Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
GELSENKIRCHENER WEIHNACHTSCIRCUS
Gelsenkirchen, 31. Dezember 2012

www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de
Der Gelsenkirchener Weihnachtscircus gehört zu den traditionsreichsten Events seiner Art. Bereits zum sechzehnten Mal in ununterbrochener Folge veranstaltete Reinhard Probst mit seiner Familie das wohl größte Weihnachtscircus-Spektakel im Herzen des Ruhrgebiets.
Prachtvoll geschmückt verbreitet sich bereits im Außenbereich ein Weihnachtsflair, wie es andernorts kaum zu bemerken ist. Der ganze Außenbereich, von der Straße bis zur Fassade ist mit unzähligen Weihnachtsbäumen geschmückt. Die Gassen zwischen den Wohnwagen und die Kuppeln der Zelte weisen vielfältigen Weihnachtsschmuck auf und in der Dunkelheit erstrahlen tausende Lämpchen an Lichterketten und Netzen, das gesamte Circusgelände stilvoll illuminierend.
Ein großes Zweimasten-Chapiteau mit Holz-Pendeltüren dient als Vorzelt. Auch hier funkelt und glitzert es und die Weihnachtsstimmung ist mit Händen zu greifen. Große Tannen und die Marktstände, die entlang des Rondells angeordnet sind, sind üppig geschmückt. Ein gemütliches Circus-Café ergänzt das Ensemble.
Auch im Chapiteau sind Bühne und Artisteneingang in weihnachtlichen Glanz getaucht.

Auf der Showtreppe der Bühne sitzt Clown Rudi Brukson und blättert versunken in einem Programmheft - bis er von einem "Chinesischen Löwen" aufgeschreckt wird. Den beiden gehört die Manege solange, bis der vom Weihnachtsmann gelenkte Pferdeschlitten mit der Stimme des Gelsenkirchener Weihnachtscircus, Moderatorin Carmen Leyseck einfährt. In einem prachtvollen Kostüm heißt die charmante Ringmasterin ihr Publikum „herzlich willkommen“. Schon im anschließenden bunten Charivari offenbart sich die große Zahl der Mitwirkenden Artisten des diesjährigen, hochstehenden Programms.
Stefanie Probst und Loik Teutsch reiten gemeinsam eine ausdrucksvolle Hohe Schule. Mit Schwung und Können werden die Elemente dargeboten. Im zweiten Teil der Nummer offenbart Loik Teutsch sein Können als „spanischer Hirtenreiter“, der mit einem langen Holzstab Muster in den Manegensand zeichnet.
Die Castillo Brothers, Mitglieder der kubanischen Havanna Troupe, unterhalten mit einer Vielzahl verschiedener Handstände und Kaskaden auf, unter und um einen Tisch.
Clown Rudi Brukson bringt im Laufe der Show verschiedenste Reprisen zu Gesicht. Schön, dass auf die allzu oft gespielten „Standard“-Szenen verzichtet wird und stattdessen originelle Eigenkreationen zu sehen sind. Zunächst stellt Brukson sein Geschick beim jonglieren unter Beweis. Zusammen mit seiner Partnerin Irina, diese ist die Magierin, wird ein Aquarium „weggezaubert“. In einer weiteren Szene steht ein  mannshoher Kunststoffapfel in der Manege und als der Clown sich diesem nähert, schaut ein „Wurm“ aus seinem Loch. Die klassische Ballett-Reprise einer Ballerina mit ihrem Partner nimmt schon bald eine unerwartete Wendung und drei beleibte Herren aus dem Publikum finden sich im Tutu in der Manege wieder.

Getreu dem Programmmotto wechseln westliche und fernöstliche Artisten einander mit ihren Darbietungen ab.
Die Chinesin He Yuan balanciert auf einem Einrad und baut mit gezielt per Fuß hochgeschleuderter Schalen, einen kleinen Turm auf ihrem Kopf auf. Zielsicher befördert sie jeweils eine, zwei, drei und vier Schalen auf einmal in ihre Position. Dann steigert die Artistin den Schwierigkeitsgrad und steigt mit ihrem Rad auf eine große, in einer Führung liegende Kugel. Nun erfolgt der gleiche Ablauf noch einmal longengesichert.
Tony Erblay begeistert das Publikum mit äußerst kraftvoll ausgeführten Evolutionen am Mast. Auf der Spitze des etwa mannshohen, freistehenden Requisits werden Handstände und Einarmer in exzellenter Weise ausgeführt. Eindrucksvolle Absteher erfolgen in großer Zahl.
Das Duo Daring Jones, Rebecca Birge und David Jones, präsentiert eine exzellente und äußerst risikoreiche Kür am Trapez. Auf jedwede Sicherung verzichtend, werden Voltigen und Umschwünge ausgeführt, bei denen die beiden Artisten wechselweise freischwebend weder Requisit noch Partner berühren. Mit ihrer tempogeladen Darbietung, die völlig ohne Pause gearbeitet wird, erreichten die beiden US-Amerikaner 2011 das Finale der Casting-Show „America's got talent“, dem Pendant unseres „Supertalents“. Eine solche Darbietung sieht man heutzutage mehr als selten.
Antonio Smiek ist mit einer nicht oft zu erlebenden Freiheitsdressur von Bisons zu Gast im Weihnachtscircus. Nachdem die Manege  mit einer Art „Zentralkäfig“ versehen wurde, reitet der als Indianerhäuptling gekleidete Smiek einige Passagen auf seinem weißen Hengst. Nun kommen die vier Bisons in die Manege gestürmt und laufen mit Tempo ihre verschiedenen Figuren, ähnlich einer guten Pferdefreiheit.
Noch vor der Pause erleben wir die zweite Luftdarbietung dieses Programms. Die Truppe Wuqiao zeigt ihre akrobatischen Flüge an Bungees. Zum Höhepunkt des Auftritts umrunden vier Artisten, an ihren Gummiseilen schwebend, zur gleichen Zeit das Requisit.

Die acht Artisten/Innen der kubanischen Havanna Troupe eröffnen, in Indianerkostümen, den zweiten Programmteil mit ihrer Akrobatik am doppelten Reck. Zwei auf erhöhten Plattformen stehende Fänger ermöglichen Handvoltigen und erweitern die Flugmöglichkeiten.
Die chinesische Kontorsionistin Wang Li bietet mit ihrer traditionellen „Schlangenmädchen“-Nummer eine der wenigen ruhigen Darbietungen des Programms. Bis zu fünf Kerzenleuchten balanciert die junge Artistin auf Händen, Füssen und der Stirn, während sie eine dreihundertsechzig Grad Drehung um die Längsachse ihres Körpers vollführt.
Sergui Musanu kämpft gegen die Widerspenstigkeiten seines „unreitbaren“ Apportierpferdes. Dieses arbeitet sehr selbständig und perfekt auf kleinste Zeichen hin mit und so erleben wir eine schwung- und humorvolle Darbietung. Mit einem stimmigen Todlieger findet diese equestrische Komödie ihren gelungenen Abschluss.
Wie gewohnt präsentiert Stefanie Probst eine erstklassige Freiheitsdressur mit vier weißen Arabern und vier Friesen. Perfekt erfolgen die Abläufe der attraktiven Dressurfolge. Dann nimmt die erfahrene Dresseurin vier großrahmige Ponys hinzu und arbeitet gekonnt mit dem Zwölfer-Zug. Furiose Da Capo Steiger runden dieses Highlight der Pferdedressur stimmungsvoll ab.

Den absoluten akrobatischen Höhepunkt der Show bietet Ren Yanan auf dem Schlappseil. Mit unglaublicher Sicherheit und Selbstverständlichkeit werden auch die schwierigsten Tricks ausgeführt. Der Lauf über das weit ausschwingende Seil, Einarmer, Handstand auf einer Leiter, Einradfahrt im Schulterstand, Balance quer zum schwingenden Seil – völlig einerlei welchen Trick wir sehen, alles wirkt unglaublich spielerisch und leicht.
Vor dem großen Finale ist ein weiterer Auftritt der Havanna Troupe platziert. An der Russischen Schaukel zeigen die acht Artisten eine Reihe hoher und weiter Flüge, deren spektakulärster in einem Sessel gelandet wird.
Zum letzten Mal füllt sich die Manege, stellen sich alle Artisten dem Publikum vor. Carmen Leyseck spricht die Abschiedsworte und das sehr zahlreiche Publikum feiert die Artisten mit frenetischem Beifall.
Die Familie Probst bietet mit ihrem aktuellen Weihnachtscircus ein hochkarätig besetztes, klassisches Circusprogramm, dass alle Wünsche erfüllt. Stimmungsvoll und temporeich ohne Schnörkel präsentiert, bietet man erstklassigen Circus und die Erwartungen der Besucher werden mehr als erfüllt. Bereits heute darf man gespannt auf die kommende, siebzehnte Ausgabe des Gelsenkirchener Weihnachtscircus sein, für die Moderatorin Carmen Leyseck ein völlig neues Programm ankündigt.
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