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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Cirque Maximum

     Longwy, Oktober 2007

Jeanine de Baets und Mario Mason sind die Betreiber des mittelgroßen Cirque Maximum und reisen in den nördlichen Departements Frankreichs. Das gepflegte, in den  Landesfarben gehaltene Material, ist auf schnelles und rationelles Reisen ausgelegt. In der Grenzstadt Longwy scheint die Zeit stehen geblieben. Der Circus hat direkt in der Stadt auf dem  Place du Colonel Darche, einem typischen Marktplatz einer französischen Kleinstadt, aufgebaut.

Rings um den Platz alte Häuser mit Geschäften und Bistros, Baumreihen mit darunter parkenden Autos und die Geschäftigkeit eines Samstagnachmittags zaubern eine eigene, inzwischen bei uns nicht mehr anzutreffende Atmosphäre um den Circus. Der Raubtierwagen steht vor dem Kirchenportal, daneben die anderen Stallungen und die Musik aus dem Chapiteau überlagert die Geräusche der Stadt. Nur die modernen Firmenlogos und neuen Fahrzeugtypen zerstören die Vorstellung, sich in den fünfziger oder sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu befinden.

Das Innere des Chapiteaus ist komplett in rot gehalten und bietet eine angenehme warme Atmosphäre. Stoffdekorationen an den Logen und ein geschmackvoller Artisteneingang ergeben ein anspruchsvolles Ambiente. Nur der sehr enge Abstand der Gradinreihen und das daraus resultierende Sitzproblem größerer Menschen stört ein wenig den sehr guten Gesamteindruck. Die Lichtanlage wird virtuos und effektvoll eingesetzt und unterstützt das Geschehen in der Manege in angenehmer Weise. Leider kommen die Akteure nicht in den Vorzug von einer Live-Band begleitet zu werden. Entgegen der üblichen Praxis in unserem Nachbarland wird auf die wortgewaltigen Künste  eines “Monsieur Loyal” -eines Sprechstallmeisters- verzichtet und eine Stimme aus dem Off begrüßt lediglich die zahlreich erschienenen Gäste und stellt die Artisten im Finale namentlich vor.

Eröffnet wird die Spielfolge durch Direktor Mario Mason. Er präsentiert die Tigergruppe -  ein weißer, ein Golden Tabby sowie zwei normalfarbene Tiere - des Circus Bellisario in ruhigem sachlichem Stil. In einem ansonsten klassischen Nummernprogramm, wurde nur der Abbau des Zentralkäfigs einer “Inszenierung” unterzogen. Zu Hip-Hop Klängen, die in großem Kontrast zum sonst bevorzugten Musikstil des Hauses stehen, bauen sechs Requisiteure, ausstaffiert mit Warnwesten und Schutzhelmen mit Grubenleuchten, in aller Seelenruhe die Konstruktion ab. Zwei weitere Tierdarbietungen hat der Circus Maximum zur Zeit im Programm: Selma Morrissey eröffnet mit ihrem Exotenzug den zweiten Programmteil.

Zwei Kamele ziehen zusammen mit drei Lamas ihre Kreise. Star und Solist dieser Darbietung ist ein Watussirind. Der Chef des Hauses präsentiert in seinem zweiten Auftritt den afrikanischen Elefanten des Circus, der sehr willig den Anweisungen seines Meisters Folge leistet. Am Vertikalseil sehen wir Gabriella aus Ungarn. Zusammen mit ihrem Partner zeigen sie als “Silkduo” eine sehr schöne Partnerarbeit an Tüchern. Die Cardinali-Clowns stammen aus der weit verzweigten portugiesischen Artistenfamilie. Die beiden Entrees des Trios, ein Ehepaar mit erwachsenem Sohn, richten sich in allererster Linie an die Kinder im Publikum.

Aus der Ukraine kommen die fünf Mitglieder der Truppe Luchko, die wir in drei interessanten, sehr gut choreographierten Auftritten erleben. Kateryna zeigt zunächst ihre Tanz-Jonglage mit bis zu 5 Bällen garniert mit akrobatischen Elementen. Eine harmonische und ästhetisch ansprechende Leistung. Als Duo Luchko erleben wir sie ein zweites Mal mit Partner in einer Hand-auf-Hand-Darbietung. Klassische Musik mit Tenorgesang bildet den passenden Rahmen zu ihrer “getanzten” Nummer. Mit vielen Posen und Bewegungen des klassischen Balletts verbinden die beiden ihre akrobatischen Figuren und lassen die körperliche Anstrengung fast vergessen. Handvoltigen bestimmen dann als Schlussnummer den dritten Auftritt der Truppe. Die starke Trickfolge zeigt Affinitäten zu  Truppen wie Waterworld oder Atlantis, wird modern verpackt verkauft, allerdings ohne deren ausgeprägte Choreographie nachzuahmen.
Im Finale wird deutlich, dass es auch mit relativ wenigen Mitwirkenden möglich ist, ein unterhaltsames, kurzweiliges, gutes Programm von normaler Länge zu gestalten. Cirque Maximum bietet in gepflegtem ansprechendem Rahmen gute ehrliche Circusunterhaltung für die ganze Familie und ist immer einen Besuch wert.