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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Heilbronner Weihnachtscircus

Heilbronn, 20. Dezember 2007

Die neunte Auflage des Weihnachtscircus von Sascha Melnjak und Uwe Gehrmann präsentiert sich im gewohnt großzügigen und stilvollen Rahmen. Auffällige äußere Veränderung - der nostalgische Frontzaun wurde durch einen großen modernen Eingang ersetzt. Er wirkt vor den riesigen Zeltanlagen passender,  erwachsener. Im Chapiteau erwartet die Besucher nun wieder ein übliches Schalensitzgradin mit Höhenversatz in jeder Sitzreihe. Zusammen mit den Logen bietet es 2550 Gästen Platz.

Erneuert wurde die Beleuchtungsanlage. Bestückt mit hochmoderner Technik, lassen sich vielfältige Effekte und Stimmungen erzeugen. Die einzelnen Darbietungen werden optimal ausgeleuchtet und hervorragend präsentiert. Dazu gehört natürlich auch die erstklassige musikalische Begleitung durch das achtköpfige Orchester unter der  Leitung des neuen ukrainischen Kapellmeisters Volodymyr Kozachuk. Das Programm ist auch heuer wieder von erlesener Qualität und kann mit zahlreichen Monte-Carlo Preisträgern aufwarten. Die drei Dressurnummern vom italienischen Circus Americano der Familie Togni  werden von Hans Suppmeier, der während der Saison mit ihnen bei Arlette Gruss arbeitete,  präsentiert.

Er eröffnet das Programm mit vier Tigern in vier Farben. Die Nummer lebt von der Schönheit der Tiere und dem effektvollen Hochsitzer auf der Spiegelkugel, beinhaltet ansonsten nur wenige Tricks und erreicht nicht das Leistungsniveau des übrigen Programms. Die nun sieben Araberschimmel fühlen sich in der Manege sichtlich wohler als auf der Bühne bei Gruss. Beeindruckend die vier großen Elefantendamen die, nun ohne Figurantinnen, routiniert und willig ihr Repertoire zeigen.

Für den komischen Part wurden zwei Akteure verpflichtet, deren Nummernaufbau gewisse Parallelen aufweist. Im ersten Teil erobert Mimi als Arbeiter der die Showbühne entert, an diesem Abend findet er im Zuschauer “Willy” einen kongenialen Partner, die Herzen der Zuschauer. Direkt nach der Pause produziert sich Costin auf, unter, über und neben Trampolin und Sprungturm. Er verkörpert einen Requisiteur, der “zufällig” das Requisit ausprobiert. Seine Komik gepaart mit vielfältigen Tricks und Kaskaden machen den Reiz dieser Darbietung aus und geben ihr Substanz und Eigenständigkeit. Quick Change ist seit einiger Zeit ein fester Bestandteil zahlreicher Programme. Hier ist das Duo Monastyrsky fürs flotte Umziehen zuständig. Im artistisch-akrobatischen Bereich setzen die Fratelli Errani ein erstes Ausrufezeichen. Ihre mit dem goldenen Clown in Monte Carlo ausgezeichneten ikarischen Spiele begeistern immer wieder aufs Neue.

Den ersten Teil der hervorragenden Show beschließt Crazy Wilson auf dem Todesrad. Immer wieder faszinierend seine Salto aus und auf dem rotierenden Rad. Hier wirkt der gesamte Auftritt, im kleineren Chapiteau, kompakter als bei Krone. Die Trickfolge hat sich ein wenig verändert, so zeigt er nun zweimal Aufschwünge außen am Rad nur jeweils an einem Arm hängend. Hervorragend mit Licht und Live-Musik in Szene gesetzt zeigt Wilson Spitzentricks. Leider fehlt ihm ein wenig Showmanship, ein wenig Verkauf, um das Publikum zu den allergrößten Beifallsstürmen hinzureißen. Orlando Oprescu heißt der junge Artist, der auf der Rola-Rola großen Gleichgewichtssinn beweißt. Elegant kraftvoll präsentiert Daniel Rossetti seine Handstände aus. Ganz machohafter Latinlover führt er schwierige Figuren und Übergänge scheinbar ohne jede Anstrengung einarmig aus.

Zu dritt arbeitet die Truppe Rodion nun am russischen Barren. Perfekte Trickausführung und hohe Schwierigkeitsgrade, ohne vierfachen Salto, kennzeichnen diesen Auftritt, der als einziger von CD-Musik begleitet wird. Klassische Musik, vollendete Ballettposen, choreographiert und durchgestylt bis ins letzte Detail entspricht die Nummer der Tradition russischer Circuskunst, wirkt andererseits mechanisiert und seelenlos. Furios die Dschigiten-Reiterei der Truppe Iriston als Schlussnummer. In hohem Tempo präsentieren sie das ganze Spektrum herausragender Tricks mit ihren Pferden. Herrlich, dieses erstklassige  Reiterspektakel einmal mit Live-Orchesterbegleitung erleben zu können. Auch in diesem Jahr ist Fabian Egli wieder ein angenehmer unaufdringlicher Conferencier im Programm des Heilbronner Weihnachtscircus. Der ausgebildete Sänger stimmt “White Christmas” an und leitet so ins große Finale aller Artisten über.