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Text und Fotos Friedrich Klawiter
GRANDE FÊTE LILLOISE DU CIRQUE
Lille, 04. 11. 2017

www.lagrandefetelilloiseducirque.com
Die „31. Grande Fête Lilloise du Cirque“ wartete wiederum mit einem fulminanten Programm auf, das von Thierry Fééry – Macher und Seele des Unternehmens – hervorragend komponiert wurde. Als besonderes Highlight wartete diese circensische Top-Veranstaltung mit dem Comeback von Alexander Lacey in Europa auf.
In diesem Jahr waren die imposanten Zeltanlagen wieder auf dem angestammten Platz auf dem „Champs du Mars“ aufgebaut, da die Neugestaltung des Geländes fertiggestellt ist.
Das mächtige weiße Chapiteau mit den außenliegenden Mastbögen und dem optisch passenden Vorzelt dominiert die weite Fläche. Der Kassencontainer, nun mit einem Zeltdach überspannt und der Stakettzaun mit seinen Lichterbögen bilden die Front.
Die umfangreiche Raubtieranlage von Alexander Lacey, das große Seelöwen-Bassin und ein kleines Zelt in dem Hunde und Katzen von Evgeny Komisarenko untergebracht sind, nehmen neben den Wohncontainern der Mitarbeiter den Raum hinter dem Zelt ein.
Das große Vorzelt glänzt mit einem gut ausgestatteten Barwagen, der sich hervorragend in die Dekoration des Zeltes einfügt.
Siebzehn Gradinreihen, mit Einzelklappsitzen bestückt, füllen den riesigen Raum völlig aus. Die Sicht auf die Manege ist von allen Plätzen hervorragend, da keinerlei Masten vorhanden sind.
Auf dem hohen prächtigen Artisteneingang aus blauem Samt haben Orchesterleiter Kristof Majewski und seine acht Musiker ihren Platz. Der exquisite Klangkörper unterstützt die auftretenden Artisten in eindrucksvoller Weise.
An einer ringförmigen Gitterrohrträgerkonstruktion hoch über der Piste trägt ist die voluminöse Lichtanlage installiert, die mit eindrucksvollem Design die Show in idealer Weise in Szene setzt.

Auch in dieser Spielzeit bot die „Grande Fête Lilloise du Cirque“ wieder ein Programm der Superlative, wie man es andernorts so gut wie nicht geboten bekommt. Vier große Truppenauftritte, vier hervorragende Dressur-Acts, Comedy und Clownerie der Extraklasse und eine Reihe weiterer Artisten begeistern in einer rund drei Stunden dauernden Show, die in diesem Jahr als straff und lückenlos ablaufendes Nummernprogramm in Szene gesetzt wurde.
Impresario Thierry Fééry trat als eloquenter und eleganter „Monsieur Loyal“ vor sein Publikum und vermittelt charmant und mit großer Begeisterungsfähigkeit vielerlei Informationen zu den auftretenden Artisten.
Sieben Artisten der „Hebei Acrobatic Group“ eröffneten mit einer Hutjonglage das bunte Spiel. In den verschiedensten Formationen werden die Hüte manipuliert und sicher in der Luft gehalten. In einem weiteren Auftritt lassen fünf Truppenmitglieder Meteore fliegen.

Clown „Prince Henry“ - Henry Ayala – begeisterte auch in diesem Rahmen mit seinen gekonnt und flott gespielten Reprisen und Entrees das Publikum. Der charismatische Südamerikaner jongliert mit einem Jungen aus dem Publikum mit einem Sombrero, präsentiert mit fünf Freiwilligen in gelungener Weise mit Glocken und animiert einen Mitspieler zu einem „Strip Tease“. Schließlich erleben wir ihn als trottelig-unverschämten Kellner im Restaurant-Entrée, der sich zu guter Letzt eine wilde Schlacht mit tief fliegenden Spaghettis mit den Zuschauern liefert.
Immer wieder sehenswert ist die einzigartige Comedy-Zauberei von Scott & Muriel. Skurile Typen verkörpernd wartet das Duo mit seinen originellen und oftmals einen verblüffenden Verlauf nehmenden Tricks auf, die gepaart mit herzerfrischender Comedy in exzellenter Weise präsentiert werden.
„Sixto and Lucia“ sind mit einem fulminanten Quick Change zu erleben. Rasant und in extrem schneller Abfolge werden die aufwändig gefertigten Kostüme gewechselt. Fünfzehn Kostümwechsel vollzieht die Artistin temporeich und mit hoher Präzision in kürzester Zeit.

Evgeny Komisarenko ist zunächst mit einer temporeich ablaufenden Pudel-Revue präsent.  Sechs weiße Pudel unterschiedlicher Größen sind auf ihren Hockern permanent in der Manege zugegen und weitere Hunde mehrfach kurz zu einem Trick in die Manege. Rasant werden die vielseitigen Abläufe – vielerlei Sprungkombinationen – geboten und einige Pudel zeigen sich als begabte Hinterbeinläufer.
In einem zweiten Auftritt präsentiert Komisarenko eine umfangreiche und trickstarke Dressur mit Hauskatzen.
Nach der Pause ist Alexander Lacey mit seiner großen gemischten Raubtiergruppe zu erleben. Zwei männliche und vier weibliche Löwen sowie sieben Tiger bevölkern den Zentralkäfig. Mit einer Pyramide aller Tiere nimmt die abwechslungsreiche Dressurfolge ihren Beginn. In weiten Sprüngen setzen die Löwinnen über zwei Tiger hinweg und ein Tiger beweist eindrucksvoll seine gewaltige Sprungkraft, wenn er aus dem Stand die beiden Löwenmänner überspringt. Teppich und Hochsitzer aller Tiere inmitten der Manege sind weitere Elemente der Darbietung. Natürlich gehören auch rasant vorgetragene Scheinangriffe und vielseitiger enger Körperkontakt zum Gezeigten. Eindrucksvolle Hinterbeinläufe zweier Tiger bilden den Höhepunkt des Auftritts.
Der vorzügliche Seelöwen-Act von Petra und Roland Duss ist einer der Höhepunkte der Show. Drei Robben und Terrier „Maylo“ folgen dem sympathischen Tierlehrerpaar in den roten Ring. Die spektakuläre Spitzendarbietung bietet Tempo, Originalität, Trickreichtum, Präzision, Ausstrahlung und Esprit. Einzigartige Tricks, wie z. B. der Ritt des Hundes auf einer Robbe, selbständiges Kopfballspiel zweier Robben miteinander, weiterreichen eines Balles über alle Schnauzen und zurück und einige andere mehr, werden perfekt ausgeführt und vom Publikum enthusiastisch bejubelt.

Klischnigger Alexander Batuev verblüfft ein ums andere Mal, wenn er – mit dunklem Business-Anzug, weißem Hemd und Krawatte bekleidet – Körper und Extremitäten in unglaublicher Weise „verbiegt“. Schmerzhaftes Stöhnen klingt im Auditorium auf, wenn er z.B. den Oberkörper um beinahe einhundertachtzig Grad zu den Beinen verdreht, oder im freien Stand ein Bein zwischen den rückwärts verschränkten Armen hindurch über die Schulter legt. Kraft und Balancegefühl beweisen verschiedene Handstandfiguren und Liegestütz, die in außergewöhnlicher Körperhaltung ausgeführt werden. Schließlich faltet er sich, zum Höhepunkt seiner Evolutionen, in eine recht kleine metallene Transportbox.
Die mongolische „Troup Nomuna“ ist zum Abschluss beider Programmteil zu erleben. Vor der Pause sehen wir ihre Sprungseil-Nummer. Zu elft bieten sie ein breites Spektrum gängiger Tricks des Genres. In erstklassiger Ausführung werden selbst anspruchsvollste Abläufe gearbeitet.
In einer großen Inszenierung sehen wir die Truppe vor dem Finale mit ihrem Schleuderbrett-Act. In eleganten folkloristisch inspirierten Kostümen wird der Auftritt mit ausführlichen Tanzsequenzen eingeleitet. Hohe und weite Flüge, u.a. ein fünffacher Salto werden auf einem dicken Kissen sicher gestanden. Gekonnte Sprünge führen auf die Schultern der Untermänner, u.a. zum Vier-Mann-Hoch ohne Vorteil. Ein Salto zum Zwei-Mann-Hoch auf eine ca. vier Meter hohe Perchestange, die der Porteur im Köcher trägt, stellt den Höhepunkt des Acts dar.
Zum Finale stellt sich die große Artistenschar in der Manege auf und Monsieur Fééry stellt einen jeden noch einmal vor. Nicht enden wollender frenetischer Applaus und Standing Ovations halten die Mitwirkenden lange in der Manege und belegen eindrucksvoll die Begeisterung des äußerst zahlreich erschienenen Publikums. Schließlich verabschiedet Monsieur Fééry sein Publikum und verspricht ein wiederum komplett neues Spitzenprogramm für die nächste Auflage seines Festivals im kommenden Herbst.