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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE MAXIMUM
Longwy, 22. November 2014

www.cirque-maximum.com
Auf dem innerstädtischen Marktplatz von Longwy machte der Cirque Maximum der Familie Klissing auch in diesem Jahr wieder Station. Auf einer in großen Teilen alljährlich ähnlich verlaufenden Tournee reist der Circus, der zu den big five unseres Nachbarlandes zählt, durch die Lande.
Der von Platanen gesäumte Platz inmitten der City verleiht dem Circus ein ganz eigenes, andernorts kaum mehr zu erlebendes Flair.
Die dekorative Auluminiumwaben-Fassade des imposanten Kassenwagens wurde neu gestaltet. Neue, großformatige Raubtier- und Clownsmotive zieren nun die Fläche und der Namenszug des Circus strahlt den Besuchern entgegen. Eine üppige Illuminierung mit unzähligen LED-Lichtern wird zur Zeit installiert. Auch der weiße Frontzaun ist mit neuen Leuchtelementen in Kronenform ausgestattet.
Direkt hinter der Kasse ist der langgestreckte Stall platziert. Pferden, Kamelen, Dromedaren, Rindern, Lamas und Elefant Indra sind in geräumigen Gehegen untergebracht.
Auf der rechten Platzseite sind die eindrucksvollen Wohnwagenkonvois der Direktionsfamilie aufgefahren. Die amerikanischen Kenworth-Trucks sind mit prachtvollem Chromzierrat üppig geschmückt und aufwändig in Airbrush-Technik bemalt. Die Auflieger kommen aus der bekannten französischen Edel-Karosserieschmiede „Laurent“. Die neuste Errungenschaft des Circus sind zwei Auflieger, die beidseitig mit Doppelerkern, die über die gesamte Fahrzeuglänge reichen, ausgestattet sind und deren Grundfläche sich  dadurch nahezu verdreifacht.
Die bei unseren französische Nachbarn erlaubte Überlänge von Schausteller-Transporten ermöglicht, dass an die riesigen Auflieger noch ein Jumbo-Anhänger, mit weiterem Wohnraum und „Garage“ für einen Pkw, sowie oftmals noch ein weiteren kleiner Anhänger angehangen werden können.
Die zahlreichen Zugmaschinen und Transportwagen sind entlang der Platzseiten abgestellt. Die Zugmaschinen sind weiß, die übrigen Fahrzeuge in leuchtendem rot lackiert und die meisten tragen in großen gelben Lettern den Circusnamen.
Das rot-weiß gestreifte Chapiteau wurde, bedingt durch die Gegebenheiten im hinteren Platzbereich aufgebaut. Ein neues, gleichfalls rot-weißes Vorzelt, das ein modernes Spiraldesign zeigt, ergänzt die Zeltanlagen.
Zahlreiche Besucher nutzen die Gelegenheit inmitten der Stadt viele exotische Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können und speziell die umfangreiche Raubtieranlage übt große Anziehungskraft aus.
Ein achtreihiges Bankgradin und dekorative Logen mit gepolsterten Klappstühlen stehen für die zahlreichen Besucher bereit.
Der Artisteneingang aus dunkelrotem Samt wird von einem Gitterrohrbogen, der zahlreiche Scheinwerfer trägt, eingerahmt. Licht- und Tonanlage zeigen sich auf Höhe der Zeit und werden geschickt eingesetzt.


Das diesjährige Programm steht unter dem Motto „Happy Birthday“ da der Cirque Maximum sein zwanzigjähriges Bestehen begeht.
Lionel Goutelle erfüllt die im französischsprachigen Raum so wichtige Rolle des „Monsieur Loyal“ mit Leben. Eloquent führt er durch das Programm und mit dem traditionellen „Place au Cirque“ wird die Manege freigegeben.
Direktor Jimmy Klissing präsentiert zu Beginn der Vorstellung seine erstklassige Tigerdressur mit drei weißen und zwei normalfarbenen Tieren. Diese beherrschen eine große Anzahl attraktiver Tricks in Vollendung. Ruhig, souverän und in enger Distanz zu den Tieren lässt der Vorführer die Tricks ausführen. Außer Pyramide, Bar, Hochsitzer, Fächerlauf und Teppich werden auch selten gebotene Tricks, wie z. B. Sprung über den Dompteur gezeigt. Ein eindrucksvoller, perfekt ausgeführter Vorwärtssteiger beendet diese fulminante Dressurdarbietung.
Wenig später sehen wir den Chef des Hauses mit der Cavalerie.  Zunächst läuft der Friese „Oswald“ einige Figuren und verabschiedet sich mit einer Runde im Spanischen Tritt aus der Manege. Darauf folgt eine Freiheit mit drei Appaloosa-Tigerschecken. Unter der gekonnten Peitschenführung von Jimmy Klissing läuft die Darbietung in hohem Tempo perfekt ab. Bemerkenswert wie flüssig das flechten aus dem flotten Trab heraus beginnt und in gleichmäßigem Rhythmus auf engstem Raum temporeich geboten wird.

Der jugendliche Reprisenclown „Fumarossi“ hat zwei Auftritte. Den Käfigabbau überbrückt er mit einem Ghetto-Blaster bewaffnet und widersetzt sich der strikten Anweisung „hier keine Musik“ solange, bis der Sprechstallmeister das Musikabspielgerät in eine Mülltonne versenkt. In der zweiten Szene dirigiert er den Applaus des Publikums.
Miss Nadia bietet eine temperamentvolle Hula Hoop Nummer. Gekonnt lässt die sympathisch wirkende junge Frau die Ringe um ihren Körper kreisen.
Angekündigt als „Homme Drapeau“ - als „menschliche Fahne“ - beweist der kubanische Artist Julio seine Kraft und Geschicklichkeit am Mast. Zahlreiche Absteher werden in erstklassiger Ausführung geboten und langsam gearbeitet Übergänge zwischen verschiedenen Positionen zeugen von großer Körperbeherrschung.

Der zweite Programmteil beginnt gleichfalls mit Dressurdarbietungen. Nachdem zwei Tänzerinnen in orientalisch anmutenden Kostümen für die nötige Einstimmung gesorgt haben, präsentiert Jordan Folco den erweiterten Exotenzug des Hauses. Zunächst läuft eine Dromedar seine Runden. Ihm folgen zwei Esel, die gemeinsam mit einem Zebra verschiedene Figuren bieten. Anschließend sind drei Steppenkamele mit einer umfangreichen und variantenreichen Laufarbeit im roten Ring präsent.
Direkt im Anschluss hat die afrikanische Elefantkuh Indra ihren Auftritt. Im neu arrangierten Auftritt bringt Direktor Jimmy Klissing den Dickhäuter gemeinsam mit einem Shetland-Pony in die Manege. Die beiden unterschiedlichen Manegenpartner arbeiten, perfekt mit einander agierend ein apartes Groß-und-Klein, dass ohne großes Zutun des Vorführers harmonisch und flott abläuft.


Die Marietti Clowns sorgen in dieser Saison für das große Lachen im Chapiteau des Cirque Maximum. Die beiden Auguste Henry und Jordan Folco bringen zusammen mit Lionel Goutelle das Spukschloss-Entree, unter äußerst lebhafter Anteilnahme der zahlreichen Kinder im Gradin, zu Gesicht. Das flotte Spiel steuert zielstrebig und unter Verzicht jeglicher künstlicher Längen auf die Pointe zu, in der die ängstlichen

Auguste vom „Phantom“, dessen Existenz sie zuvor stets negierten, aus dem „Schloss“ gescheucht werden.
Drei spektakuläre Nummern arbeiten vier kolumbianische Artisten in verschiedenen Formationen. „Latin Brothers“ nennen sich die beiden Herren und eine Dame, die auf dem Hochseil sehenswerte Tricks arbeiten. Mit einem Sprung über die absitzende Partnerin erfolgt die erste Aktion auf dem Seil, nachdem die beiden männlichen Akteure über zwei Schrägseile ihre Plattformen erreicht haben. Die Balance auf einem Fahrrad mit beiden Beinen auf der gleichen Seite des Gefährts wird nicht oft gezeigt. Freier Stand auf einem Stuhl und eine Dreier-Pyramide sind weitere spannungsgeladene Elemente der Darbietung. Vor der Pause sorgt das „Duo Gonzales“ am Todesrad für Nervenkitzel. Auf dem schmalen Requisit wird eine umfassende Palette an genretypischen Abläufen geboten. Einarmiger Aufschwung außen am Rad und vielfältige Aktionen in den Kesseln sind zu Beginn der Darbietung zu sehen. Seil springen auf der Außenbahn und Blindlauf sind die weiteren Aktionen, ehe mit spektakulären hohen Absprüngen auf der Außenbahn für feuchte Hände auf den Rängen gesorgt wird.
Als Finalnummer sind die „Los Martinez“ mit ihrem Globe of Speed zu erleben. In der kleinen Motorradkugel bieten bis zu drei Fahrer in hohem Tempo ihr Können rasant dar.
Im Finale werden alle Mitwirkenden vom Monsieur Loyal noch einmal vorgestellt und mit einer kurzen gemeinsamen Choreographie klingt das unterhaltsame und abwechslungsreich zusammengestellte Programm aus. Stimmungsvoll präsentiert stellt das gute Programm mit einigen besonders herausragenden Darbietungen - Raubtierdressur und Todesrad und Hochseil - die Zuschauer restlos zufrieden.