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Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Jonny CASSELLY
Wiesbaden, 06. September 2011


“Erfahrungsfeld Artistik“ ist eine Circus-Projektwoche, die im zweijährigen Wechsel mit dem bekannten "European Youth Circus Festival" statt findet. Veranstalter ist das sehr circusfreundliche Kulturamt Wiesbaden. Von Anbeginn war hierbei der bekannte Circus Jonny Casselly Partner der Kulturbehörde. Der Circus bietet die Möglichkeit, das bis zu dreihundert Kindern Erfahrungen mit Artistik in all ihren Facetten erleben dürfen. Der obligatorische Galaabend bietet eine der wenigen Möglichkeiten, die Familie Jonny Casselly mit ihren äußerst gelungenen Darbietungen erleben zu dürfen, da der Circus Casselly fast ausschließlich Circusprojekte betreut.
In den Parkanlagen von Schloss Freudenberg waren die Chapiteaux und Freigehege des Circus großzügig aufgebaut. Die blaugelben Zelte und gelben Circuswagen mit roter Schrift bildeten einen lebhaften Kontrast zur naturnahen Umgebung.
Eine stilvolle Atmosphäre empfängt die Besucher nach betreten des wohlklimatisierten Chapiteau. Dunkelroter Samt verleiht dem dezent beleuchteten Artisteneingang eine elegante edle Note. Auch die klassischen Logenstühle tragen einen Überzug aus dunkelrotem schweren Samt. Dahinter erhebt sich ein massives sechsreihiges Gradin.

Die Beleuchtungsinstallation mit LED-Scheinwerfern und Scannern ist auf dem technisch neuesten Stand, und eignet sich perfekt um das Manegengeschehen zu begleiten und zu unterstützen. Eine gut abgestimmte Audioanlage und sehr gut ausgesuchte Musikstücke tun ihr Übriges um in den Genuss eines wunderbaren Circusabends zu kommen.

Direktor Jonny Casselly sen., in schwarz-goldener Livree mit klassischem Zylinder, rekommandiert in der Manege derweil die Töchter und Schwiegertöchter des Hauses schwungvolle Kostproben ihres umfangreichen artistischen Könnens zeigen. Währendessen die Söhne mittels Trampolin mit furiosen Salti über die vollbesetzte Mittelloge die Manege erobern. Dieses schwungvolleCharivari begeistert sofort das Publikum auf dem ausverkauften Amphi.
Das Opening nimmt seinen Gang doch der "Clown" wird vermisst! Die rasche Suche nach einem geeigneten Kandidaten führt dazu, das Antonio Casselly sich flugs in einen August verwandelt.

Die Manege leert sich, harte Techno-Rhythmen erklingen und werden von Romina Maatz-Casselly und ihren Hula Hoops unnachahmlich aufgenommen und umgesetzt. Perfektion, Schwung und Originalität sind die Attribute dieser Darbietung.
Clown Antonio verwandelt sich mittels Stativ und Polaroidkamera in einen  "Fotografen", der seine Späße mit den Logenbesuchern treibt. Ein Erinnerungsfoto belohnt den „Auftritt“ des Auserwählten.

Sechs muntere Shetland-Ponys in vielen Farben folgen der Chambrière von Alfons Casselly. Anspruchsvolle Lauffiguren werden gekonnt vorgetragen. Das durchbiegen des Kopfes zwischen den Vorderbeinen bis zur Erde beherrscht eines der Pferdchen genauso sicher wie ein Kompliment. Chapeau an den eleganten jungen Vorführer.
Alexia und Romina Casselly bieten im Katzenlook ihre Evolutionen am Luftring mit jugendlich frischem Charme dar. Zahlreiche Halteposen zu zweit, bei denen eine der beiden siebzehnjährigen Teenies als Porteur agiert, wechseln mit attraktiven Solotricks ab.  Die Darbietung füllt hervorragend die Kuppel des in blaues Licht getauchten Chapiteaus.

Rasanz und Action kennzeichnet die Kaskadeurshow  der Casselly Brothers.  Zahlreiche Stunts, Saltos und Pirouetten werden in den „Kampf“ um einen Aktenkoffer eingebunden. Mit großer Manegenpräsenz treten Jonny jun. Und Alfons in Erscheinung und lassen das Publikum voller Begeisterung mitgehen.
Die zweite Nummer mit tierischer Beteiligung sieht Antonio und seine sechs vierbeiniger Freunde in actionreicher Manier durch die Manege wirbeln. Voller Eifer und voll unbändiger Spielfreude kommt die quirlige Meute  den Aufforderungen ihres Trainers nach. Hohe weite Sprünge unterschiedlichster Art wechseln u. a. ab mit einem Tanz auf den Hinterbeinen, seilspringen und Akrobatik auf den Schultern Antonios.
Ein ausrangiertes Ölfass steht im Mittelpunkt des Auftritts der "Ghetto-Kids" Romina und Bruder Jonny jun. Sie bieten mit ihrer hervorragenden Melange aus Feuershow, Kautschuk- und Partnerakrobatik einen weiteren Höhepunkt dieser einzigartigen Gala. In coolem Gehabe bieten die beiden eine furiose Show. Jonny jun. löscht Fackeln im Mund und mittels im Mund gehaltener Flamme entzündet er sie wieder. Im stetigen Wechselspiel mit dem Bruder präsentiert Romina ihre Kautschuktricks stilecht auf dem Ölfass. Einige Hand-auf-Hand Partnertricks runden den akrobatischen Teil des Auftritts ab. Natürlich findet die Nummer ihren Höhepunkt und Abschluss mit einigen kraftvoll meterhoch ausgestoßenen Feuersäulen.
Clown Antonio hat sich einen Boxroboter zugelegt und bringt diesen in die Manege. Es ist schon beeindruckend, wie lange es Alfons gelingt seinen Körper, quer auf der Schulter des Bruders liegend, steif in der korrekten Form zu halten. Nachdem der „Roboter“ aufgestellt ist, funktioniert er selbstverständlich nicht so wie gewünscht. In diesen Kampf gegen die Tücke des Objektes werden in charmanter Weise auch zwei Zuschauer mit einbezogen. Trotz aller Bemühungen verliert Antonio den Kampf zwischen Mensch und "Maschine".
Kerzenleuchter erhellen die Manege wenn Carola Casselly  die Strapatentücher erklimmt. In dieser stimmungsvollen Atmosphäre präsentiert die bildhübsche  junge Frau ihre anspruchsvollen Evolutionen, die schon das Publikum von Ägypten bis Las Vegas begeisterten. Kraftvoll und elegant werden die Tricks mitsamt der riskanten Abfaller vorgetragen. Ein lautes „ahh“ ist zu hören, wenn Carola in weitem Schwung unter der Kuppel den Traum vom Fliegen erfüllt. Leider verhinderten technische Probleme Carolas Tanz im Flamenco-Stil auf dem hohen Seil. Auch dies ansonsten immer wieder ein Genuss für alle Sinne.

Ein letztes Mal betritt Clown Antonio mit seinem „Artistengepäck“ die Manege, er nimmt auf einem Klappstuhl Platz und schminkt sich ab. Peter Maatz, am Rande der Manege auf einem Barhocker ruhend, singt dazu live  mit sonorer Stimme „so leb dein Leben“ - die deutsche Version von Frank Sinatras „I did it my way“. Die gesamte Familie Casselly tritt vor den Vorhang und stellt sich auf. Minutenlanger frenetischer Beifall des hingerissenen Publikums hält die Akteure fest am Platz. Fröhlich, mit Luftballons die von den Artisten ins Publikum gekickt werden, nimmt das Finale seinen weiteren Verlauf. Von Zugaberufen begleitet zeigt der Nachwuchs des Circus, die jüngste Casselly-Generation - die vierjährige Cathy und der dreijährige Miguel - auf den Händen von Jonny jun. was sie bereits können.
„Opa“, fordern die beiden von Jonny Casselly sen., „erzähle uns eine Geschichte“, woraufhin der Direktor das Gedicht „Circus - was sagt uns dieses Wort.....“ rezitiert.
„...und wenn Sie das Geschehen nun zusammenfassen,
müssen Sie sich eingestehen, echten Circus kann man nur im Circus sehen“. Bravo, dem ist nichts hinzu zu fügen und Jeder, der die Möglichkeit hat den Circus Jonny Casselly zu besuchen, sollte dies unbedingt tun. Familiencircus, wie man ihn besser nicht machen kann.
All das wäre nicht möglich ohne die Seele des Geschäftes Maria Casselly.
Immer und überall Ansprechpartner, Trainerin, Ehefrau, Mutter, Oma und in der Manege präsent mit ihren stilvollen Ansagen.
"Circus wie er Ihnen und auch uns gefällt"