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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS KASTELLO
Roosteren, 28. März 2015

www.circuskastello.de
In der niederländischen Gemeinde Roosteren, in der Provinz Limburg gelegen, gastierte der Circus Kastello von Francois Kaselowsky am Wochenende vor Ostern.
Auf dem zentralen Platz des Ortes, direkt gegenüber der Kirche präsentierte sich der gepflegte Circus perfekt aufgebaut. Die einladende Front bildet ein schmucker weiß-gelber  Metallzaun mit funkelnden Lichterbögen über den jeweiligen Feldern. Das Eingangsportal transportiert in großen kunstvoll geschwungenen Lettern den Circusnamen. Die Zaunfelder sind mit großen Plaketten versehen, die verschiedene Clownmotive zeigen.
Das rot-gelbe Chapiteau weist eine ungewöhnliche Konstruktion auf. Die vier Masten reichen nur bis zur Höhe der Plane. Im Innern sind sie mit vier Metallunterzügen, die die runde Kuppel tragen, verbunden. Die Sattelauflieger und Anhänger des Circus sind allesamt sauber weiß lackiert und in kunstvoller rot-goldener Schrift mit dem Namenszug beschriftet. Zugmaschinen und Wohnwagen komplettieren das Fahrzeug-Arrangement entlang der Platzseiten.
Im Chapiteau empfängt die Besucher eine warme anheimelnde Atmosphäre. Ein edler Artisteneingang aus dunkelrotem Samt, mit Schabracken und goldenen Troddeln verziert, bildet den Blickfang im hinteren Teil des Zeltes. Die rot-weißen dekorativen Logen tragen auf den Ecken schlanke Kugelleuchten. Die gut sortierte Circusrestauration hat ihren Platz gleichfalls im Zelt.

Mit einer schwungvollen Pferdefreiheit beginnt das abwechslungsreiche, unterhaltsame Programm. Unter der gekonnten Peitschenführung von Direktor Francois Kaselowsky zeigen zwei prächtige Friesen ihr erlerntes Können. Verschiedene Lauffiguren, Kruppensteiger, spanischer Tritt und das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen werden souverän ausgeführt und temperamentvoller Da Capo Steiger rundet die Darbietung ab.
Die beiden weiteren Tier-Darbietungen der Show werden von Beatrix Kaselowsky zu Gesicht gebracht. Zunächst sehen wir sie mit einer stimmungsvollen Pfautaubenrevue. Die Vögel erklimmen eine Leiter, laufen auf einer Rolle, schaukeln und fahren Karussell. Im zweiten Teil bringt die Chefin des Hauses einen Hund in den roten Ring. Voller Spielfreude und voller Eifer beweist er sein Sprungvermögen.

Der Circus Kastello engagierte für die aktuelle Produktion ein Artistenpaar mit interessanten Darbietungen, wie man sie nicht häufig zu sehen bekommt. Die Schweizerin Sylvia Rosat arbeitet eine eindrucksvolle Kür an roten Strapentüchern. Von einer Tanzsequenz eingeleitet, besticht der Auftritt mit einer Vielzahl elegant und kraftvoll ausgeführter Haltetricks. Ergänzt wird der harmonische Ablauf mit einigen Abfallern, die auf Grund der relativ geringen Höhe des Chapiteau eines sehr exakten Timings bedürfen und trotzdem ihre Wirkung voll entfalten.
In ihrem zweiten Auftritt sehen wir die sympathische junge Frau mit einem Whipcracking Act wie er ansonsten nicht geboten wird. Geschickt mit den beiden roten Peitschen agierend, trifft sie die Stengel der Blumen, die ihr Partner hält. Gesteigert wird das Ganze indem die Artistin nun die Blumen in den eigenen Händen bzw. Mund hält und die Blütenköpfe rasant mit der von ihr selbst geschwungenen Peitschenschnur abtrennt. Chapeau.
"Tolpatsch" Bobby Scala präsentiert eine Comedy-Jonglage. Tennisbälle und Keulen werden hier in vielseitigen Routinen geworfen. Die variantenreiche Trickfolge wird mit vielerlei Gags aufgelockert.
Zu Beginn des zweiten Programmteils arbeitet der Artist eine Handstand-Darbietung in nicht alltäglicher Präsentation zusammen mit seiner Partnerin Sylvia. Im „Bonny und Clyde Stil“ erzählen die beiden eine Geschichte die sich um einen Koffer mit erbeuteten „Goldbarren“ rankt. Nach einem Einarmer auf einem, einem Spazierstock nachempfundenen, Handstab folgt ein Handstand auf einer Rola, die auf einer Magnumflasche ausbalanciert wird. In der Handstandwaage verharrend baut der Artist die „Goldbarren“ zu zwei Türmen auf und mit einem spektakulären Klötzchensturz findet der Auftritt seinen Abschluss.


Gleitend ist der Übergang von der Peitschendarbietung zur Wildwest-Show der Douglas-Truppe. Francois und Enrico zeigen zunächst zahlreiche Tricks mit Lassos. Schlingen unterschiedlicher Größe werden in immer neuen Variationen schnell und geschickt manipuliert. Natürlich darf auch die Arbeit mit Wurfmessern nicht fehlen. So stehen Beatrix und Enrico abwechselnd am Brett derweil Francois Kaselowsky seine Präzision und Zielgenauigkeit unter Beweis stellt.
Enrico Gonzalez (Lauenburger) ist in drei sehr unterschiedlichen Disziplinen in der Kastello-Manege zu erleben. Zunächst begeistert er mit seinem Flaschenstuhl die Besucher. Perfekte Handstände werden auf den in unterschiedlichen Formationen gestapelten Stühlen ruhig und elegant ausgeführt und letztendlich reicht der fragile Turm bis in die Kuppel des Chapiteau.

Eine rasante Diabolo-Jonglage bietet der vielseitige Artist in seinem nächsten Auftritt. Viele der genretypischen Tricks werden sicher und gekonnt vorgetragen. Abschließend landet der Diabolo in einem Jonglagering und wird darin balanciert.
Selten zu sehen ist Akrobatik an den „Römischen Ringen“. Enrico erweist sich als wahrer Könner in diesem Metier und präsentiert in kraftvoller Manier vielerlei Tricks. In eleganter Ausführung reihen sich zahlreiche Aktionen harmonisch aneinander.

Direktor Francois Kaselowsky ist es vorbehalten den Schlusspunkt der Show zu setzen.
Die spektakuläre Feuershow von „Mister Ramangami“ ist eines der Highlights des Programms. Loderne Fackeln werden reihenweise im Mund ausgelöscht. Mit lange im Mund gehaltener Flamme werden sie aufs Neue in Brand gesetzt. Selbstverständlich steigen abschließend kraftvoll ausgestoßene Feuersäulen bis hoch in die Kuppel auf.
Zum abschließenden großen Finale kündigt Direktor Francois Kaselowsky mit einem Augenzwinkern „die Teilnahme allen Artisten“ an. Es offenbart sich nun, dass dieses flott und ohne Längen ablaufende, abwechslungsreiche Programm, mitsamt Bedienung der Technik und der Requisite, von nur fünf Personen gestaltet wurde. Das gute, unterhaltsame Programm von rund zwei Stunden Dauer hat die Erwartungen seiner Zuschauer bestens erfüllt und wieder einmal hat sich eindrucksvoll gezeigt, dass keinesfalls die Größe eines Unternehmens entscheidend für den Unterhaltungswert ist.