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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Hanauer Weihnachtscircus

Hanau, 4. Januar 2008

Zum ersten Mal veranstaltete Adriana Folco in Hanau einen eigenen Circus. Im Gewerbegebiet des Stadtteils Steinheim, sehr weit außerhalb jeder Wohnbebauung und ausschließlich mit dem Auto erreichbar stand der Circus auf dem Parkplatz eines Möbelmarktes. Mit nur wenigen Tagen Vorlauf für Reklame, Aufbau und Pressearbeit tat sich das junge Unternehmen ein wenig schwer, entsprechend Besucher auf den relativ unbekannten Platz, der Markt ist noch nicht sehr lange angesiedelt, zu ziehen.

Ein großes, sehr neu aussehendes schneeweißes Kuppelzelt, ebensolches Vorzelt, nostalgischer Frontzaun und alter Oberlichtkassenwagen erwarten in der strahlenden Wintersonne die Besucher. Im Vorzelt steht, zum Restaurationswagen umfunktioniert ein renovierter Elefantenwagen des ehemaligen Rennbahncircus von Franz Althoff. Einige Originalkostüme und Fotos aus den Sechzigern sind zu sehen. Vorzelt und Tunnel sind weihnachtlich geschmückt und leiten ins Chapiteau, dass im Innern im eleganten Palazzo-Stil gehalten ist. Rot, weiß und gold sind hier die vorherrschenden Farben.

Ein beleuchteter Artisteneingang mit Säulen, davor große Skulpturen, elegante Logen mit an höheren Stangen hängenden Leuchten, das Gradin mit rot/weißer Stoffbrüstung, die Manege komplett mit einem roten Teppich ausgelegt, angenehmes Licht, das mit einigen Effekten von den 5 Scannern aufwarten kann - dieser Circus atmet sehr viel Atmosphäre. Leider bleiben an diesem Freitagnachmittag viele Plätze im großen Gradin leer. Der Spielfreude der Akteure tut dies aber keinen Abbruch und so genießen die Anwesenden knapp zwei Stunden guter Circusunterhaltung.

Sämtliche engagierten Artisten kommen aus Rumänien, so auch die fünfköpfige Ballettformation Shadow. Die jungen Leute vom Constanza Staatstheater beherrschen außer ihren Tanzsequenzen auch einige beachtliche Elemente der Bodenakrobatik. Die vierköpfige Truppe Oprescu arbeitet sehr ansprechend auf dem russischen Barren. Die beiden weiblichen Truppenmitglieder, Cecil und Ramona sind zudem mit einer Strapatendarbietung zu bewundern.

Clown Pedrica zeigt einige, teils ein wenig bemüht wirkende, Reprisen. Sehr gut kommt seine Version des Spaghetti-Entrees an, in der der nicht mehr junge Akteur große Behändigkeit und eine solide akrobatische Ausbildung erkennen lässt. In einem weiteren Auftritt beweist er sein Geschick als Keulenjongleur, den er mit dem spucken hohen Feuersäulen beschließt. Die vier jungen Männer der Truppe Effekt sind dreimal in der Manege vertreten. Als Springer und Breakdancer sowie mit einer effektvoll verkauften Feuershow. Adriana Folco reitet zu Beginn eine Hohe Schule auf einem Friesen im spanischen Stil. Nach der Pause folgt eine Freiheitsdressur mit vier Friesen. Schlußnummer und Programmhöhepunkt ist ihr Auftritt mit der Elefantendame Baby, mit der sie schon seit vielen Jahren in vielen großen europäischen Circusunternehmen brillierte. Darüber hinaus ist sie eine charmante Manegensprecherin in ihrem Weihnachtscircus. Wie sie uns im Gespräch und auch im Finale mitteilte, versteht sie diesen Circus als Hommage an ihre, vor einigen Jahren auf der Anreise zum Offenburger Weihnachtscircus verunglückte Mutter Franziska, die ganz in der Nähe ihre letzte Ruhestätte fand.