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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS LOUIS KNIE
Dordrecht, 10. September 2016

www.louisknie.com
Louis Knie junior tourt mit seinem Circus von August bis Oktober erstmals durch die Niederlande. Präsentiert wird der Circus von Hillenaar Events, einem niederländischen Veranstalter mehrerer Weihnachtscircus-Shows.
In Dordrecht war der Circus auf einem großen kreisförmigen Platz direkt an einer Schnellstraße aufgebaut.
Ein Eingangsportal aus einem Gitterrohrbogen, flankiert von Spannbändern, die mit dem Logo des Circus bedruckt sind, und metallene Zaunelemente bilden die einladend wirkende Front des Circus. Kassencontainer und ein Anhänger ergänzen diese. Am rot-weiß-blau gestreiften Vorzelt wurden angesichts der spätsommerlichen Hitze die Längsseiten offen gelassen. Ein großer Verkaufswagen auf der einer sowie weitere Stände an der gegenüberliegenden Seite bieten ein reichhaltiges Warenangebot.
Ein weißes, mit roten Applikationen, Chapiteau mit hoch aufragender spitzer Kuppel und am Rondell in eleganten Bögen weit nach außen gezogener Plane ist die Spielstätte.
Die weiß-roten Materialtransporter, allesamt großflächig mit dem Circusnamen beschriftet, nehmen die rechte Platzseite, während die linke Seite den zahlreichen Campings und Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter vorbehalten ist. Die Pferde, Kamele und Kühe des Circus sind in geräumigen Gehegen im hinteren Platzbereich untergebracht.
Ein zehnreihiges, gepolstertes Bankgradin nimmt den größten Teil des Zeltinnern ein. Zwei Reihen komfortabler Polsterstühle in den Logen komplettieren die Sitzplätze. Ein riesiger Artisteneingang aus rotem Samt trennt den rückwärtigen Bereich des Zeltes ab und eine rot-weiße Leuchtpiste fasst die Manege ein.
Schlagzeuger Manfred Huber hat seinen Platz nun auf einer Bühne über dem Haupteingang. Er begleitet die Show in erstklassiger Weise und lässt vollkommen vergessen, dass die sehr gut abgestimmte Begleitmusik im Playback erfolgt. Das exzellente Lichtdesign und der von Louis Knie junior flott inszenierte Ablauf setzen die Artisten hervorragend in Szene und tragen sehr zum hohen Unterhaltungswert der Show bei.

Clown Gilberto Beeloo gestaltet das Opening mit einem Applauswettbewerb der Zuschauer. Im weiteren Verlauf des Programms erleben wir ihn als omnipräsente Figur, die der Show Struktur und Zusammenhalt gibt mit einigen Reprisen und darüber hinaus übernimmt er in verschiedenen Situationen eloquent den Part eines Manegensprechers.
Temperamentvoll startet die Nummernfolge mit den „Los Ortiz“ auf dem Todesrad. Mit südländischen Lebensfreude erobern die beiden Latin-Machos das Publikum im Hand umdrehen. Gekonnt präsentieren sie ihre abwechslungsreiche Trickfolge, die viele der genretypischen Abläufe beinhaltet. Blindlauf und hohe Absprünge auf der Außenbahn des Rades sind die Höhepunkte der Darbietung.

Je drei rotbunte und schwarzbunte Kühe laufen unter der Anleitung von Louis Knie junior in aller Gelassenheit ihre Figuren. Routiniert und willig werden Volten und Runden zu zweit, bzw. dritt absolviert.
Wenig später sehen wir den Chef des Hauses mit seinen Freiheitspferden. Mit einem temperamentvollen Welsh-Pony wird der equestriche Reigen eröffnet. Schwungvoll läuft es seine Figuren durch drei große Metallringe und zeigt sich als hervorragender Steiger.
Die anschließende Schule am langen Zügel bringt die Grandezza des Friesenhengstes in voller Aktion und die Eleganz des klassisch im schwarzen Frack auftretenden Vorfühers vollendet zur Geltung.
Ein Sechser-Zug weißer Araberhengste läuft unter ruhigen und souveränen Peitschenführung von Louis Knie junior eine Vielzahl verschiedener Figuren in Perfektion ab. Mit einer Reihe erstklassiger Da Capo Steiger findet der Auftritt seinen idealen Abschluß.
Die dritte Dressurdarbietung des Programms bietet Adriana Folco mit vier Kamelen. Routiniert und flott leitet die versierte Tierlehrerin die Trampeltiere zu ihren vielfältigen Abläufen an.

Clown Gilberto arbeitet in seinen liebevoll gestalteten Auftritten zumeist mit Unterstützung aus dem Publikum. Zunächst platziert er vier Herren auf vier Stühlen. Einen Jungen lässt er mit einer Zwille auf Luftballons „schießen“. Mit dem „Circus Renz“ Marsch wird der zweite Programmteil eingeleitet. Schließlich verwandeln sich vier Zuschauer im Handumdrehen in eine verwegen agierende Rockband.
Darüber hinaus erleben wir Gilberto Beeloo als Ventriloquist. Seine liebe Not hat er, den Redeschwall seiner „Partnerin“, der Ratte „Juanita“ in geordnete Bahnen zu lenken. Im zweiten Teil des Auftritts, der beim Publikum bestens ankommt, „erlernen“ drei Mitspieler im Nu bauchreden, da der Künstler ihnen seine Stimme leiht.
Miss Carina arbeitet eine stimmungsvoll inszenierte Nummer an roten Tuchstrapaten. Die verschiedenen Haltetricks erfolgen gekonnt in kraftvoller Ausführung und werden mit spektakulären Abfallern kombiniert.
Die „Magic Company“ präsentiert einige Großillusionen. Aus einem leeren Glaskubus lässt eine der beiden Magierinnen ihre Partnerin erscheinen. Ein großer, schnell drehender Rotor wird durchdrungen und in einer Fluchtkiste wechseln die beiden Damen die Positionen.

Die Truppe Mambo Jambo entfacht mit ihrer akrobatischen Melange vor der Pause einen furiosen Wirbel. Zunächst zeigen sie ihre Limbokünste. Nachdem die brennende Hürde  in immer tiefer werdenden Positionen unterquert wurde, betätigen sich die vier Artisten als Reifenspringer. Schließlich werden in hohem Tempo die unterschiedlichsten Pyramiden gebaut.
Jan Navratil und seine Partnerin sind zwei Mal in der Manege präsent. Zunächst bieten sie als „Duo Pucchini“ eine temperamentvolle Western-Darbietung. Kostüme und Requisiten sind üppig mit „Stars and Stripes“ Emblemen dekoriert. Temperamentvoll geht es in den Sequenzen mit Peitsche und Lassos zu und mit großer Präzision erfolgen die Würfe mit Messern und Morgensternen.
Im zweiten Programmteil arbeitet Jan Navratil seine auch hierzulande bestens bekannte Antipoden-Nummer. Bis zu vier große Rollen werden in unterschiedlichster Weise mit Händen und Füßen manipuliert. Mit einer rechteckigen Platte erfolgen die nächsten Routinen. Spannungsgeladenes mitfiebern ist angesagt, wenn Jan Navratil abschließend einen Ball über eine frei auf seinen Füßen stehende leiterähnliche Konstruktion in einen Korb in einigen Metern Höhe befordert.
Den ultimativen Kick der Show bieten, als Höhepunkt und letzte Darbietung aufgeboten, die „Sky Fighters“ mit ihren weiten Sprüngen auf Motorrädern. Von einer steil aufragenden Rampe im Haupteingang geht der Flug über die Logen hoch in die Kuppel zu einer Landerampe vor der Gardine. Riskante Tricks werden im Flug gezeigt, so z. B. wird das Motorrad vollkommen losgelassen, und sicher gelandet. In den letzten Durchgängen fliegen die beiden tollkühnen Piloten unmittelbar hintereinander zu ihren Figuren von der Rampe.
Zum Finale kommen alle Artisten über die verschiedenen Treppenaufgänge in die Manege und werden dabei von  Direktor Louis Knie junior noch einmal vorgestellt. Nach einer gemeinsamen Choreographie und einigen Zugaben wird das Ensemble vom restlos begeisterten Publikum mit minutenlangen Standing Ovations gefeiert. Mit dem von Gilbertoo Beeloo live gesungenen „Smile“ klingt die Show harmonisch aus.
Der Circus Louis Knie bietet ein äußerst unterhaltsames Programm, das von einer Regie erstklassig in Szene gesetzt wird. Tiere, Clowns und Akrobaten – der klassische Dreiklang des Circus verfehlt auch hier seine Wirkung auf die Besucher nicht und so wird hier eine Show geboten, die man sich nicht entgehen lassen sollte.