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Text und Fotos Friedrich Klawiter
HÖHNER ROCKIN RONCALLI SHOW
Koblenz, 11. Mai 2018

https://hoehner-rockin-roncalli.de
Mit der neunzehnten Ausgabe ihrer künstlerischen Allianz kehren die beiden Kölner Institutionen, „Die Höhner“ und „Circus Roncalli“ wieder einmal nach Koblenz, der einzigen Stadt an Rhein und Mosel, zurück. Die Show unter dem Titel „Funambola – Kapriolen des Lebens“ bot abermals eine gelungene Symbiose meisterlicher Manegenkunst und „kölscher Tön“.
Auf dem Koblenzer Messegelände, in einem Industriegebiet gelegen, war der Circus aufgebaut.
Vier große transparente Spannbänder, sie sind dem dem Logo der Show und dem Konterfei der Band bedruckt, bilden in Verbindung mit einem cremefarbenen Holzzaun die Fassade. Zur linken Seite fand Roncallis erster und liebevoll restaurierter Kassenwagen seinen Platz. Ein naturholzfarbener Oberlichtwagen dient Thomas Merz, der mit der Organisation des Gastspiels und der Medienbetreuung betraut ist, als Büro. Zudem begrüßt der eloquente Pressesprecher zu Beginn der Vorstellung das Publikum schwungvoll und mit Elan aus der Manege.
Eines der typischen Roncalli-Chapiteau wurde mit einem optisch passenden, quadratischen Vorzelt kombiniert. Verschiedene Roncalli Wagen stehen neben einer Anzahl Container, die als Garderoben, Sanitärräume und Kantine dienen hinter dem Zelt. Das Gros der Mitarbeiter und Artisten wurde in einem Hotel untergebracht.
Das Vorzelt wird von einer mittig stehenden großen quadratischen Bar dominiert. Natürlich darf ein bestens sortierter Souvenirstand mit den Devotionalien der Band nicht fehlen.
Im Spielzelt finden die Besucher das typische Roncalli Ambiente vor. Elegante, aufwändig verzierte Logen, rotes Bankgradin, makellos hochglänzend lackierte zahlreiche Sturmstangen und der historische Artisteneingang. Anstelle der Manege ist eine erhöhte Bühne, auf deren hinteren Bereich das Equipment der Band seinen Platz hat, aufgebaut.

Funambola - Capriolen des Lebens“ lautet das Motto der Show und der Pressetext sagt: „Funambola ist das italienische Wort für den Seiltanz und die Seiltänzerin“. „Funambola“ erzählt eine Geschichte in der sich artistische Höchstleistungen und die Musik der Höhner in unvergleichlicher Weise verbinden. „Capriolen des Lebens“ zeigt musikalisch-artistisch die großen und kleinen Gegensätzen, die unser Leben im Gleichgewicht halten.

Die Höhner begleiten mit zahlreichen ihrer Hits die Auftritte ihrer Artistenkollegen und kaum erklingen die ersten Akkorde des Auftaktliedes „Willkommen in unserer Show liebe Leute“, kocht die Stimmung hoch und die Höhner Fans starten ihre Party.
Nach einem kurzen Oping, dass das Ensemble fröhlich tanzend auf der Bühne vereint, arbeitet Jose Henry Caycedo auf dem Elastikseil. Zahlreiche hohe Sprünge und Saltos zeigt der kolumbianische Artist, der im Habit eines Elfen auftritt.
Gleichfalls aus dem Vorjahr prolongiert wurden die Novruzov Brothers, Oktay und Telman, mit ihrer exzellenten Hand-auf-Hand Darbietung, die mit reichlich Comedy gewürzt ist. Oktay Novruzov erleben wir nach der Pause als „komischen Dirigenten“ auf dem Schlappseil.
Anna De Carvalho aus Finnland präsentiert weiterhin ihre kraftraubende Akrobatk am „Flying Pole“. Zu Beginn des Auftritts berührt der an seiner Spitze aufgehängte Metallstab noch den Boden, doch bald schon schwebt die Artistin bis hoch in die Kuppel. Anmutig erfolgen die Tricks und versetzen die Besucher in Faszination.

Bert und Fred begeistern mit ihren außergewöhnlichen Auftritten stets aufs Neue. Die beiden sympathischen Belgier praktizieren ungewöhnliche Comedy auf höchstem Niveau.
Fred (erique) stöckelt als taffe Lady im „kleinen Schwarzen“ und mit klassischem rotem „Monsieur Loyal“ Frack darüber auf die Bühne, hat dabei ungewöhnliche Requisiten in der Hand: ein großes Messer, einen 5-Kilo Hammer und eine Treppenleiter, eine Peitsche. Mit unmissverständlicher Geste lässt sie die Band verstummen und ein herrisches „Bert“ aus ihrem Mund bringt den Partner auf die Szene. Das Messer fällt aus der Kuppel auf eine Zielscheibe zwischen die Oberschenkel des auf der Bühne liegenden Bert und der Hammer fegt, an seiner Aufhängung weit und schwungvoll pendelnd, einen Apfel vom Kopf. Mit der Peitsche wird eine von Bert gehaltene Salatgurke mit nur einem Schlag durchtrennt.
Schließlich arbeitet das Paar an zwei parallel angeordneten Washington-Trapezen eine ansprechende Trickfolge, ehe Fred aus der Kuppel Dartpfeile auf eine von Bert auf dem Kopf balancierte Zielscheibe platziert.

Das Duo Minasov verblüfft die Besucher mit seinem Quick Change. In einem rasanten Wirbeln wechseln die beiden Akteure in kürzester Zeit eine große Anzahl aufwendiger Kostüme. Victor Minsov ist darüber hinaus mit seinem Comedy-Akrobatik Act in einem überdimensionalen Luftballon zu erleben.
Balljongleurin Mila Roujilo präsentiert ihr Können mit Anmut und sinnlicher Ausstrahlung. Sicher und gekonnt erfolgt die Vielzahl unterschiedlicher Routinen und die Anzahl der manipulierten Bälle nimmt stetig zu. Schließlich sind es deren acht, die die charmante Künstlerin in der Luft hält.
Einen exzellenten Akrobatik Melange Act arbeiten die „Jambo Brothers“ im Blues Brothers Stil. Die fünf kenianischen Akrobaten türmen zunächst ihre Körper zu den unterschiedlichsten Pyramiden auf. Mit fröhlicher Ausstrahlung wird im zweiten Teil des Auftritts Seil gesprungen. In hohem Tempo erfolgen die Saltos, Pirouetten, Sprünge im Handstand und viele andere Figuren im Rhythmus des um den Ausführenden wirbelnden Sprungseils.
Alena Ershova begeistert mit einer außergewöhnlichen Kombination von Handstandequilibristik und Hula Hoop. Ein riesiger oranger Seestern liegt auf der Bühne und langsam schält sich die junge Russin aus diesem Kostüm. Nach einigen Handstandfiguren auf dem Bühnenboden performt  sie auf Handstäben ihre anspruchsvolle und perfekt vorgetragene Trickfolge. Während sie im Handstand verharrt, nimmt sie mit einem Fuß einen Hula Hoop Ring auf und lässt ihn rotieren. Beim abschließenden Einarmer sind es gar drei Ringe, die um Füße und Hand gleiten.

Die vier Akrobaten der ukrainischen Formation „Crazy Flight“ bieten eine Reihe exzellenter Hand-auf-Hand, bzw. Handvoltige Tricks. Mit ihren exzentrischen Kostümen und ebensolchem Auftrittsstil folgen sie dem Muster etlicher anderer, aus der gleichen Schule kommender Truppen.
Alexandre Lane lässt ein Cyr-Rad um sich rotieren, dann springt er hinein und malt, mit seinem Rad verschmelzend, verschiedene Figuren auf die Bühne. Anmutig und lyrisch oder stark und dynamisch erfolgen die Abläufe in verschiedenen Tempi, doch stets hält er scheinbar mit Leichtigkeit die Balance und brilliert in seiner Kunst.
Gemeinsam mit Partnerin Emilie sind sie das Duo „Chilly & Fly“. Am „Standing Cradle“, einer Art Fangstuhl begeistern sie mit einer bravourösen Darbietung, die den Zuschauern einige Male den Atem stocken lässt und die im vergangenen Jahr in Monte Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichnet wurde. Immer wieder schwingt Alexandre, in ca. fünf Metern Höhe auf zwei kleinen Plattformen stehend seine Partnerin zwischen seinen Beinen empor und lässt sie frei und ungesichert zu Saltos und Pirouetten fliegen.
Gleich zu Beginn des großen Finales erhebt sich das Publikum von den Sitzen und überschüttet die Akteure mit tosenden Ovationen bis zum letzten Augenblick der erstklassigen Show. Der Ablauf folgt dem seit Jahren bewährten Muster - kleine Zugaben der Artisten, abklatschen mit den Musikern, der Dank an Requisiteure und Techniker, der Walzer mit Besuchern - die Akteure feiern sich und gemeinsam mit ihrem Publikum.
Bereitwillig gibt die Band die obligatorische zugabe und noch einmal kommen die Artisten auf die Bühne, ehe der Vorhang endgültig fällt.