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Text und Fotos Friedrich Klawiter
EUROPEAN CIRCUS FESTIVAL
Lüttich 15. Dezember 2018

www.europeancircus.com
Die 28. Edition von Direktor Stefan Agnessens „European Circus
Festival“ bietet hervorragenden traditionellen Circus. Der seit Jahren gepflegte glamouröse Präsentationsstil zeichnet auch die aktuelle Produktion aus und lässt das begeisterte Publikum jubeln.

Die Zeltanlagen und Infrastruktur der traditionsreichen Veranstaltung stellte erneut Roman Zinnecker mit seinem Circus Belly-Wien. Das äußerst gepflegte Material prägt das Erscheinungsbild des Events. Der elegante weiß-gelbe Zierzaun und der Kassenwagen funkeln im Schein unzähliger Lichter und atmen in Verbindung mit den Lichterketten am großen modernen Kuppelzelt Circusatmosphäre pur. Reicher Tannenschmuck unterstützt das notwendige Weihnachtsfeeling.
Das Innere des in mehreren Rottönen gehaltenen Foyerzeltes strahlt Wärme und Gemütlichkeit aus. Neben den Verkaufswagen der Circusrestauration findet eine „Champagner Bar“ Platz.
Im Grand Chapiteau stehen ein neunreihiges Schalensitzgradin und drei Reihen gepolsterter Stühle in den stilvoll verzierten Logen für das zahlreiche Publikum zur Verfügung. Der große Artisteneingang aus rotem Samt wird vom Namenszug des Festivals gekrönt.

Stefan Agnessen und Nadja Scholl ist es wiederum gelungen eine Reihe interessanter und hochklassiger Acts zu verpflichten, die unter der Regie von Nadja Scholl zu einer erstklassigen, höchst unterhaltsamen Show vereint wurden. Ein professionelles Ballett, zeitgemäßes Lichtdesign und stimmige moderne Musikarrangements sind die bewährten Mittel der Wahl.
Mit einer großen Parade des Ensembles im römischen Stil nimmt das Opening seinen Beginn. Fackelträger marschieren vom Haupteingang zur Manege, ein Gladiator „fliegt“ an den Strapaten durchs weite Rund und die Donnerts zeigen Passagen ihres Pas de Deux. „Monsieur Loyal“ Claude Brunel - er führt erneut souverän, eloquent und informativ als versierter und angenehmer Sprechstallmeister durch die Show – begrüßt die Anwesenden.
Temporeich präsentieren die Messoudis ihre gelungene Gruppenjonglage. Die vielseitigen Routinen mit Tennisbällen und Keulen erfolgen mit Präzision. Besonders der Schlusstrick, bei dem nacheinander die Zigarette aus dem Mund, der Hut vom Kopf und die Sonnenbrille von der Nase des Familienoberhauptes gekickt werden, kommt beim Publikum ausgezeichnet an.
Nadja Scholl hat sich mit fünf quirligen Hunden eine neue Darbietung aufgebaut, die in diesem Rahmen ihr Manegendebut erlebt. Eifrig und temporeich agieren die Vierbeiner, beherrschen ein umfangreiches Repertoire verschiedenster Sprünge und anderer Abläufe.
Eine weitere Dressurdarbietung sieht Direktor Stefan Agnessen im Mittelpunkt. Sechs schwarze Shetland-Ponys laufen unter seiner souveränen Peitschenführung ihre abwechslungsreichen Figuren, die in munteren Barrieresprüngen ihren Höhepunkt finden.

Komiker Tito Medina und Partnerin Nanou begeistern das Publikum mit einem turbulenten Quick Change. Nach den ersten zwei-drei seriösen Kleiderwechsel verselbständigt sich das muntere Treiben, der Clown erscheint in Damen-Outfits, bzw. Unterhose und wird schließlich gar geschrumpft. Sohn und Tochter des Paares sind gleichfalls in den Auftritt integriert und so strebt das muntere Spiel seinem Höhepunkt entgegen.
Mit seinem aufblasbaren Elefanten leitet Tito Medina die Pause ein.
„Tito und Joe mit einer Hommage an Leotard“ annonciert „Monsieur Loyal“ zu Beginn des zweiten Teils. Der Standapparat eines Fangstuhls ist in der Manege aufgebaut und in stilechten Kostümen treten die beiden Matadore vor ihr Publikum. Die beiden nicht mehr so ganz jungen Herren überzeugen nicht nur mit Klamauk und Gags, sondern bieten darüber hinaus einige feine Tricks, wie z.B. den ungesichert ausgeführten Salto, den Tito Medina an den Händen des Fängers dreht.
Ewa Varadi ist mit Antipodenspielen zu erleben. Routiniert lässt die charmante Artistin zunächst vier Hula Hoop Ringe um ihre Gliedmaßen kreisen. Es folgen bis zu fünf Basketbällen, ehe zwei Rollen zum Einsatz kommen. Zum effektvollen Abschluss des Auftritts rotiert ein großes Kreuz, an dessen Enden Fackeln lodern, auf den Füßen der Künstlerin.
„Dames en Vol“ nennen sich die beiden Damen, die im Charleston Stil mit großer Attitüde ihre Tricks – longengesichert – am Haltestuhl arbeiten.

Die vielseitige Bauernhoftier-Revue von Willy Lauenburger im weiten Rund ausgezeichnet an. Zwei große Ochsen, zwei Schafe, zwei Ziegen, drei Hunde und vier Gänse bestimmen den abwechslungsreichen Ablauf, der vom erfahrenen Dresseur in erstklassiger Weise präsentiert wird.
Das ukrainische Duo „To be Free“ begeistert mit ausgefeilter Partnerakrobatik an den Strapaten. Die anspruchsvollen Tricks, die beide Partner als Porteure sehen, erfolgen in exzellenter Ausführung. Elegante weite Flüge und kraftvoll dargebotene Haltetricks erfolgen in großer Zahl.
Die erstklassige, in Monte-Carlo mit einem Bronzenen Clown ausgezeichneten Jockey Reiterei der Familie Donnert ist aus vielen Engagements hierzulande bestens bekannt. Saltos neben dem Pferd, sowie Vorwärts- und Rückwärtssalto auf dem Pferderücken und ein Salto vom ersten zum nachfolgenden Pferd sind die herausragenden Elemente der Darbietung, die mit Sprüngen aller Truppenmitglieder auf das kanternde Pferd endet.
Das akrobatische Highlight der Show bildet die leistungsstarke Hand-auf-Hand Darbietung der Messoudi Brothers. Die vier Modellathleten führen ihre zahlreichen hochkarätigen Tricks sicher und gekonnt aus. Mit erstklassigem Verkauf steigern sie die Wirkung auf die Zuschauer nochmals. Zwei Einarmer auf den Köpfen der Untermänner stehen am Beginn des Auftritts. Eine Handstandpyramide der drei Söhne auf Kopf und Knien des Vaters markiert den umjubelten Höhepunkt des Auftritts.
Das Finale ist stets eine große und glanzvoll angelegte Inszenierung bei den Shows des European Circus Festivals. Nachdem Ballett und Artisten ihre Positionen eingenommen haben, stellt Direktor Stefan Agnessen seine Künstler noch einmal vor. Ein starker Schlussapplaus mit Standing Ovations hält die Akteure lange in der Manege, ehe sie - wie es bei dieser Veranstaltung Tradition ist - im Vorzelt Aufstellung nehmen. Die Besucher der Show nehmen das Angebot des „Meet and Great“ gerne und zahlreich wahr, machen begeistert Selfies von sich und ihren Favoriten.
Das European Circus Festival ist und bleibt ein Juwel, nicht nur der belgischen Circusszene, sondern auch der zahlreichen Weihnachtscircus-Produktionen.