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Text und Fotos Friedrich Klawiter
2. HÜRTHER WINTERCIRCUS
Hürth, 16. Dezember 2022

www.casselly-wintercircus.de
Zum zweiten Mal veranstaltete die Familie Jonny Casselly Weihnachtscircus in Hürth bei Köln und bot damit wieder einmal eine der seltenen Gelegenheiten ihren vorzüglichen Circus – da man ansonsten fast ausschließlich als Projektcircus unterwegs ist – zu besuchen. Das festliche Weihnachtsprogramm bot wiederum eine hervorragend inszenierte Melange aus den hauseigenen sehr sehenswerten Darbietungen und einigen internationalen Artisten.
Auf einem zentral, direkt neben dem örtlichen Hallenbad, gelegenen Platz war der Circus in exakter Formation aufgebaut. Zwei hohe Vier-Masten-Chapiteaux stehen im Zentrum des Geländes und werden dicht von zahlreichen, leuchtend gelb lackierten, Zugmaschinen und Sattelaufliegern, sowie Wohnwagen und einem Stall umgeben.
Ein dekorativer Staketenzaun mit Lichterbögen, zahlreiche Weihnachtsbäume sowie Kassenwagen formen den Eingangsbereich.
Im ersten Zelt ist die Circusrestauration in zahlreiche, liebevoll dekorierten Weihnachtsmarktbuden untergebracht. Ein großer Weihnachtsbaum in der Zeltmitte, roter Teppich, sowie stimmige Beleuchtung und angenehme Musik vermitteln eine heimelige Atmosphäre.
Im Spielzeltvermögen die Logen und ein Schalensitzgradin die Besucherströme kaum aufzunehmen. Ein großer Artisteneingang aus rotem Samt schließt den hinteren Zeltteil ab.
Mit volltönendem Sound und sowie einer hervorragenden Lichtregie setzt Romina Casselly die Show perfekt in Szene.

Die kurze einleitende Geschichte verortet die Vorstellung in ein Circusmuseum und die Mitarbeiterin „Marie“ - Jessica Casselly – räumt vor der Feiertagsschließung noch ein wenig auf und deckt große Gemälde, eines zeigt die Familie Cassely in Lebensgröße, mit Tüchern ab. Direktor Alfons Cassely kommt hinzu und bietet „Marie“ an, die Feiertag im Kreis seiner Familie zu verbringen. Die beiden sind im Lauf der Show immer wieder in der Sprechstallmeisterrolle zu erleben, sind die versierten und eloquenten Moderatoren, die das Publikum mit vielerlei Wissenswertem versorgen.
Dinge erklärend zieht Alfons noch einmal das Tuch von dem großen Familienportrait weg und die darauf abgebildeten Personen treten nun leibhaftig aus dem Rahmen und bieten ein temperamentvolles Charivari.
Das große bunte Bild mündet in den Auftritt von Alexia Casselly am Schwungseil. Mit diesem Genre feiert sie im Wintercircus Premiere. Ihr rasanter Vortrag bietet u. a. Eine Reihe spektakulärer und risikoreicher Abfaller, die für Nervenkitzel im weiten Rund sorgen.
Eine exzellente Luft-präsentiert Karola Casselly an den weißen Strapatentüchern. Geschmeidig und höchst elegant bietet die sympathische Artistin ihr umfangreiches Können dar. Auch ihre vielseitige Trickfolge findet, wie bei ihrer Schwester ihre Höhepunkte in spektakulären Abfallern.

Die beiden Tier-Darbietungen werden von Adele und Franco Oliveira zu Gesicht gebracht. Zunächst faszinieren sechs Aras das Publikum. Die farbenprächtigen Papageien hissen eine Flagge, fahren Rad, Rollschuh und Roller. Sie sortieren Ringe und beherrschen großes Elektroauto. Die gebotenen Flugkünste lassen die Zuschauer begeistert applaudieren. Mit der Präsentation von sechs Chihuahua-Hunden startet der zweite Programmteil. Die possierlichen Zwerghunde springen durch Reifen sowie über flache Barrieren und beherrschen eine Reihe weiterer Tricks.
Franco Oliveira ist darüber hinaus mit seiner Bola-Arbeit zu erleben. Seinen Auftritt als obercooler Latino-Macho versetzt er mit einigen Comedy-Elementen und bezieht auch einen Zuschauer mit ein.

Zwei Mal erleben wir Jongleur Anthony Daniel aus Spanien. Zunächst zeigt er sich in einem turbulenten Auftritt als schneller und geschickter Tellerjongleur. Auf dem Weg zehn Tellern auf ihren Stäben kreisen zu lassen, braucht es mehrere Versuche vier Löffel in vier Gläser zu kicken und wird mit Ringen jongliert. Zugleich erhält ein Logengast einen Helm mit „Antenne“ aufgesetzt, auf deren Spitze minutenlang ein weiterer Teil rotiert. Abschließend fliegen fünf Kunststoffteller als Ufos durch die Kuppel.
Im zweiten Teil der formidablen Show jongliert Anthony Daniel im Torero-Look mit Devil Sticks, Keulen, Tennisbällen die final in Gürtelsäckchen landen und Fackeln. Die vielseitigen Routinen erfolgen ausnahmslos mit hoher Präzision und Sicherheit.
Clown Antonio – Antonio Casselly, es ist ein Freude ihm zuzusehen - unterhält bestens mit seinen erstklassig gespielten Reprisen. In der aktuellen Spielzeit war sein Sohn Luis kongenialer Mit-, bzw. Gegenspieler. Applauswettbwerb, „musizieren verboten“ und Magie mit einem Riesen-Kaninchen waren u.a. die Inhalte der Auftritte.

Gina Sibila ist die „Lady in red“, die in und auf ihrem roten Cyr-Rad brilliert. In einem flüssigen und eleganten Ablauf rollt die junge Frau mit ihrem Requisit, dabei stets gekonnt die Balance haltend, in weiten und engen Kreisen durch die Manege und lässt viele kräftezehrende Figuren spielerisch leicht wirken.
Die jeweils letzten Auftritte in beiden Programmteilen sind den „Los Ortiz“ vorbehalten. Waghalsige Stunts auf dem US-Todesrad werden vor der Pause geboten. Zahlreiche Sprünge in den Kesseln, Blindlauf auf der Außenbahn, Seil springen – natürlich mit Scheinsturz erfolgen in erstklassiger Weise. Die abschließenden sehr hohen Absprünge auf der schnell rotierenden Rad steigern die Spannung, die sich in lauten Ausrufen manifestiert und schließlich in lebhaften Applaus mündet.
Der finale Act sieht die drei Herren der Truppe auf dem Hochseil. Auf- und Abgang über das Schrägseil, Sprung über einen und zwei Partner sind zu Beginn der Darbietung zu sehen. Seil springen und der Lauf im Zwei-Mann-hoch mit Absprung auf das Seil gehören neben anderen Elementen zum Repertoire. Die abschließende, souverän ausgeführte Dreier-Pyramide beschließt den furiosen Auftritt in idealer Weise.
Mit stimmungsvollem Live-Gesang leitet Jessica Casselly das große Finale, das die gesamte Familie Casselly und die engagierten Artisten noch einmal in der Manege vereint,  ein. Sehr lange hält das völlig begeisterte Publikum mit Standing Ovations und enthusiastischem Beifall in der Manege, fordert vehement Zugaben ein. Natürlich kommt man dem Wunsch nach und endlich kann Luis Casselly „Die bunte Circuswelt“ rezitieren. Endlich verebbt der Applaus und die Mitwirkenden der Show bilden im Vorzelt ein Spalier und geben so den Besucher die Gelegenheit zu einigen persönlichen Abschiedsworten.
Ein exzellentes Programm, dargeboten in einem festlichen Rahmen klingt harmonisch aus. Eine große und höchst engagiert, mit Leidenschaft, Hingabe und großem Können agierende Circusfamilie hat zusammen mit einigen internationalen Artisten ein großartiges Event geschaffen, das bei seinen Besuchern für große Begeisterung sorgt und bereits heute die Vorfreude auf die Neuauflage in der kommenden Weihnachtszeit steigen lässt.