optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS HERKULES
Rotenburg a.d. Fulda, 28. Februar 2015

http://circus-herkules.de/
Circus Herkules ist back. Unter neuer Direktion, Ricardo Schulda und Thilo Sehling haben die Namensrechte von Oliver Häberle gepachtet, ist nach fünf Jahren Pause wieder ein Circus Herkules in Deutschland auf der Reise.
In Rotenburg an der Fulda war der Circus auf dem Festplatz der Stadt, einem geräumigen, außerhalb der Bebauung direkt am Fluss gelegenen Wiesengelände aufgebaut. Ein in lebhaftem orange und lila strahlender Fassadenwagen mit integrierten Kassenschaltern ist mit großformatigen Circusmotiven dekoriert. Ein weißer Metallzaun mit Lichterbögen komplettiert die Front.
Ein blau und gelb gestreiftes Vier-Masten-Chapiteau dient als Spielstätte. Zugmaschinen, Transportfahrzeuge und Wohnwagen sind zu beiden Seiten des Zeltes aufgefahren und der rückwärtige Platzteil ist den Stallungen und Freigehegen der Pferde vorbehalten.
Im Chapiteau stehen sechs Reihen Stühle für die Besucher bereit. Ein dekorativer Artisteneingang aus schwerem rotem Samt und der Verkaufswagen der Circusrestauration ergänzen die Einrichtung.
Auf einem seitlich angeordneten Podium hat die Circus-Band ihren Platz. Der siebzehnjährige Jeffrey Frank am Keyboard und sein erst vierzehnjähriger Bruder Francesco als Schlagzeuger legen mit ihrem ausgezeichneten Spiel den idealen Soundteppich aus, der die Show in einzigartiger Weise trägt und die Artisten ideal in Szene setzt.

Unter dem Motto „Zauberwelt im Circuszelt“ hat die Direktion ein abwechslungsreiches und unterhaltsames, gut zweistündiges internationales Programm zusammengestellt, dass die Erwartungen des Publikums an gute klassische Circusunterhaltung erfüllt.
Die Show beginnt mit einer schwungvollen Pferdefreiheit. Unter der gekonnten Peitschenführung von Gerhard Frank zeigen vier weiße Araber ihr erlerntes Können. Temperamentvoll werden die verschiedenen Lektionen ausgeführt.
Im zweiten Programmteil sehen wir den Tierlehrer eine Hohe Schule am langen Zügel vorführen. Neben dem Spanischen Tritt werden eine Reihe weiterer Trabaktionen geboten und einige fulminante Steiger runden den Auftritt ab. Als Da Capo erobern vier schwarze Shetland Ponys den roten Ring.
Tatjana Shaiko aus Lettland arbeitet ihre ausdrucksstarke Handstandequilibristik im ersten Programmteil. Souverän und sicher erfolgen die Einarmer, Waagen und verschiedenste Handstandfiguren in erstklassiger Ausführung und werden mit weichen fließenden Übergängen harmonisch zu einem stimmigen Ganzen verbunden.
In ihrem zweiten Auftritt erleben wir die vielseitige Artistin als Sandmalerin. Per Kamera und Beamer werden ihre schnell vergänglichen Kunstwerke und ihr entstehen auf eine große Leinwand vor der Gardine projiziert. Zu sphärischen Klängen formt die Künstlerin ihre Bilder aus Sand, deren Motive sich durch rasche Manipulationen ihrer Hände flugs verwandeln. So wird z. B. aus zwei Flamingos binnen Kurzem ein eindrucksvolles Löwenhaupt. Mit ihrer in Circusmanegen selten zu sehenden Kunst erreicht und verzaubert Tatjana Shaiko die Besucher und lässt sie träumen.

Clown Roby ist mit seinen verschiedenen Auftritten die tragende Figur der Show. Charmant agiert der Spaßmacher und setzt bei seinem Repertoire auf bewährte Reprisen, die neu interpretiert und dank engagiertem Spiel beim Publikum bestens ankommen. Mit Hilfe eines Zuschauerpaares wird eine Liebesszene gespielt und beim abschließend vom Clown gezeichneten Portrait schafft es nur die Blume auf die Leinwand. Mit einer weiteren Besuchern wird Motorrad gefahren. Die „vier Stühle“ dürfen nicht fehlen und werden hier mit viel Temperament neu belebt. Schließlich darf der Herr Direktor und auch einige Zuschauer kosten, welche Flüssigkeit aus dem Koffer des Clowns tröpfelt.
Zwei Luftnummern arbeitet Miss Janina. Am Hängeperch, einer fast nirgends mehr zu sehenden Disziplin, erfolgen eine Reihe ungesichert vorgetragener und kraftvoll ausgeführter Haltetricks. Im zweiten Programmteil erleben wir die junge Artistin am Vertikalseil. Eine umfassende Auswahl der genretypischen Tricks und zahlreiche, temporeich ausgeführte Wirbel werden in sehr guter Ausführung dargeboten.
Miss Yvetta aus Prag ist mit drei Darbietungen im Programm vertreten. Zunächst sehen wir ihre gekonnte Hula Hoop Nummer, die temperamentvoll und flott präsentiert das Publikum mitreißt. Die Antipodenspiele führt die versierte Artistin mit unterschiedlichen Requisiten sicher aus. Zum Höhepunkt ihres Auftritts lässt sie auf der Trinka liegend ein Rad auf den Zehenspitzen kreisen, rotiert am anderen Bein einen Ring und jongliert drei Bälle mit den Händen. Eine Luftdarbietung komplettiert den Reigen der Nummern von Miss Yvetta. Die Trickfolge an einem leiterartigen Triangelgestell entspricht der Arbeit am Standtrapez. Im zweiten Teil der Darbietung arbeitet Miss Yvetta im Duo mit ihrem ca. zehnjährigen Sohn Dominik. Der hoffnungsvolle Nachwuchsartist zeigt bereits beachtlich kraftvolle Haltetricks an den Händen seiner Mutter.

Beide Programmteile enden mit schwungvollen Truppenauftritten. Vor der Pause bieten die Compancheros eine klassische Western Show. Rasante Tricks mit dem Lasso erfolgen in flotter Abfolge. Nervenkitzel ist angesagt wenn die Wurfmesser, Äxte und Morgensterne die Partnerin am Messerbrett umrahmen und sicher ihr Ziel finden.
Abschließend präsentieren die „Toskana' s“ ihre Feuershow. Mit hell lodernden Fackeln fährt sich der Fakir über seine Arme und demonstriert so seine Unempfindlichkeit. Er verlöscht Fackeln im Mund, hält die Flammen lange in demselben und entzündet damit die Fackeln erneut. Zum spektakulären Höhepunkt der Darbietung werden gewaltige Feuersäulen kraftvoll und hoch ausgestoßen.
Zum großen Finale kommen alle Mitwirkenden noch einmal in der Manege zusammen. Gerhard Frank stellt die Artisten namentlich vor, bedankt sich für den Besuch und verabschiedet ein völlig zufriedengestelltes Publikum.