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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE EUROPA
Mont St. Martin, 14. September 2024

https://cirqueeuropakrosem.wixsite.com
Seit Jahren tourt Sacha Krosemann mit seinem veritablen Familiencircus durch Frankreich. In letzter Zeit hielt das schmucke Unternehmen einige Plätze nahe der Grenze zu Belgien und Luxemburg.
In Mont St. Martin war der Circus auf dem Parkplatz eines riesigen Auchan Supermarkt aufgebaut.
Blau-weiß-rot, die französischen Nationalfarben sind auch die Hausfarben des Unternehmens. Das Zwei-Masten Chapiteau trägt ein blau-rotes Streifendekor mit feinen weißen Applikationen und weist eine enorm hohe Kuppel, die von drei Spitzen gekrönt wird, auf. Sechs extrem hohe Quaderpools geben der mächtigen Kuppel Volumen und lassen den Zeltbau optisch an Größe gewinnen.
Der kombinierte Fassaden- und Kassenwagen ist mit lebhaften großformatigen Circusmotiven in Airbrushtechnik gestaltet und lädt zum Besuch. Ein weißer Staketenzaun mit Lichterbögen und zahlreichen Fahnen komplettiert die Front. Die schweren Zugmaschinen und Jumbo-Anhänger sind strahlend weiß, mit roten Fahrgestellen und blauen Fahrerkabinen und Dachkanten, lackiert. Großformatige Logos mit dem Circusnamen zieren die Seiten der Kofferaufbauten.
Der moderne große Raubtierwagen hat seinen Platz gleichfalls in der Front des Unternehmens. Er bietet einem Golden Tabby und weiß erwachsenen weißen Tigern sowie zwei Jungtieren eine geräumige Unterkunft. Für die weiteren Circustiere – Kamele, Lamas und Zebras – sind Ställe und Auslauf aufgebaut.
Ein raumhoher eleganter Artisteneingang aus edlem roten Samt beherrscht das Innere des Zeltes. Feine rote Logen und ein fünfreihiges Bankgradin füllen den Raum um die Manege. Die „Confiserie“ des Circus hat gleichfalls ihren Platz im Zelt.
Mit einem stimmigen Lichtdesign, die Anlage ist ausschließlich mit modernen Leuchtkörpern ausgestattet, und reichlichem Einsatz von Bühnennebel wird ein erstklassiges Umfeld mit sehr viel Atmosphäre geschaffen. Auch die Tonanlage zeigt sich extrem leistungsstark. Die Musikauswahl ist vielseitig, erstreckt sich klassischen Klängen über Rockballaden von Queen bis hin zu südamerikanischen Melodien, und sehr gut auf das Manegengeschehen abgestimmt.

Die Vorstellung beginnt mit dezenter Verspätung, da es einige Zeit in Anspruch nimmt bis alle Besucher einen Platz auf den restlos gefüllten Rängen gefunden haben und genügend zusätzliche Stühle aufgestellt sind.
Direktor Sacha Krosemann übernimmt die Aufgabe des „Monsieur Loyal“, begrüßt sein Publikum und gibt die Manege für die erste Darbietung frei.
Getreu der Tradition des französischen Circus ist der Zentralkäfig bereits errichtet und Sacha Krosemann jr. präsentiert die drei Tiger des Hauses. Souverän lässt der junge Tierlehrer den trickstarken Auftritt ablaufen. Die vielen verschiedenen Tricks – Pyramide, Teppich, aufrichten am Gitter, Hochsitzer, Balkenlauf, mehrfaches überspringen eines Tieres – erfolgen in erstklassiger Weise. Ein weiter Sprung über die „Tigerbar“ und ein Hochsitzer auf dem Rücken eines zweiten Tigers sind weitere attraktive Elemente der Dressurfolge, die in einem gelungenen Vorwärtssteiger ihren Höhepunkt findet.
Der Abbau des Zentralkäfigs, der rasch vonstatten geht, wird genutzt per professioneller Tonaufnahme Informationen zu Haltungsbedingungen von Raubtieren im Circus und deren Überwachung durch die zuständigen Behörden dem Publikum zu vermitteln.
Lenny Krosemann überzeugt mit variantenreichen und sicher vorgetragenen Tempo-Jonglagen. Er beginnt seinen Auftritt mit Ringen, von denen er bis zu acht zur gleichen Zeit in der Luft hält. Vier Bälle sind die folgenden Requisiten, dann folgen abwechslungsreiche Routinen mit drei, vier und fünf Keulen. Den effektvollen Abschluss der Darbietung gestaltet der junge Mann mittels per LED-Technik bunt leuchtenden Keulen.

Zwei weitere Dressur-Darbietungen sehen Direktor Sacha Krosemann in Aktion. Zunächst sind drei Kamele in vielseitigen Aktionen zu erleben, ehe im zweiten Programmteil zwei Lamas ihr erlerntes Können zeigen.
Am Luftring erobert Miss Christina die hohe Kuppel des Chapiteau. In harmonischer Weise reiht sie die verschiedenen Posen aneinander.
Sacha jr. agiert gekonnt und temperamentvoll auf der Rola Rola. Sicher erfolgen die Balancen, u.a. ruht das Rollbrett auf einem Ball, bzw. türmen sich mehrere Ringe und Rollen aufeinander,  auf dem labilen Untergrund. Schließlich errichtet er aus Kegeln und Brettern einen Turm von acht Etagen und balanciert auf diesem fragilen Gebilde in großer Höhe.

„Clown Pauli“ - Lenny Krosemann – und sein Gegenspieler Sacha Krosemann jr. sind in zwei umfangreichen und höchst temperamentvoll ablaufenden Entrees zu erleben. Nach wortreichem Vorgeplänkel bittet der August vier Besucher auf den vier Stühlen Platz zu nehmen, um diese unter dem Jubel der jungen Besucher zu entfernen.
„Musik machen ist verboten“ heißt es streng im zweiten Auftritt von Seiten des Sprechers. Doch „Clown Pauli“ hat die Kinder, die er immer wieder anstachelt mit wildem und lautem Gejohle an dem Spaß teilzunehmen – und die diesen Aufforderungen mit Begeisterung und aller Kraft nachkommen – auf seiner Seite und findet immer wieder eine Möglichkeit die Anordnung zu unterlaufen.

Das finale Highlight bieten die „Frères Krosemann“ auf dem Todesrad. In hohem Tempo absolvieren Sacha jr. und sein Bruder Lenny die umfassende Trickfolge. Aufschwung außen am Rad und vielseitige riskante Sprünge in den Kesseln prägen den Beginn des Auftritts. Blindlauf, Seil springen auf der Außenbahn und hohe Absprünge werden publikumswirksam in Szene gesetzt und sorgen für reichlich Nervenkitzel und feuchte Hände auf den Rängen.
Im kurzen Finale offenbart sich, das dieses abwechslungsreiche und sehenswerte Programm von nur vier Personen gestaltet wurde. Mit Können und Einsatzbereitschaft sowie großer Spielfreude betreibt die Familie Krosemann ihren Circus und bietet in einem feinen Ambiente gut zwei Stunden besten traditionellen Circus.