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Text und Fotos Friedrich Klawiter
FLICFLAC
Koblenz, 15. April 2016

http://flicflac.de
Zum dritten Mal in den fünfundzwanzig Jahren seines Bestehens machte FlicFlac in Koblenz Station und mit Eintritt in den mobilen „Knast“ bekamen die Besucher in der Rhein-Mosel-Metropole die „HÖCHSTSTRAFE“ geboten.
Die markanten gelb-schwarzen Zeltanlagen waren auf dem Messegelände am Wallersheimer Kreisel aufgebaut. Der Platz reichte aus, das Circusmaterial aufzunehmen, da ein Teil des Geländes mit den Containern einer Flüchtlingsunterkunft belegt ist.
Ein hoher Metallzaun, in dessen Feldern großformatige Abbildungen ehemaliger FlicFlac-Darbietungen angebracht sind, umgibt den Circus. Einzig der schwarze Kassenauflieger und der Barwagen sind außerhalb des Zaunes platziert.
Das im Innern völlig schwarze Vorzelt beherbergt die verschiedenen Verkaufsstände der Restauration, sowie eine Anzahl mit Hussen bezogener Sitzgruppen. Hinter einem raumhohen Vorhang, in den eine Reihe „Dixie-WC“ als Türen integriert sind, hat der luxuriöse und bestens bekannte Toilettenwagen seinen Platz. Ein breiter Tunnel verbindet Foyer und Spielzelt. Ein für FlicFlac typisches, extrem steil ansteigendes vierzehnreihiges und mit Einzelstühlen bestücktes Gradin steht für die Besucher bereit. Eine raumhoch zwischen dem hinteren Mastenpaar gespannte schwarze Stoffbahn versperrt zu Beginn den Blick in den Hintergrund der Drehbühne, deren Bodenbelag rissigem Beton nachempfunden ist.
Die Lichtanlage ist im Bereich Circus einzigartig. Eine große ringförmige, in der Höhe verfahrbare Metallkonstruktion mit beweglichen Auslegern hängt über der Bühne und trägt eine enorme Anzahl hochmoderner Beleuchtungskörper.
Zu weiten Teilen wird die Show von einer Band unter Sam Beck und der Sängerin Caro Kunde begleitet. Man setzt auf einen überwiegend rockigen Sound, der in Passagen auch an Rammstein-Sound  erinnert.

Passend zum Thema „Gefängnis“ treten Einlasspersonal, bzw. Requisiteure als in Erscheinung und die Artisten tragen einheitliche „Anstaltskleidung“. Die Insassen des Baus sind beim Hofgang auf der Bühne versammelt und vertreiben sich einzeln oder in Grüppchen die Zeit, als plötzlich eine Rangelei entsteht und zwei Männer handgreiflich werden. Mit dieser Szene startet das Duo Dima & Dima seine temperamentvoll vorgetragene Hand-auf-Hand Darbietung. Sie arbeiten ein breites Spektrum unterschiedlicher Tricks des Genres. In erstklassiger Ausführung erfolgen die vielfältigen Handstände und ein von den Schultern des Untermannes gesprungener Salto wird auf ebendiesen auch sicher gelandet.

Nach diesem furiosen Auftakt fällt der schwarze Stoff im Hintergrund der Bühne und gibt den Blick frei auf den Zellentrakt des Gefängnisse. Je vier Zellen mit vergitterter Front bilden zwei hohe Türme, die in der obersten Ebene mit einer Brücke aus drei Zellen verbunden sind. Hier oben logiert die Band und die Sängerin performt auf einem schmalen Gang vor den Zellen.
Zwei Mal sind die Artisten um Truppenchef Pavel Apostol Horbacz zu erleben. Zunächst zeigen sie einen rasanten Act auf dem Fasttrack. Saltos und Flickflack werden in den verschiedensten Kombinationen auf dem Luftkissen gesprungen. Wenig später agiert die Truppe auf der Russischen Schaukel. Die ersten Sprünge erfolgen zum Stand auf einem Kissen und im zweiten Teil der Darbietung führen weite Flüge quer über die gesamte Bühne in ein Netz, dass vor den vorderen Stuhlreihen gespannt ist.

Nicolai Kuntz ist als erster Künstler in der hohen Kuppel des FlicFlac-Chapiteau zu erleben. Rasant präsentiert er Longen gesichert eine Vielzahl Saltos, Pirouetten und Abfaller am Schwungtrapez.
Seine temporeiche Diabolojonglage, die viele hochkarätige und sicher vorgetragene Routinen beinhaltet, erleben wir im zweiten Programmteil

Hubertus Wawra - „ich bin der Arsch für die Umbaupausen“ - ist seit Jahren immer wieder in FlicFlac-Produktionen zu erleben. Als „Master of Hellfire“ passt er mit seinen Feuerspielchen perfekt in den Rahmen der Show und kommentiert sein Tun mit ungehemmt fließendem, sächsisch eingefärbtem Redeschwall. Ein Plateau-Schuh von noch nie gesehener Höhe lässt normales gehen kaum noch zu, ersetzt jedoch perfekt eine Fußstütze beim Gitarre spielen. Mit einem monströsen Flammenwerfen - „der ist noch aus der Zone“ - hantiert er vor der Pause und gibt vor, einen gezielten Feuerstoß auf eine von einer Zuschauerin gehaltene Zielscheibe abgeben zu wollen. Dies entpuppt sich jedoch als Tafel mit der die junge Frau im Stil eines Nummerngirls die Pause verkünden darf.

Lachsalven löst Steve Eleky mit seinen beiden Auftritten aus. Zunächst präsentiert er seine Comedy-Jonglage, noch im Schotten-Outfit da er „der neue Gefangene, der seine Anstaltskleidung abholen soll“ ist. Später sehen wir ihn mit seiner sehr speziellen Magic-Show. Sein Markenzeichen - „Spaaaaß“ - lässt die Besucher stets vor Begeisterung kreischen.
Eine voll vergitterte Zelle rotiert langsam auf der Drehbühne. Die Insassin, Ira Rizaeeva, windet sich an den Gitterstäben entlang, dann beginnt sie mit roten Tennisbällen zu jonglieren. Boden und Seiten der Zelle sind hinter den Gittern mit Acrylglasplatten belegt und diese nutzt die Artistin als Bande für ihre Jonglage. Bis zu sechs Bälle sind zur gleichen Zeit im Spiel und finden immer wieder, über mehrere Banden gespielt sicher in die Hände der Jongleurin zurück.
Julia Galenchyk arbeitet eine Luftnummer an Netzstrapaten. In großer Höhe erfolgen die ungesicherten und teils risikoreichen Tricks, wie z. B. Nacken- und Zehenhang an einem Fuß. Eine Reihe spektakulärer Abfaller komplettiert die Trickfolge.


Zu Beginn des zweiten Programmteils steht die rasante Rollschuh-Artistik des Duo Dandino & Luciana im Mittelpunkt eines großen Schaubildes. Die Artisten-Crew gruppiert sich um brennende Benzinfässer, auf dem im Takt der Musik getrommelt wird, im Hintergrund der Bühne und Sängerin Caro Kunde begleitet den Auftritt vom mittleren Treppenaufgang aus. Die beiden argentinischen Artisten präsentieren in hohem Tempo und erstklassiger Ausführung viele gängige Tricks.
Die Elemente Feuer und Wasser bezieht Laura Miller in ihre eindrucksvolle Luftdarbietung am Ringtrapez ebenfalls mit ein. Immer wieder senkt sich das Requisit aus der hohen Kuppel und die Artistin taucht in ein voluminöses gläsernes Wasserbassin ein, nur um im nächsten Augenblick wieder hoch in die Luft zu schweben. Ein Sprung aus einigen Metern Höhe in die mit hell lodernden Flammen bedeckte Wasserfläche bildet den effektvollen Schlusspunkt des Auftritts.
Romantisch-sinnliche Momente schafft Larissa Kastein mit ihrem Pole Dance. Ein Häftling träumt in seiner Zelle von seiner Freundin, die die  versierte Artistin verkörpert. Zum französischen Chanson „Je suis malade“ erfolgen die vielseitigen Aktionen an der Stange.
Das Duo Turkeyev bietet leistungsstarke Partnerakrobatik an den Strapaten. Die teils riskanten, kräftezehrenden Tricks, die auch den weiblichen Part als Porteur sehen, werden ohne Sicherung gearbeitet. Zum spektakulären Höhepunkt der Darbietung schwebt die Artistin freihändig im Spagat in der Kuppel, als sie plötzlich einen Fuß aus der Schlaufe gleiten lässt und kopfüber in die Tiefe zu stürzen scheint.

Riskante und spektakuläre Stunts sind fester Bestandteil aller FlicFlac-Shows und so kündigt auch hier der auf des „Globe of Speed“ den nahenden Höhepunkt der Veranstaltung an. Ziehen zu Beginn drei Fahrer ihre Bahnen in der Stahlgitterkugel, steigert sich deren zahl bald darauf auf fünf. Waghalsige Manöver auf kreuzenden Bahnen werden souverän absolviert. Schließlich steigert sich an diesem Abend unter den erstaunten Reaktionen der Besucher die Zahl der Fahrer auf acht.
Den besonderen Kick bieten anschließend die vier verwegenen Truppenmitglieder der „MAD Flying Biker“. Auf Motocross Maschinen fliegen sie hoch über die Motorradkugel durch die gesamte Länge der Kuppel des Chapiteau. Aus dem Vorzelt nehmen sie Anlauf und über eine steile Rampe, sie ragt nun an Stelle der mittleren Treppe ins Gradin, beginnt der Flug zwischen den Stuhlreihen und führt quer durchs Zelt bis vor die Zellenkulisse, in deren breiter Öffnung die Aufsprungrampe hochragt. Mit jeder Serie ihrer Flüge steigert sich deren Schwierigkeitsgrad. Die risikobereiten Piloten stellen die Füße auf dem Lenker ab, stellen die Maschine quer zur Flugrichtung, schweben die Maschine nur noch mit einer Hand oder Fuß berührend über dem Krad, fliegen gar die Maschine loslassend frei durch den Raum. Mit einem Backflip, einem Rückwärtssalto mit samt dem Motorrad, erreichen die tollkühnen Sprünge ihren Höhepunkt.

Zum Finale versammelt sich die gesamte Truppe auf der Bühne um den nach oben schwebenden Globe. Man klascht einander ab und nachdem sich Applaus, Jubel und Standing Ovations der zahlreichen Besucher gelegt haben, leert sich die Spielfläche rasch.