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Text und Fotos Friedrich Klawiter
HEILBRONNER WEIHNACHTSCIRCUS
Heilbronn, 22. Dezember 2018

www.weihnachtscircus.com
20. Heilbronner Weihnachtscircus – ein großes rundes Jubiläum für eine der herausragenden und größten deutschen Weihnachtscircus-Produktionen in der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit. Dem Begründer und heutigen alleinigen Produzenten des Events, Sascha Melnjak, ist es wie in jedem Jahr gelungen mit einem hochkarätig besetzten Programm sämtliche Erwartungen eines breiten Publikums zu erfüllen, so dass die Spielzeit mit einem neuen Besucherrekord - mehr als 80.000 sehen die Vorstellungen - abgeschlossen werden konnte.
Die Jubiläumsausgabe präsentiert sich im seit Jahren vertrauten edlen Ambiente. Die mächtigen Zeltanlagen funkeln im Schein unzähliger Lichter und die zahlreichen Weihnachtsbäume vermitteln ein festliches Flair. Das elegant eingerichtete Foyerzelt zeigt sich unverändert, genau wie das Innere des riesigen Chapiteau.
Für das exzellente Lichtdesign ist wiederum Enrico Zoppe verantwortlich und die vorzügliche musikalische Begleitung obliegt unverändert Volodymyr Kozachuk und seinen Musikern.

Ein überdimensionales Geschenkpaket mit einer funkelnden 20 obenauf steht vor der Gardine und zwei Arme ziehen den umherwuselnden „Hausmeister“ hinein, der gleich darauf als Clown Gino, stimmungsvoll auf dem Saxophon spielend, im Zentrum der Lichtkegel steht, während das Ensemble seine Opening-Formation einnimmt.
An Stelle des langjährigen, eloquenten und charmanten singenden Ringmasters Fabian Egli begrüßt Patrick Rohbeck das Publikum. Er pflegt einen anderen Stil, ist traditioneller Ansager.
Erstmals sind Tierdressuren des Schweizer National Circus Knie in Heilbronn zu erleben. Wioris Errani präsentiert zu Programmbeginn sechs prächtige weiße Steppenkamele in einem temperamentvollen kurzen Ablauf. Die Pferdefreiheit im zweiten Programmteil beginnt mit Mini-Midi-Maxi , drei unterschiedlich große, dekorativ gescheckte Pferde gleicher Fellfarben, bieten einige Lauffiguren. Sie werden abgelöst von sechs großrahmigen goldfarben schimmernden Hengsten. Als Da Capo bietet ein Groß-und-Klein einen doppelten Vorwärtssteiger durch die Manege.
Petra und Roland Duss mit ihren Seelöwen komplettieren die diesjährige Auswahl an Tier-Darbietungen. Mit dem vorzüglichen Act, einer der Höhepunkte der Show, beginnt der zweite Teil. Drei Robben und Terrier „Maylo“ folgen dem sympathischen Tierlehrerpaar in den roten Ring. Die spektakuläre Spitzendarbietung bietet Tempo, Originalität, Trickreichtum, Präzision, Ausstrahlung und Esprit. Einzigartige Tricks, wie z. B. der Ritt des Hundes auf einer Robbe, selbständiges Kopfballspiel zweier Robben miteinander, weiterreichen eines Balles über alle Schnauzen und zurück und einige andere mehr, werden perfekt ausgeführt und vom Publikum enthusiastisch bejubelt.

Die hochkarätigen Acts ausgezeichneter Solo-Artisten kennzeichnen den ersten Programmteil.
Zunächst ist es Géraldine Philadelphia, die mit ihrer Kombination von Reifen-Jonglage und Hula Hoop in Erscheinung tritt. Gekonnt manipuliert die sympathische Artistin die verschiedenen Reifen und und einen besonderen Effekt erzielen die Reifen, die mittels LED-Technik leuchten.
Ein großes Trampolin steht aufgebaut in der Manege und ein „Requisiteur“ erledigt letzte Handgriffe - Costin Pity beginnt seinen Auftritt, der gleichermaßen halsbrecherische Kaskaden am Sprungturm, pointierte Komik und erstklassige Trampolin-Akrobatik bietet, in bewährter Weise.
Die charismatische Rich Metiku aus Äthiopien begeistert mit ihrer ausgezeichneten Kontorsions-Darbietung. In unnachahmlicher Weise bringt die Artistin ihren Körper und seine Extremitäten in die unglaublichsten Positionen. In meditativer Gelassenheit und scheinbar ohne jede Anstrengung werden die verschiedenen Positionen eingenommen.
Die hervorragende Arbeit auf der Freistehenden Leiter von Robi Berousek konnten wir leider nur zu einem kleinen Teil erleben, da der Artist in der besuchten Vorstellung stürzte und mit einer Knieverletzung den Auftritt abbrechen musste.

Clown Gino – Gino Huppertz – ist das Gesicht der Show. Mit seinen zahlreichen Auftritten verleiht er dem Ablauf Struktur und ist das verbindende Element. Zunächst bittet er zwei Besucher zum gemeinsamen Seil springen, das nach den bestens bekannten Mustern abläuft. Wenig später lässt er, im Gang hinter den Logen stehend, den Circus Renz Galopp virtuos auf dem Xylophon erklingen. Das Kunstschützen-Entrée wird zur turbulenten Angelegenheit, an der das Publikum begeistert Anteil nimmt. Luftballons entschwinden in die Zeltkuppel, bzw. zerplatzen vor der Zeit in den immer schneller und hektischer werdenden Bemühungen des Clowns zum Schuss zu kommen.
Die Armor-Reprise wird mit vielen Lachern bedacht und schließlich gilt es für sechs spontan ausgesuchte freiwillige Mitspieler sich an obskuren Instrumenten als Orchester zu beweisen. Besonders gefordert ist der Herr an der Pauke gefordert, der zudem noch Becken zwischen die Knie, einen Schellenhut auf den Kopf und eine Ratsche in die freie Hand erhält.

Die Truppe Robles ist mit ihren beiden spektakulären Auftritten in beiden Programmteilen vertreten. Hochseil-Acts stehen in dieser Wintersaison in deutschen Circussen offenbar hoch im Kurs und so dieses Genre auch in Heilbronn zu erleben. Temperamentvoll gehen die sieben SüdamerikanerInnen zu Werke, zeigen eine große Anzahl Spitzentricks, wie z.B. Sprung über einen und zwei Partner, doppeltes Zwei-Mann-Hoch, Seil springen und Dreier-Pyramide auf Fahrrädern mit dem freien Stand auf einem Stuhl. Höhepunkt des Auftritts ist die legendäre Siebener-Pyramide, die mittlerweile zum festen Repertoire der verschiedenen Truppen gehört, auch wenn der Manegensprecher hier anderes zu vermitteln versucht.
Mit einer Light-Show, untermalt von rockigen Klängen einer E-Guitarre wird der Aufbau des „Globe of Death“ in Szene gesetzt. Bis zu sechs Fahrer der Truppe Robles ziehen in der Motorradkugel in halsbrecherischer Weise ihre Bahnen.
Alexander Lichner schwebt im Mundstand auf dem Washington-Trapez aus der Kuppel herab. Ein kräftezehrender Aufgang bringt ihn aufs Schwungtrapez, wo zunächst einige Tricks am ruhenden Requisit gearbeitet werden. In vollem Schwung folgen - Longen gesichert - diverse Abfaller und Zehenhang. Ein abgleiten vom Knie- in den Fersenhang, im vollen Schwung, bildet den Höhepunkt des Auftritt.
Im Rahmen einer im vergangenen Jahr durchgeführten Abstimmung konnte das Publikum eine Darbietung vergangener Jahre ins Jubiläumsprogramm wählen. Die Mehrheit entschied sich für die in Monte-Carlo mit einem „Goldenen Clown“ ausgezeichnete Schleuderbrettakrobatik der Truppe Sokolov, die mit ihrer „Mozart“ Inszenierung den finalen Höhepunkt des Programms bieten. Üppige Kostüme, bis ins letzte Detail ausgefeilte Choreographie und Spitzentricks in großer Zahl verfehlen ihre Wirkung nicht und lassen das Publikum auch nach annähernd drei Stunden Programm noch einmal begeistert jubeln.
Weihnachtliche Songs und Wunderkerzen bilden den Auftakt zum großen Finale mit allen Mitwirkenden. Namentliche Vorstellung und eine kollektive Choreographie im Konfettiregen beenden die Jubiläumsshow, die vom begeisterten Publikum mit Standing Ovations honoriert wird.