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Text und Fotos Friedrich Klawiter
MOSKAUER CIRCUS
Bad Salzungen, 27. August 2016

www.moskauer-circus.com
Ein Gastspiel des „Moskauer Circus“ verkünden die zahlreichen pink-gelben Plakate unübersehbar in und um Bad Salzungen. Seit einigen Jahren tourt Nando Frank mit seinem Circus unter dieser Firmierung und war in diesem Sommer in Sachsen und Thüringen zu Gast.
Auf dem Festplatz der Stadt, einer großen von alten Eichen gesäumten Wiese, war der Circus in voller Pracht aufgebaut. Ein hoher Metallzaun mit Eingangsportal und großen, silbrig glänzenden Plaketten in den Feldern wird von zwei Sattelaufliegern flankiert und bildet die Front des Circus. Der kunstvoll in Airbrush-Technik dekorierte Auflieger trägt, wie alle Fahrzeuge, in großen Lettern den Namenszug „Moskauer Circus“ und zeigt die Türme der Moskauer Basilius Kathedrale sowie typische Circusmotive. Der zweite Auflieger beinhaltet die Kassenschalter. Er trägt in illuminierten Lettern die Aufschrift „Moscow Circus“ auf dem Dach und in kyrillischen Lettern den Namenszug unter den Countern.
Ein modernes neues Chapiteau von sechsunddreißig Metern Durchmesser zeigt ein frisches rot-weißes Streifendekor. Seine Silhouette wird von acht hohen Quaderpools geformt und eine langgestreckte Kuppel krönt den Zeltbau. Mittels eines Tunnels ist es mit dem zweimastigen Vorzelt im gleichen Dekor, dass von einem hohen Gittermastbogen überragt wird, verbunden.
Die zahlreichen Auflieger des Circus und die mächtigen, prächtig herausgeputzten Zugmaschinen sind rings um die Zelte aufgefahren. Die Wohnwagen nehmen den übrigen Raum ein.
Der Moskauer Circus hat zur Zeit keine Dressurdarbietungen im Programm und so sind zwei Ponys und zwei Kamele der gesamte
Unzählige weiße Sterne strahlen am im Innern dunkelblauen Zeltdach des Chapiteau. Ein zehnreihiges Gradin, das fünf Reihen Schalensitze aufweist, steht für die Besucher bereit. Die Logen sind mit voluminös gepolsterten Stühlen bestückt. Der große Artisteneingang aus dunkelrotem Samt nimmt den hinteren Teil des Zeltes ein.

Eloquent begrüßt Direktor Nando Frank sein Publikum und übernimmt im Verlauf der Vorstellung in äußerst angenehmer Weise den Part des Manegensprechers, der die Anwesenden mit allen nötigen Informationen versorgt.
Komiker Gagik Avetisyan, als „Charly Chaplin“ kostümiert, ist die omnipräsente Figur der Show. Er gestaltet das Opening des Programms als verspäteter Zuschauer, der sich auf der Piste seinen Platz sucht und dabei gegen einen „Bobby“, Clown Bolek alias Sandro Frank, behaupten muss. Die beiden sind in einer Reihe weiterer Reprisen zu erleben und immer schafft es der „kleine Tramp“ die Anweisungen der „Obrigkeit“ zu unterlaufen. In zwei längeren Szenen setzt Gagik Avetisyan auf Mitspieler aus dem Publikum. Zunächst wird mit einem Paar Motorrad gefahren und schließlich werden die beiden miteinander verheiratet. Wenig später bilden vier Mitspieler eine furios aufspielende Rockband, die vom temperamentvoll agierenden Clown zur Höchstform gebracht wird. Im letzten Auftritt verblüfft Avetisyan als Magier sein Publikum, in dem er geschickt Seidentücher in seinen Händen manipuliert indem er sie gekonnt verschwinden und wieder erscheinen lässt.

Zweite tragende Säule des Programms sind die zahlreichen Luftdarbietungen. Den Reigen der artistischen Nummer eröffnet Miss Julia an den Tuchstrapaten. Ruhig und elegant präsentiert die Artistin eine Abfolge der gängigen Tricks des Genres. Wenig später sehen wir Alexandra mit einer dynamischen Kür am Luftring. Kraftvoll ausgeführte Haltepositionen und schwungvolle Flüge durch die weite Kuppel kennzeichnen diesen Auftritt.
Die siebenjährige Olga arbeitet eine kindgerechte Darbietung im Mond. Gekonnt und mit beachtlicher Routine präsentiert das kleine zierliche Mädchen eine Reihe ansprechender Tricks an dem rotierenden Luftrequisit.
Mit ihrem Auftritt am Vertikalseil komplettiert Leila die Auswahl der Darbietungen hoch über der Kuppel. Versiert werden die vielseitigen, kräftezehrenden und anspruchsvollen Tricks ausgeführt und nach einem rasant ausgedrehten Wirbel kehrt die Artistin in einer Wolke goldenen Sternenstaubes zur Erde zurück.

Charline bietet eine stimmige Hula Hoop Darbietung. Schwungvoll lässt die junge Frau in vielerlei Variationen die Ringe um Körper und Gliedmaßen kreisen. Abschließend sind es mehr als zwanzig Reifen, die sie routiniert rotieren lässt.
Das Duo Galaxy überzeugt mit eleganter Partnerakrobatik. Gekonnt ausgeführte Handstände werden vom männlichen Part gekonnt und sicher auf dem Körper der Partnerin ausgeführt.
Vor der Pause ist die Western-Show der „Los Mexicanos“ zu erleben. Nachdem einige Seiten Zeitungspapier unter lautem Knallen mit der Peitsche in kleinste Stücke zerlegt wurden, folgen Aktionen am Messerbrett. Zielsicher platziert der Künstler seine Wurfmesser in immer wieder neuen Variationen dicht neben den Körpern seiner Assistentinnen.

Mit ihrem zweiten Auftritt eröffnet Alexandra den zweiten Teil der Show. Anmutig tanzt sie auf „dem französischen Seil“. Gekonnt und flott wechseln die unterschiedlichen Schrittfolgen und Balancefiguren einander ab und einige Jonglageelemente runden die Darbietung schwungvoll ab.
Den akrobatischen Höhepunkt der Show bietet Sacha Olexander Mak mit seiner Handstandequilibristik. Auf einem hohen Piedestal bietet der junge Artist eine Reihe erstklassig ausgeführter Handstandfiguren. Einarmer und Waagen komplettieren die Trickfolge in idealer Weise.
Der finale Auftritt der Show ist Mano Frank vorbehalten. Angekündigt als „Fakir Oleg“ sorgt er mit seinen Feuerspielen für den notwendigen Nervenkitzel. Immer wieder werden die Fackeln langsam im Mund verlöscht und mit im Mund gehaltener Flamme neu entfacht. Zum Höhepunkt seines Auftritts lässt er gewaltige Feuersäulen aus seinem Mund aufsteigen.
Die vier Damen des hauseigenen Balletts leiten in stilisierten russischen Folklorekostümen das stimmungsvolle Finale ein. Direktor Nando Frank stellt seine Artisten und Familienmitglieder noch einmal vor und mit langanhaltendem Applaus danken die Besucher, die trotz enormer sommerlicher Hitze an diesem Nachmittag den Circus besuchten, für das Gebotene.
Im kurzen Epilog will Clown Gagik  Avetisyan zunächst das Ende der Show nicht wahrhaben und bleibt in der Manege bis ihn die kleine Olga abholt und sich der Vorhang hinter dem winkenden Paar endgültig schließt.