebenfalls mit einem freiwilligen Mitspieler einen Trick am Schleuderbrett zu präsentieren.
Die „Magic Souza“ haben ihren Auftritt in eine flott ablaufende Story eingebunden. Der Magier im „Panzerknacker-Look“ wird mit seiner Beute von zwei „Cops“ gestellt und gefesselt. Auf diesen Auftakt folgen Entfesselungstricks und verschiedene Fluchtkisten. Beim letzten Positionswechsel wechselt der Magier zudem sein Kostüm.
Thalia, eine aparte junge Frau aus der Souza Familie, arbeitet anmutig am Luftring. Gekonnt werden die abwechslungsreichen Abläufe vorgetragen.
Der Auftritt der „Flying Souza“ am Fliegenden Trapez fiel in der besuchten Vorstellung leider aus, da es nachmittags zu einem kleinen Unfall gekommen war. Fänger und Voltigeur waren beim Doppelsalto mit den Köpfen zusammengestossen, was dem Fänger außer einer mächtigen Beule und einem blauen Auge auch einen kleinen Cut eingebracht hatte.
Comic-Held „Spiderman“ ist, sehr zur Freude der jungen Besucher in einem actionreichen Auftritt zu erleben. Gekonnt die typischen Gesten und Posen in die rasante Trickfolge einbindend, löst der Auftritt an den Bungee-Bändern Begeisterung auf den Rängen aus.

Die beiden Tier-Darbietungen der Show liegen in bewährten Händen von Robano Kübler. Zunächst zeigen zehn quirlige Hunde eifrig und in hohem Tempo ihr Können. Zahlreiche Sprungvarianten bilden den Schwerpunkt des Auftritt, Hinterbeinläufe sind weitere Elemente des Auftritts. Schließlich zeigen sich einige Hunde als erstklassige Jockeys auf einem munteren Fallabella-Pony.
Zu Beginn des zweiten Programmteils erleben wir den jungen Tierlehrer mit einer Tigerdressur. Je zwei weiße und normalfarbene Tiger werden in einer ansprechenden Trickfolge präsentiert. Auf die Pyramide zu Beginn des Auftritts folgen verschiedene Sprünge aller Tiere. Hochsitzer und Scheinangriffe sind weitere Elemente die der sympathische Dompteur gekonnt ausführen lässt. Ein hervorragender Hinterbeinläufer ist der Höhepunkt der harmonisch ablaufenden Darbietung.

Einen weiteren fulminanten Act auf dem Trampolin bietet die „Tonito Family“ vor der Pause. Zu acht präsentieren sie ihr vielfältiges Repertoire verschiedenster Salto- und Schraubenkombinationen. Ein Fangstuhl mit Fänger, am Kopfende des Requisits in mehreren Metern Höhe montiert, erweitert die Variationsmöglichkeiten an Tricks. Ein erstklassig ausgeführtes Drei-Mann-Hoch, ohne Vorteil, bildet den gelungenen Abschluss der Darbietung.
Das „Duo Madison“ begeistert mit seiner trickstarken Antipoden-Darbietung. Nach wenigen einleitenden Touren mit einer Rolle werden bis zu fünf Basketbälle variantenreich jongliert und schließlich ein Ball über ein treppenartiges Gestell mehrere Etagen hoch in einen Korb bugsiert. Die zweite Partnerin arbeitet ihre Routinen mit kleinen Teppichen, die sie geschickt über Hände und Füße wandern lässt. Zum Höhepunkt des Auftritts steht eine Partnerin im Schulterstand auf den Füßen der auf der Trinka liegenden und gemeinsam lassen sie fünf Teppiche rotieren.
Das große, fröhliche Finale vereint die Mitwirkenden in der Manege und Direktor Nando Frank stellt seine Artisten noch einmal vor. Mit einer flotten Choreographie verabschiedet sich das Ensemble vom begeisterten und frenetisch applaudierenden Publikum. Clown Bolek verpasst das Ende der Show und bleibt alleine in der Manege zurück. Eine kleine Fee gesellt sich zu ihm und gemeinsam verabschieden sich die beiden winkend von den Besuchern.
Klassisch schöner Circus, dessen Besuch nur empfohlen werden kann.