Text und Fotos Friedrich Klawiter
HÖHNER ROCKIN RONCALLI SHOW
Koblenz, 25. Mai 2012

hoehner-rockin-roncalli.de
Koblenz, die Karnevalshochburg am Mittelrhein erlebte erstmals die mitreißende „Höhner Rockin Roncalli Show“. Oder anders ausgedrückt, "kölsche Fasteleer" im Circuszelt.

Betritt man den Festplatz, fallen sofort die großen Spannbänder mit dem Logo der Show bedruckt ins Auge. Sie bilden mit Roncallis erstem historischen Kassenwagen, der nochmals zu Ehren kommt, die Front. Das Ensemble wird durch den Bürowagen, wie soll es bei Roncalli anders sein ein fein renovierter Oberlichtwagen, komplettiert. Ein  blau gestreifter Zweimaster, in dem die Restauration und der große Souvenirstand der kölschen Band ihren Platz finden, schließt sich an. Als Spielzelt dient eines der typischen Roncalli-Chapiteaux.
Zwei - drei Roncalli Tonnendachwagen und fünf moderne Schiebeplanen-Auflieger, rot mit großem Roncalli-Schriftzug, transportieren das Material. Ein knappes Dutzend Container dient als Garderoben, beherbergt die Kantine und die Sanitäreinrichtungen. Wohnwagen sind nur wenige auf dem Gelände abgestellt, da die Mitarbeiter und die meisten Artisten in einem Hotel untergebracht sind.

Im Chapiteau herrscht das typische Roncalli-Flair - runde Stahlmasten tragen die blaue mit rotem Fachwerk versehene Plane, elegante reichverzierte Logen mit samtbezogenen Klappstühlen und ein rotes Holzbankgradin. Roncallis erster Artisteneingang, mit Treppen rechts und links komplettiert die Einrichtung. Anstelle der Manege ist eine Bühne in Pistenhöhe als Spielfläche vorhanden. Auf deren hinterem Teil ist direkt vor dem Artisteneingang das Equipement der Band arrangiert.
Die opulente Lichtanlage ist an Gitterrohrträgern zwischen den Masten installiert und weitere Beleuchtungskörper sind über dem Artisteneingang und rings um die Bühne zu finden. Das erstklassige Lichtdesign setzt die Akteure jederzeit hervorragend in Szene.

„Salto Globale“ lautet das Motto der Show. Unaufdringlich wird die Story erzählt, die den Überbau bildet. Die vier Element „Erde, Luft, Wasser und Feuer,“ - verkörpert durch die auftretenden Artisten - werden um ein fünftes, die Musik perfekt ergänzt.
Die „Höhner“ begleiten die gesamte Show, von der ersten bis zur letzten Minute, live. Dabei bieten die sechs Vollblutmusiker die gesamte Bandbreite ihres Könnens. Viele neue, rockige Songs wechseln mit den bekannten Klassikern der Band, wie z. B. „Wenn nicht jetzt - wann dann“, „Alles was ich will“ und „Männer in den besten Jahren“, ab. Frontmann Henning Krautmacher und seine Mannen begeistern ihre Fans nicht nur musikalisch, sondern bringen sich auch circensisch in die Show mit ein. Als Puppenspieler, Stelzenläufer, auf dem Todesrad und bei der Clownerie sind sie involviert.

Nach dem Auftaktlied der Band startet die Programmfolge mit einem fröhlichen Charivari.
Die Artisten von Anima Planet beherrschen mit ihren Fabelwesen die Szene. Sie setzen Traumbilder frei und lassen Phantasien Gestalt annehmen. Geschickt, betörend, erstaunend oder auch irritirend fesseln sie unsere Sinne. Die Bildhauerin Lucyna Lippert hat die Figuren entworfen und gefertigt und Animationskünstler Tomek Reise erweckt sie mit seinen Kollegen zum Leben. Während der ganzen Show präsent, verbinden sie die einzelnen Programmpunkte zu einem einheitlichen Ganzen und bieten die szenische Darstellung der Elemente.

Das turbulente und bunte Bild mündet in die Equilibristik-Darbietung von Aurélie. Im Kostüm einer Elfe bietet die französische Artistin im Zusammenspiel mit ihrer weißen Taube „Celeste“ einen träumerisch harmonischen Auftritt. Vielerlei Handstandposen werden fließend dargeboten und wechseln einander ab mit spielerischer Interaktion mit der Taube.
Mr. Lo zelebriert die alte Kunst des Papier reißens. Fröhlich verspielt zaubert Lorenzo Torres, so der bürgerliche Namen des Artisten, immer wieder neue vergängliche Wunderwerke aus Papier. Von kleinen Blumen über hohe Palmen bis hin zu großen filigranen Tischdecken reichen die Objekte. Die Stimmung im weiten Rund erreicht den Höhepunkt, als seine „Pappkameraden“ die Vereinsfarben und das Emblem des örtlichen Traditions-Fußballclub "TuS Koblenz" tragen.
Marina Borzova zeigt in dieser Show ihre beiden Darbietungen hoch unter der Kuppel. Als „Königin der Luft“ ist sie zunächst am Schwungseil zu erleben. Kostüm und Requisit, komplett in weiß gehalten, sind üppig flauschig ausgeführt und erinnern an Wolken. In einem furiosen, stürmischen Wirbel kumuliert diese Nummer. Der Auftritt am Schwungtrapez, als „Furia“, wird mit Tempo absolviert. Abfaller und Pirouetten erfolgen longengesichert. Dem Element Feuer zugeordnet, wird die Arbeit  effektvoll durch Kostüm und Requisit unterstützt und mit loderndem Temperament entzündet Furia ein Feuer ganz anderer Art.

Im Mittelpunkt der Show steht der Weltkasse-Clown Jigalov mit seinem Partner Csaba. Die beiden so gegensätzlichen Figuren, Csaba elegant und weltmännisch auftretend, Jigalov als abgerissener kleiner Underdog, reißen das Publikum von den Sitzen. Voller Eifer ist der ewige Looser bemüht, es seinem Gegenpart - dem Bon Vivant - gleich zu tun. Einmal groß herauskommen, dass ist sein Ziel und - wie könnte es auch anders sein - ein ums andere Mal scheitert er großartig an der Tücke des Objektes. Die Grundzüge klassischer Clownerie werden hier in neuzeitlicher Verpackung perfekt dargeboten. In einem Entree übernimmt Höhner Keyboarder Peter Werner den Part von Csaba. In einer neuen Szene agiert Jigalov, nun im feinen Zwirn, zusammen mit einer sehr sexy daherkommenden Dame.

Vor der Pause rocken die „Los Nablos“ mit ihrer fetzig präsentierten Todesrad-Darbietung das Zelt. Die drei Jungs um Truppenchef Alex Ramien spielen mit den Ängsten der Zuschauer und lassen den Adrenalinspiegel steigen. Eine starke Performance. Aufschwung außen am Rad mit per Hand, vielfältige Sprünge, Seil springen und Blindlauf werden gekonnt geboten. Dann dreht Höhner Saxophonist Jens Streifling, im Rad ein Solo spielend, eine Runde.
Aurélie sehen wir ein weiteres Mal, nun mit hervorragender Mastakrobatik. Kraftvoll und in perfekter Ausführung beweist die zierliche Artistin enorme Körperbeherrschung. Viele Positionswechsel beinhaltet diese, an schwierigen Halteposen reiche Kür.
Yulia Rasshivkina präsentiert ein rasantes Spiel mit den Hula Hoop Reifen. In vielerlei Variationen lässt sie die Ringe um Arme, Beine und den Körper kreisen. Mit Ausstrahlung, einer ausgefeilten Choreographie und einem Schuss Erotik begeistert die attraktive Russin ihr Publikum.

Olexandr Yenivatov ist „Sacha the Frog“. Er erfreut, begeistert und verblüfft mit seiner einmaligen Klischnigg-Arbeit das Publikum gleichermaßen. In einem aufwändig bestickten Froschkostüm demonstriert der Artist seine enorme Beweglichkeit. Mit einem Lächeln und scheinbarer Leichtigkeit beweist Sacha unglaubliche Flexibilität. Mit Hilfe einer doppelten Seilschlinge biegt er seine Beine derart nach hinten, dass das Vorhandensein üblicher Gelenke und einer „normalen“Anatomie in Frage gestellt werden kann.

Miyoko Shida Rigolo versetzt das Auditorium mit ihrer Sanddornbalance in atemlose Spannung. Mit ihrer vom Schweizer Mädir Eugster kreierten Soloperformance demonstriert sie in genialer Einfachheit die Fragilität der Balance. In meditativer Ruhe werden dreizehn Palmäste zu einer schwebend leichten, sich selbst im Gleichgewicht haltenden Skulptur gefügt. Circustypische wie mythische Elemente fügt die Artistin im Stil einer Schamanin zu einem faszinierenden Ganzen. Schlussendlich lässt die Schöpferin ihr Gebilde durch wegnehmen des ersten, kleinsten Teiles in sich zusammenstürzen und die Anspannung im Zuschauerraum entlädt sich in tosendem Jubel und Standing Ovations mitten im Programm.
Im großen Finale drehen die Musiker aus Köln und die Artisten noch einmal groß auf und die Stimmung auf den Rängen erreicht den Höhepunkt. Die Höhner lassen einige ihrer großen Hits erklingen derweil die Artisten nochmals einige kleine Kostproben ihres Könnens geben.Unter stehend dargebrachten Ovationen endet die Show und leert sich die Bühne.
Noch einmal kommt die Band zu einer Zugabe, die Artisten treten nochmals vor den Vorhang und dann ist es an der Zeit den Heimweg anzutreten.
Die Symbiose eines Live-Konzertes einer Kult-Band mit hochklassiger Artistik ist bestens gelungen und schlägt alle in ihren Bann.

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