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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS KRONE-BAU
München, 01.März 2019

www.circus-krone.com
Hell funkeln die unzähligen Lichter am Circus Krone-Bau und die Krone auf der Kuppel leuchtet weithin in die Nacht. „Ganz München“ ist auf den Beinen die dritte glanzvolle Premiere der Jubiläums-Spielzeit „100 Jahre Circus Krone in München“ zu erleben. Erneut bietet man eine hervorragende, exzellent die drei Säulen des traditionellen Circus vereinende Show, die das Publikum begeistert.
Der Rote Teppich ist im Foyer ausgelegt, eine Fotowand steht bereit und zahlreiche Medienvertreter erwarten die Prominenten aller Couleur, die sich ein Stelldichein geben. Als erste trifft Sängerin Margot Hellwig mit Entourage ein, bald darauf genießen neben Michaela May und Willi Bogner viele Weitere den Rummel um ihre Person.
Vor Beginn der Vorstellung werden in einem Video die einhundert Jahre des Baus noch einmal anschaulich dargestellt.

Die Ränge im weiten Rund sind bestens besetzt, als Kapellmeister Oleksander Krasyun den Taktstock zur Overture hebt. Das ausgezeichnet aufspielende Orchester begleitet mit seinem volltönenden, treibenden Sound die Show zu größten Teilen live.
Sprechstallmeister Nicolai Tovarich heißt „herzlich willkommen“ und gibt die Manege frei.
Als besonderes Highlight zur Premiere führen Martin Lacey und TV-Moderatorin Uschi Dämmrich, vom Bayrischen Rundfunk, gemeinsam durch die Show. In locker-sympathischer Weise plaudert Lacey mit der Moderatorin, vermittelt dem interessiert lauschenden Publikum eine Menge Informationen zum Circus im Allgemeinen und zur Haltung und Arbeit mit Tieren im Besonderen.
August Berty Balder dirigiert ein dekoratives Kostümkamel durch den Ring, dann hat der Direktions-Nachwuchs seinen großen Auftritt. In einem flotten, kindgerechten Auftritt präsentieren Alexis Lacey-Krone und seine Cousine Shirin Rados, mit dezenter Hilfestellung von Hans-Ludwig Suppmeier, vier Kamele.
Ein erstes Highlight des Programms bietet das „Duo Sandros“ - Sandro Monteiro und Partnerin – mit einem fulminanten Rola-Rola Act. In dem vorzüglich gestalteten Auftritt reihen sich viele Spitzenleistungen aneinander. Mit einem halben Flickflack springt der Artist auf dem Rollbrett vom Handstand auf die Füße, rotiert im Handstand stehend eine Rolle auf den Füßen und balanciert im Handstand auf einem leiterartigen Gestell. Natürlich darf die Balance mit der Rola auf einem Ball nicht fehlen und zum umjubelten Höhepunkt des Auftritts türmen sich zwei Rollen und sechs Zwischenelemente zu einem hohen und höchst labilen Gebilde unter seinen Füßen.
Die Fratelli Caveagna begeistern mit eleganter Hand-auf-Hand Akrobatik. Temperamentvoll werden die vielseitigen Tricks gekonnt ausgeführt. Flüssige Übergänge verbinden die einzelnen Figuren zu einem harmonischen Ganzen und mit dem eindrucksvollen Trick – der Untermann liegt bäuchlings auf dem Tisch und hebt den im Handstand auf seinen Füßen stehenden Partner langsam in die Höhe – findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.

In einem fröhlich-spielerischen Auftritt tanzt Jana Mandana Lacey-Krone mit Elefantin Bara zu den Klängen von „Resi, i hol' di mit mei'm Traktor ab“ durch den Manegensand. Passend dazu trägt die charmante Chefin des Hauses ein fesches hellblaues Dirndl und der Elefant einen farblich perfekt abgestimmten Kopfputz. Der harmonische Ablauf bietet viel Laufarbeit und als akrobatische Highlights zeigt Bara Hochsitzer und Rüsselstand.
Die Freiheitspferde präsentieren sich im März-Programm unter der souveränen Peitschenführung von Hans-Ludwig Suppmeier. Acht weiße Araberhengste aus dem Gestüt Marbach zeigen unter Anleitung des versierten Dresseurs ein umfangreiches Repertoire. Ruhig und gekonnt erfolgen die verschiedenen Aktionen.
Im zweiten Teil des Auftritts sind vier Hengste als Korbpferde zu erleben und mit einem fulminanten Da Capo Steiger schließen die Pferdevorführungen ab.
Mit fünf Tigern aus dem Hause Lacey ist Sarah Houcke zu erleben. Gekonnt präsentiert die charmante Tierlehrerin das Repertoire gängiger Tricks, doch an diesem Abend steht sie vor einer besonderen Herausforderung. Ihre Schützlinge wollen die Manege nicht verlassen. Mit Leckerlis und gutem Zureden sind vier Tiger bald zu überzeugen, der fünfte jedoch weigert sich standhaft. Sarah Houcke liebkost die immer wieder auf ihren Sitzplatz zurückkehrende Katze, redet beruhigend auf das Tier ein, lockt mit Fleisch und schiebt auch schon mal mit den Händen nach, wenn er einen Schritte in Richtung Ausgang macht. Sie verfüttert Fleisch in Mengen, füllt ihre Futtertasche mehrfach auf, doch alle Versuche enden kurz vor dem Tunnel. Martin Lacey erklärt dem Publikum das die Tierlehrerin mit Ruhe und sehr viel Geduld das Vertrauen des Tigers stärke, das er wohlbehalten seinen Stall erreiche. Im – den Tigern noch fremden Kronebau – führt der Weg dicht an der großen Löwengruppe, die sich lautstark als Platzhirsche gebärdet und die Tiger als Eindringlinge in ihr Revier betrachtet, vorbei. Nach langen Minuten kommt schließlich auch Martin Lacey in die Manege und es gelingt den Tiger in den Laufgang zu bugsieren.

Die Balder Clowns sind im Rahmen dieser Show wieder einmal als Trio zu erleben. Eine Reprise und das Saloon-Entrée sind in der Premieren-Vorstellung zu erleben, da die weiteren Auftritte zugunsten der Interview-Moderation von Martin Lacey entfallen.
Als Pausendarbietung ist der Auftritt der Truppe „Extreme Fly“ am dreifachen Stufenreck platziert. Die vier ehemaligen ukrainischen Leistungssportler treten als Gladiatoren in den roten Ring und lockern mit martialischen Show-Posen ihre turnerische Kür auf. Vielseitige Saltos und Pirouetten werden gekonnt geturnt und spektakuläre Flüge führen von einer zur anderen Reckstange oder weit darüber hinaus zum sicheren Stand auf einer Matte.
Die kasachischen Artistinnen Nazerke und Yoka nutzen ein modernes Sport- und Freizeitgerät als Requisit für ihren Auftritt. Auf einem Hoverboard, einem selbstfahrenden Brett zwischen zwei kleinen Rädern, präsentieren sie anmutig ihre mitreißende Akrobatik. Elemente der Genres Kontorsion, Hand-auf-Hand und Jonglage vereinen sich zu einem harmonischen Ganzen, das durch die Präsentation auf dem beweglichen Untergrund für besondere Spannung sorgt.

Mit ihrer exzellenten Tango-Jonglage faszinieren Menno & Emily van Dyke das Publikum und ziehen es in ihren Bann. Knisternde Spannung macht sich breit, wenn Rhythmus, Können und Ausstrahlung den Betrachter gefangen nehmen. Die Muster der weißen Bälle und Keulen verschmelzen mit den Tanzfiguren zu einer einzigartigen Symbiose. Chapeau.
Die Spannung bleibt auch beim folgenden Auftritt des „Duo Flash of Splash“ erhalten. An den Strapaten erzählen Amalia Avanesian und Yevhen Abakumov mit prickelnder Erotik eine Liebesgeschichte. Die spektakuläre Trickfolge beinhaltet eine Reihe riskanter Abfaller. Besondere Highlights sind die, ohne Vorteil gearbeiteten Zahnhangtricks, bei denen beide Partner als Porteur in Erscheinung treten.
Mit zwei rasanten Auftritten ist die Familie Bauer in der Show präsent. Zunächst sehen wir den Auftritt an den schwankenden Masten. Zunächst erklimmen Rachel Bauer und Luzia Bonilla die sehr hohen vor dem Artisteneingang stehenden Stahlstangen. Handstandwaage und freier Stand werden u.a. synchron gearbeitet und die Masten in heftige Auslage versetzt. Dann nimmt Pierre Bauer den Platz seiner Tochter Rachel ein und nach Handständen auf dem weit ausschwingenden Mast tauschen er und Luzia Bonilla in luftiger Höhe die Plätze.
Im zweiten Teil der Show zeigen die Bauers Motorradfahrten auf dem Schrägseil. Die Touren starten neben der Orchesterbühne und führen steil aufwärts quer durch den Bau zu einem Mast im Haupteingang. Pierre Bauer ist der Pilot der Maschine, der mit freiem Stand auf dem Sattel und Handstand auf dem Lenker direkt über den Köpfen der Zuschauer für Nervenkitzel auf den Rängen sorgt, während die beiden jungen Frauen am Trapez unter dem Motorrad Tricks aus dem Repertoire der Luftartisten arbeiten.
Wer nun immer gedacht hatte mit der Motorradnummer der Bauers die Finalnummer gesehen zu haben, musste überrascht feststellen, das dem nicht so ist.
Die fünf Mitglieder der ungarischen Formation „Artists of Dance“ kombinieren in mitreißender Weise bayrische Folklore mit Breakdance. Auch wenn es zunächst nach einem kühnen Experiment klingt, zeigt sich rasch, das schuhplatteln und Breakdance-Elemente bestens mit einander harmonieren.
Mehr als dreieinhalb Stunden vorzüglicher Circus-Show sind flugs vorbei, als Berty Balder, in bayrischer Tracht, ein großes hölzernes Bierfass auf einem Karren in die Manege zieht und zum Finale bittet. Die Mitwirkenden nehmen, zur Hälfte Fahnen mit dem Krone-Logo und zum anderen Teil Fahnen mit dem weiß-blauen Rautenmuster Bayerns in den Händen, in Aufstellung ein. Unter dem begeisterten Applaus des vollbesetzten Auditoriums und nicht enden wollenden Standing Ovations ergießt sich ein weiße Konfettiwolke über das Ensemble. Schließlich legt sich der Jubel und Martin Lacey bekommt die Chance ein überaus zufriedenes und immer noch komplett ausharrendes Publikum zu verabschieden.