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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS CROCOFANT
Crailsheim, 12. Juli 2014

www.circuscrocofant.de
In Crailsheim war der Circus Crocofant auf seiner immer wiederkehrenden Tour durch Süddeutschland zu Gast. Das Reisegebiet des Circus von Francois Meise beschränkt sich im Wesentlichen auf die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, wobei alljährlich wechselnde unterhaltsame Programme geboten werden.
Der Circus war auf dem städtischen Festplatz großzügig aufgebaut und die dekorative Front empfängt die Besucher. Zierliche Edelstahl-Gittersäulen, die des abends von unten mit blauen Strahlern illuminiert werden, tragen zweiarmige Kugelleuchten. Zwischen den Säulen sind Kunststoffplatten, die reliefartig einen Clownskopf tragen, angebracht. Der Namenszug in gelber Leuchtschrift über dem Eingangsportal komplettiert das Arrangement.
Attraktiv stellt sich der, zu größten Teilen aus den typischen Tonnendachwagen - die einst das Bild deutscher Circus prägten – bestehende Fuhrpark dar. Alle Fahrzeuge sind perfekt cremefarben mit roten Dächern und blauen Absetzungen lackiert. Einige Wagen sind mit Circusmotiven im Stil von Karikaturen verziert. Mächtige neue Zugmaschinen stehen für die Transporte bereit.
Das leuchtend rote, mit weißen Applikationen versehene, Vier-Masten-Chapiteau wird von einer hohen, achteckigen Kuppel, die ringsum den Circusnamen trägt, gekrönt. Der hintere Teil des Circusplatzes ist der Raubtieranlage der Familie Muderak sowie den Ställen der Familie Probst und Marcel Krämer vorbehalten. Die Wohnwagen nehmen den restlichen Raum ein.
Ein großer Artisteneingang aus dunkelrotem Samt, Leuchtpiste, dekorative Logen und ein siebenreihiges Bankgradin strukturieren das im Innern blaue Zelt. Die Tonanlage zeigt sich leistungsstark, genauso wie die Lichtanlage. Mit sieben Scannern und zahlreichen Scheinwerfer zaubert Adriano Meise ein erstklassiges Lichtdesign und setzt die Show gekonnt in Szene.

Clown David legt im Zentralkäfig letzte Hand an, „findet“ eine Uniformjacke und träumt von einer Karriere als Raubtierdompteur. Damit er endlich den Käfig verlässt und die Show beginnen kann, verspricht ihm Direktor Francois Meise, dass er „morgen“ die Raubtiere präsentieren darf. Nach der Begrüßung durch Direktor Meise, der im weiteren Verlauf des Abends als ruhiger und sachlicher Moderator durch das Programm führt, ist es nun an Yvonne und Knut Muderak die Nummernfolge zu beginnen.
Drei Löwinnen und zwei Tiger gehören zu dieser Dressurgruppe. Flüssig und routiniert läuft die umfangreiche Trickfolge ab. Hochsitzer am Platz, Balkenlauf,  Pyramide und Sprünge gehören u. a. zum Repertoire. Mit einem kurzen Mundstab und einem Stückchen Fleisch zeigt Yvonne Muderak den "Todeskuss".. Rasante weite Sprünge von Postament zu Postament und über andere Tiere hinweg zeigen die Raubkatzen voller Eleganz. Das aufrichten auf der Hinterhand einer Löwin beendet die Darbietung.

Rebecca und Yuri arbeiten hoch unter der Kuppel die erste von zahlreichen ansprechenden Luftnummern des Programms. Beide Akteure glänzen mit kraftvoll ausgeführten Halte- und Partnertricks an den Strapaten. Weite Flüge runden die, in eine kleine Love-Story eingebundene Darbietung, gelungen ab.
Im zweiten Programmteil sehen wir Yuri Antoniv mit einem gelungenen Auftritt auf dem Trampolin wieder. „Auf komisch“ verpackt erfolgen die zahlreichen Tricks zur Freude des Publikums in erstklassiger Ausführung.
Clown David ist mit seinen Reprisen der rote Faden im Programm. Zunächst jongliert er mit drei Zigarrenkästchen, dann fordert der Chef des Hauses, dass er mit zehn Kästchen hantieren soll. Nach einigen „Missgeschicken“ gelingt es ihm, mit entsprechendem Druck und Geschwindigkeit die Reihe quer zu stapeln.
In einem weiteren Auftritt präsentiert er zwei Stachelschweine. Die possierlichen Nagetiere gelangen mittels eines kleinen „Circuswagen“ in die Manege. Sie laufen durch eine Röhre, überqueren eine Planke, übersteigen Hindernisse und stellen auf Kommando ihr Stachelkleid auf. Alleine auf Grund ihrer Seltenheit in den Manegen erzeugen sie einen Aha-Effekt auf den Rängen. Als „Exhibitionist“ verkündet er die Pause.
Leichtmatrose David „paddelt“ in seinem „Boot“ in die Manege. Als kurz darauf der weiße Hai im Schiff auftaucht entspinnt sich ein wilder Kampf, aus dem selbstverständlich der Clown als Sieger hervorgeht.


Marcel Krämer präsentiert zwei ungewöhnliche, erstklassig gearbeitete Dressurdarbietungen. Fünf Esel tummeln sich im roten Ring derweil der „Ghostrider“ auf seinem Mustang in die Manege prescht. Nach einer gelungenen Levade präsentiert er zahlreiche Tricks mit dem Lasso. Unterdessen laufen die Esel weiter, scheinbar vollkommen selbständig, ihre Freiheitsfiguren. Die Da Capo Steiger eines Ponys beenden den gelungenen Auftritt. Im zweiten Programmteil präsentiert der versierte Dresseur zwei Bisons. Die imposanten Tiere laufen gelassen ihre vielfältigen Figuren. Sie verharren auf Tonneaus und ein Mustang umrundet die Szene, bietet einen Steiger und zeigt das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderbeinen. Auf dem Tonneau ist auch direkter Körperkontakt des Vorführers mit einem Tier möglich. Mit der Abnahme von Leckerlis aus den Händen von Logenbesuchern verabschieden sich die Bisons aus der Manege.
Miss Tanja arbeitet eine anmutig gestaltete Handstandequilibristik. Tänzerisch fließende Übergänge verbinden die unterschiedlichen Handstände und zu einem harmonischen Ablauf. Die kraftvolle und dynamische Ausführung der Tricks verleiht der Darbietung den nötigen Drive. Im weiteren Programmverlauf erleben wir die versierte Artistin an den Tuchstrapeten. Auch in diesem Genre versteht es Miss Tanja mit Charme und Können ihr Publikum zu begeistern.

Der zweite Programmteil beginnt mit der ausgezeichneten Freiheitsdressur von Kevin Probst. Der zweiundzwanzigjährige Vorführer, ein Enkel des bekannten Dresseurs Rüdiger Probst, bringt sechs prächtige, mit üppigen roten Puscheln geschmückte Schimmelhengste in die Manege. Die vielfältigen Figuren werden äußerst harmonisch, flüssig und flott ausgeführt. Kevin Probst verzichtet bei seiner Darbietung auf eine Chambrière, er dirigiert die edlen Rösser in erster Linie mit seiner Körpersprache und Stimme sowie mit dezentem Einsatz einer Gerte. Natürlich findet der erstklassige Auftritt mit einem temperamentvollen Da Capo Steiger seinen gelungenen Abschluss.

Dimitri Delporte ist es vorbehalten in beiden Programmteilen die finale Darbietung zu arbeiten. Zuerst erleben wir ihn auf dem Hochseil. Sicher und gekonnt werden u. a. Stand auf einem Bein, niederknien, Lauf in einem Reifen und rücklings abliegen auf dem Seil geboten. Die Balance auf einem frei auf dem Seil stehenden Stuhl stellt den Höhepunkt des Auftritts dar.
In seiner zweiten Nummer zeigt der junge Artist sein Können auf dem Todesrad. Temperamentvoll setzt er das Requisit in Bewegung und zeigt zunächst eine Reihe verschiedener Aktionen in einem Kessel. Ein Handstand auf der Außenbahn, im Zenit der Rotationsbahn schließt sich an. Seil springen und Scheinstürze auf der Außenbahn sowie ein Blindlauf steigern den Nervenkitzel für die Zuschauer und sind weitere Höhepunkte der Darbietung.

Gradlinig und straff wie der Programmablauf ist auch das Finale ausgerichtet. Die Mitwirkenden stellen sich entlang der Piste auf und werden namentlich vorgestellt. Winkend zieht sich das Ensemble zurück, nachdem es den wohlverdienten Schlussapplaus entgegen genommen hat.
Nach rund zwei Stunden verabschiedet Direktor Francois Meise ein überaus zufriedenes Publikum, dass mit einem geschickt zusammengestellten Programm, welches gute Artistik und Clownerie mit erstklassigen und ausgefallenen Tierdarbietungen vereint, bestens unterhalten wurde.