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Text und Fotos Friedrich Klawiter
2. KOBLENZER WEIHNACHTSCIRCUS
Koblenz, 311. Dezember 2013

www.koblenzer-weihnachtscircus.de
Der zweite Koblenzer Weihnachtscircus wurde wiederum von Manuel Fischer und seinem Team veranstaltet. In der Adventszeit, die Premiere war am Nikolaustag, gastierte man mit einem völlig neuen internationalen Programm  für zehn Tage in der Stadt an Rhein und Mosel.
Ein lila Viermaster, er wurde einst von Da Capo eingesetzt, mit gelben Applikationen und spitzer Rundkuppel war auf dem Circusplatz am Wallersheimer Kreisel aufgebaut. Ein weißes, zweimastiges Vorzelt stand der Circusrestauration zur Verfügung. Der nostalgische weiße Holzzaun ist mit einigen Tannen dekoriert und bildet zusammen mit dem Kassencontainer die Front. Lichterketten, Palmen auf den Mastspitzen und ein Beleuchtungselement über der Kuppel sorgen für das notwendige Ambiente.
Ein großer Stall steht den Freiheitspferden und Ponys von Summer Roberts zur Verfügung.
Die Raubtieranlage von Carmen Zanders Tigern und großzügige Freigehege für die Ziegen und Hunde der Familie Igen sind hinter dem Chapiteau platziert. Transportwagen, Wohncontainer für Musiker und Mitarbeiter und die Wohnwagen der Artisten komplettieren das Arrangement.
Im mit rotem Teppich ausgelegten Vorzelt sind die zahlreichen Weihnachtsmarktsstände der Circusrestauration liebevoll dekoriert. Die Seitenwände sind mit Spannbändern, die mit Winterszenen bedruckt sind, abgehangen und der Tunnel zum Chapiteau wurde mit Weihnachtsschmuck dekoriert.
Ein achtreihiges Holzbankgradin und schicke rot-weiße Logen bilden die Sitzeinrichtung. Ein großer Artisteneingang aus rotem Samt nimmt den hinteren Bereich des Zeltes ein.

Aus der Ukraine kommen die Artisten des I-Team, die in mehreren Darbietungen zu erleben sind. Die drei jungen Damen der Truppe starten die Programmfolge mit einem Luftballett an einer kugelförmigen Rohrkonstruktion. Zu recht getragener Musik arbeiten sie, in weißen fließenden Kostümen, ihre viele Figuren und Posen in der Kuppel. Mit einem im Ablauf ähnlichem Ablauf sehen wir sie im Verlauf des zweiten Programmteils, nun ganz in rot, an drei Ringtrapezen. Synchron erfolgen die Aktionen der Grazien, die überwiegend ruhige geschmeidige Posen zeigen und auf spektakuläre Tricks, wie z. B. Abfaller, verzichten.
Ein Artistenpaar des I-Teams präsentiert eine kraftvoll ausgeführte Strapatennummer. Sowohl solo als auch im Duett werden die anspruchsvollen Tricks erstklassig geboten. Weite Flüge nutzen den gesamten Raum in der Kuppel und mit einem attraktiven Bild, die Partnerin hält sich nur mit ihren Händen am Nacken des dahin schwebenden männlichen Artisten, findet der Auftritt seinen Abschluss.
Schlussendlich sind die drei Herren des Ensembles zu erleben. Die zur Zeit sehr aktuelle und praktisch „überall zu sehende“ Anordnung eines großen Trampolin mit einer dahinter platzierten „Wand“, in der sich mehrere Öffnungen befinden, nimmt den hinteren Manegenteil ein. Die drei Akteure stürzen sich aus verschiedenen Höhen und in wechselnden Formationen in das elastische Tuch des Requisits, um anschließend „die Wand hoch zu laufen“.Temperamentvoll dargeboten, findet diese Nummer Anklang im Gradin.

Salvatore Sambito tritt als ambitionierter Manegensprecher in Erscheinung und führt versiert durch die Show. Des Weiteren fungiert er in verschiedenen Szenen als Partner von Clown Tonito Alexis. Dieser ist mit einer Reihe Reprisen omnipräsent im diesjährigen Koblenzer Weihnachtscircus. Im ersten Auftritt versucht er mit einigen kleinen artistischen Tricks die Manege zu erobern, wird dieser vom gestrengen Sprecher aber immer wieder verwiesen. Als sein Vorhaben schließlich gelingt, kehrt er mit seinem Besen den Lichtkegel des Spots in einen Eimer, „füllt“ ihn in eine Flasche um und „trinkt“ ihn, woraufhin das Licht überraschenderweise am anderen Körperende wieder erscheint. Eine imaginäre Fliege stört sein Trompetenspiel und nach seiner erfolgreichen Jagd landet ein riesiges Plüschinsekt in der Manege. Als „stärkster Mann“ wuchtet er eine gewaltige „Hantel“ in die Höhe und entwickelt im Anschluss zusammen mit einem Zuschauer eine eigene Variante des Spiels mit Gummibändern. Ein gekonntes Trompetensolo überbrückt den Käfigabbau. An einem gewaltigen Seil „zieht“ Tonito seinen kleinen Hund „Elvis“ in die Manege. Spielfreudig und sprunggewaltig zeigt sich der kleine Terrier, der die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert.
Großartig wie stets ist Tonitos Elvis Presley Parodie. In einem stilechten Kostüm und stimmigen Live-Gesang lässt er den King of Rock n' Roll wieder lebendig werden. Er tanzt durch den Gang vor dem Gradin und bezieht einen, geschickt sich aus der Affäre ziehenden Zuschauer, in die Gesangsdarbietung mit ein.

Das Duo Karel Navratil und Erika Bebrauskaite ist mit drei Darbietung im Programm dieses Adventscircus vertreten. Zunächst erleben wir Karel Navratil als technisch versierten Tempojongleur. Seinen abwechslungsreichen Routinen mit bis zu sieben Keulen folgt die Arbeit mit Ringen. Ein Ball springt auf seiner Stirn und mit dem Ball auf der Stirn springt der Jongleur Seil. Abschließend wird das extrem schnelle drehen der Keulen gekonnt in Szene gesetzt. Im Duo Auftritt erleben wir die beiden sympathishen Artisten mit ihrem Perche-Act. Verschiedene Schulter- und Stirnperche werden eingesetzt und auf den Spitzen der hohen, bis in die Kuppel reichenden, Stangen führt die Partnerin Handstände und Waagen aus. Am Trapez ist Erika Bebrauskaite ihren Soloauftritt zu sehen. Am ruhenden Requisit wird eine umfassende Folge der verschiedenen Figuren geboten. In vollem Schwung zeigt sie Zehenhang und verschiedene Abfaller sowie einen veritablen Genickhang.

Vier Dressurdarbietungen hatte der Koblenzer Weihnachtscircus in diesem Jahr zu bieten.
Zunächst ist es Summer Roberts, die mit einer schwungvoll gerittenen Hohen Schule im roten Ring zu erleben ist. Mit einigen Levaden verabschiedet sie sich vom Publikum um gleich im Anschluss ein Groß-und-Klein zu präsentieren. Ein fuchsfarbener zierlicher Araber und ein farblich passendes Pony bieten die typischen Abläufe dieser Dressurkomposition. Mit zwei effektvollen Sprüngen des großen über den kleinen Partner hinweg findet diese Dressurschöpfung ihren gelungenen Höhepunkt.
Die Familie Igen bringt ihre beiden bestens bekannten, hervorragenden Nummern zu Gesicht. Die Ziegenrevue besticht durch ein stimmiges Konzept. Thematisch – alpenländisch – erstklassige Kostüme der VorführerInnen, gepflegte Requisiten und schwungvolle Begleitmusik korrespondieren in idealer Weise mit den willig und souverän ausgeführten Tricks der Ziegen. Ein Berner Sennenhund ergänzt ganz selbstverständlich das Ensemble. Im zweiten Auftritt wirbeln zehn quirlige Tibet-Terrier durch den roten Ring. Die Hunde zeigen einen bemerkenswerten Gehorsam und folgen unmittelbar den knappen Gesten der Dresseure, führen ihre Aktionen flott in erstklassiger Weise aus.

Den Höhepunkt der Show bildete eindeutig die erstklassige Tigerdressur von Carmen Zander. Die bestens bekannte, vielseitige Trickfolge wird mit großer Präzision dargeboten. Viele Sprungvarianten – u. a. durch zwei Handreifen, über vier nebeneinanderstehende Tiger, über einen hochsitzenden Tiger - sind attraktives Gerüst der Trickfolge.  Wir sehen Hochsitzer, Pyramide, Teppich und Balkenlauf als weitere souverän absolvierte Elemente der Nummer. Carmen Zanders Ritt auf einem Tiger wird von zwei Hochsitzern flankiert. Ein eindrucksvoller Rückwärtssteiger und harmonische Schmuseszenen sowie Futterabnahme von einem sehr kurzen Mundstab komplettieren die hochkarätige Trickfolge.
Das Finale sieht Tonito Alexis als Moderator und während er seine Artistenkollegen noch einmal vorstellt, flechten diese aus vielen Bändern, die aus der Kuppel hernieder hängen, einen dicken Zopf.
Der Koblenzer Weihnachtscircus bot auch in seiner zweiten Ausgabe ein interessantes und vielseitig zusammengestelltes Programm, dessen Highlights eindeutig die Tierdarbietungen waren. Das Publikum zeigte sich mit dem Gebotenen zufrieden und sparte nicht mit Applaus, wenn auch vom gewohnten Zeitfenster für „Weihnachtscircus“ abgewichen wurde.